11.10.2020 06:00 |

Spagat für Grüne

Wahltag in Wien: Aufatmen und Gelassenheit

Nicht nur Wien ist anders, auch die heutige Wahl in der Bundeshauptstadt ist anders als alle bisherigen Urnengänge. Wegen der Corona-Pandemie, aber auch wegen des Rekords an ausgestellten Wahlkarten. Auf Bundesebene ist vor allem bei den Grünen ein lautes Aufatmen hörbar, der Spagat zwischen der Koalition mit den Türkisen und jener mit der SPÖ in Wien war für die Öko-Partei nicht leicht zu bewältigen.

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Auf der einen Seite mussten die Grünen die ÖVP attackieren, Vizebürgermeisterin Birgit Hebein nannte die Türkisen sogar „unmenschlich“, auf der anderen Seite durften sie es natürlich nicht übertreiben, immerhin wird ja stets betont, wie gut die Zusammenarbeit auf Bundesebene funktioniere.

Ludwig hat laut Umfragen drei Optionen
Laut aktuellen Umfragen hat Wiens Bürgermeister Michael Ludwig drei Optionen. Er kann die Regierung mit den Grünen weiterführen oder sich der ÖVP (sehr unwahrscheinlich) oder auch den NEOS zuwenden. Letztere Variante wurde, je näher die Wahl rückte, umso eifriger und leidenschaftlicher diskutiert. Sehr zum Gefallen der SPÖ, die damit natürlich die Grünen unter Druck setzen konnte. Sollte sich Ludwig tatsächlich für die Pinken entscheiden, würde das der Öko-Partei auch auf Bundesebene einen Dämpfer verpassen.

Kaum Auswirkungen auf Bundespolitik
Sonst wird sich außerhalb Wiens wenig verändern. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wird den Wahlsieg der Wiener Roten nicht für sich verbuchen können, Ludwig bemühte sich, die Parteivorsitzende im Wahlkampf nicht vorkommen zu lassen. Kanzler Sebastian Kurz wird sich fragen müssen, ob Finanzminister Gernot Blümel, dem niemand abgenommen hat, dass er nach Wien gehen würde, der richtige Spitzenkandidat war. Und auch ob die Türkisen in ihrer Jagd nach blauen Stimmen nicht zu weit nach rechts gerückt sind.

Die Blauen sind am Boden
Die NEOS dürften wieder einmal einen Achtungserfolg verbuchen, ohne Regierungsbeteiligung nutzt das auf Dauer jedoch auch wenig. Bei den Blauen gibt es keinen Unterschied zwischen Bund und Land - sie sind am Boden. Gerüchte, dass Herbert Kickl statt Norbert Hofer an die Parteispitze rücken soll, halten sich hartnäckig.

Und Heinz-Christian Strache? Ob der tief gefallene Ex-Vizekanzler, der es sich in seiner Parallelwelt bequem gemacht hat, den Einzug in den Wiener Landtag schafft, darüber sind die Meinungsforscher uneins. Bei den Wahlkartenwählern dürfte Strache, der ja die Corona-Leugner ansprach, jedenfalls nicht punkten.

Doris Vettermann, Kronen Zeitung

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