Werte aus 30 Jahren

Studie: Österreicher immer größer und dicker

Österreich
16.09.2010 11:47
Seit 30 Jahren vermessen und wiegen Sportmediziner aus Niederösterreich regelmäßig Österreicher aller Altersklassen. Jetzt haben sie ihre Beobachtungen erstmals in eine umfassende Studie gepackt - und schlagen Alarm: Die Österreicher werden größer und schwerer, die Kinder immer dicker. Im Vergleich mit dem Jahr 1980 sind die Männer um zwei Zentimeter größer und vier Kilo schwerer geworden. Junge Frauen sind heute sogar um sechs Zentimeter größer und fünf Kilo schwerer als vor 30 Jahren. Auch der Körperfettanteil wird immer größer.

Rund 15.000 Personen (73 Prozent davon männlich) aller Altersklassen, vom Nicht- bis zum Leistungssportler, wurden in fast 30 Jahren für die Untersuchung des Instituts für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung in Maria Enzersdorf in Niederösterreich einer Körpervermessung unterzogen. 

Im Vergleich mit dem Jahr 1980 sind die verschiedenen Altersgruppen bei den Männern um je zwei Zentimeter größer und vier Kilogramm schwerer geworden. Der Körperfettanteil stieg bei den 18- bis 25-Jährigen von 13 auf 16 Prozent, bei den 55- bis 60-Jährigen gar von 17 auf 21 Prozent. Junge Frauen sind der Statistik nach heute um sechs Zentimeter größer und fünf Kilogramm schwerer als vor 30 Jahren, der Körperfettanteil stieg um drei Prozent. In der Gruppe der 55- bis 60-Jährigen ist der Anstieg bei Gewicht und Größe geringer, der Fettanteil erhöhte sich dafür um vier Prozent.

Im Durchschnitt misst heute eine 20-jährige Frau rund 171 Zentimeter, ein gleichalter Mann 180 Zentimeter.

Dramatische Entwicklung bei Kindern
Dramatisch in Sachen Gewicht und Körperfett ist die Entwicklung bei den Kindern: Allein in den vergangenen vier Jahren stieg die Zahl der Übergewichtigen unter den Zehn- bis Zwölfjährigen um 20 Prozent, so die Studie des IMBS, die am Donnerstag präsentiert wurde.

Obwohl nur ein kleiner Ausschnitt der Altersgruppe der Zehn- bis Zwölfjährigen untersucht wurde, sind die Ergebnisse alarmierend. An Wiener Sportmittelschulen wurden von 2004 bis 2006 1.100 Kinder vermessen, jedes Vierte hatte einen Körperfettanteil von mehr als 20 Prozent. Bei erneuten Untersuchungen im heurigen Jahr stellte sich dann heraus, dass der Anteil der Normalgewichtigen seit 2006 von 52 auf 34 Prozent gesunken und jener der Übergewichtigen von 24 auf 44 Prozent gestiegen ist. Statt jedem vierten ist nun fast jedes zweite Kind - und das in einer an sich vermutlich überdurchschnittlich trainierten Gruppe - übergewichtig, schildert Alena Kos, die beim IMSB für die Vermessungen verantwortlich war.

Im Vergleich aller Altersklassen gibt es nur eine Gruppe, in der der Fettanteil sinkt - bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 13 und 25 Jahren. Dies sei bedingt durch Wachstum und Pubertät, erklärt Kos. Danach verlangsame sich aber bereits der Stoffwechsel und die Aktivität werde geringer: "Mit 30 Jahren bekommen wir wieder Babyspeck", verwies sie auf die Fettanteile der Gruppen der Zehn- bis Zwölf- und 30- bis 35-Jährigen.

Nicht Ernährungs-, sondern Bewegungsproblem
"Wir entwickeln eine kranke Gesellschaft", bilanzierte Hans Holdhaus, Direktor des IMSB. Gesundheitliche Probleme, die früher mit 60 bis 80 Jahren auftraten, würden bald mit 30, 40 oder spätestens 50 Jahren in Erscheinung treten, meinte er. Anstelle eines Ernährungs- habe die Gesellschaft vielmehr ein Bewegungsproblem, denn sportliche Betätigung könne viele Ernährungsmängel ausgleichen.

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