Wirken die verschärften Corona-Maßnahmen oder nicht? Das zuletzt aufgetretene Chaos bei den Meldungen der Infektionsfälle macht die Prognosen unmöglich. Trotzdem könnte die Regierung am Wochenende einen neuen Lockdown verkünden.
Leere Straßen, geschlossene Geschäfte, Kinder und Eltern im Home-Schooling bzw. -Office - und wirtschaftliche, gesellschaftliche sowie psychische Folgen, die Österreich noch lange nach der Corona-Krise beschäftigen werden: Vor acht Monaten schickte die Regierung das Land in den ersten Lockdown. Getragen von einer breiten Unterstützung aus Opposition und Gesellschaft. Damals war alles neu, das Verständnis für Unwissen und drastische Maßnahmen da. Heute, acht Monate später, stehen ÖVP und Grüne wieder kurz davor, Österreich herunterzufahren.
Voll-Lockdown ab Montag?
Schon am Wochenende, so erfuhr die „Krone“, soll ein neuer Lockdown bekannt werden und nächste Woche in Kraft treten. Die möglichen Eckpunkte: Der Handel sperrt zu, die Schulen wechseln wieder in den Distanzbetrieb. Um die Schulschließungen wird bis zuletzt gerungen. Von Sperren betroffen könnten auch wieder Friseure und andere Dienstleister sein, möglich ist eine Verschärfung der Ausgangssperren.
Die Empfehlung zum Home-Office könnte zur Pflicht werden, wo immer das möglich ist. Um die Risikogruppe zu schützen, sind Besuchsverbote in Alters- und Pflegeheimen bzw. Spitälern wahrscheinlich, einige Bundesländer setzen solche bereits um.
Grundlage sind fehlerhafte Daten
Getroffen wurde die Entscheidung zum zweiten Lockdown dem Vernehmen nach am Donnerstagabend. Man wollte abwarten, wie sich der „Lockdown light“ auf die Zahlen auswirkt. Die stiegen: Am Donnerstag gab es 9262 neue Fälle und 44 Tote.
Im Moment ist es nicht möglich zu sagen, ob eine Veränderung bei den Infektionszahlen auf die Maßnahmen zurückzuführen ist.
Peter Klimek, Physiker, Covid-Prognose-Team
Lockdown „einziges Werkzeug, das wir kennen“
Allerdings: Das Chaos bei den Nachmeldungen macht Rückschlüsse auf die Wirksamkeit schwierig: „Gerade jetzt, wo wir einschätzen müssen, ob weitere Maßnahmen nötig sind, ist es unmöglich zu sagen, ob die bestehenden wirken“, sagt Peter Klimek. Der Physiker ist Mitglied des Covid-Prognose-Teams. Fest steht: „Wir können ausschließen, dass die Fallzahlen drastisch heruntergehen. Ziel muss sein, sie zu senken - das einzige Werkzeug, das wir kennen, ist der Lockdown.“
Das Problem von nachträglichen Meldungen ist nicht neu, bisher konnten die Mathematiker das in die Zahlen aber einpreisen. Mit Anstieg der Fälle werden auch die Meldeschienen unzuverlässiger, Daten landen bis zu einer Woche verspätet im System. Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) arbeite man daran, das Problem zu beheben.
Ebenfalls am Donnerstagabend tagte die Ampelkommission. Neufärbungen gibt es, wenig überraschend, keine. Sie sprach sich für das Offenhalten der Schulen aus und legte ihren Fokus stärker auf die Neuinfektionen von Senioren und die Belegung der Intensivstationen.
Christoph Budin und Teresa Antonia Spari, Kronen Zeitung
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