Dezentrale Speicherung

Deutschland vollzieht Kehrtwende bei Corona-App

Digital
27.04.2020 08:55

Im Streit um eine Corona-App hat die deutsche Bundesregierung eine Kehrtwende vollzogen und setzt nun auf einen dezentralen Ansatz bei der Datenspeicherung. Dazu solle der Einsatz einer „konsequent dezentralen Softwarearchitektur“ vorangetrieben werden, betonen der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn und Kanzleramtschef Helge Braun.

Damit laufe es auf eine App hinaus, die „die in Kürze zur Verfügung stehenden Programmierschnittstellen der wesentlichen Anbieter von mobilen Betriebssystemen nutzt und gleichzeitig die epidemiologische Qualitätssicherung bestmöglich integriert“. Hintergrund ist Widerstand des US-Smartphoneanbieters Apple und Datenschutzbedenken gegen eine zentrale Lösung.

Wochenlange Debatten um Corona-App
Seit Wochen bemüht sich die deutsche Bundesregierung um die Einführung einer Corona-App zur Nachverfolgung von Infizierten und Ansteckungen. Ein entscheidender Streitpunkt ist die Frage, wo die Daten gespeichert werden und wer darüber Kontrolle hat. Während das bisher favorisierte Pepp-PT-Projekt in Deutschland eine zentrale Lösung verfolgt, also einen Abgleich der Daten über einen zentral verwalteten Server, gewann zuletzt das dezentrale Projekt DP-3T Anhänger. Dabei sollen die Daten auf den Smartphones selbst gespeichert werden. Die Nutzer sollen bei beiden Ansätzen einen Hinweis bekommen, wenn sie mit Infizierten länger in Kontakt gekommen sind. Dies soll helfen, die Infektionsketten beim Coronavirus zu unterbrechen. „Die Nutzung der App durch möglichst große Teile der Bevölkerung ist die Grundlage ihres Erfolges“, erklärten Braun und Spahn.

Die deutsche Bundesregierung hatte zuletzt kommuniziert, dass eine Entscheidung für den zentralen Ansatz und die vom Heinrich-Hertz-Inistitut und dem Robert-Koch-Institut entwickelte App gefallen sei. Diese sollte auf dem Pepp-PT-Ansatz aufbauen und anonymisierte Daten an das RKI übermitteln, damit die Daten auch epidemiologisch ausgewertet werden können. Apple hatte nach Angaben aus Regierungskreisen in Gesprächen aber die nötige Öffnung der Schnittstelle in seinem Betriebssystem verweigert.

„Wir brauchen einen Schnittstellenzugang“
Ohne die Mitarbeit der US-IT-Konzerne Apple und Google gilt ein erfolgreicher Einsatz einer Corona-Tracing-App aber als sinnlos, weil fast alle Smartphones mit Betriebssystemen der beiden Firmen ausgestattet sind. „Wir brauchen den Schnittstellenzugang“, hatte eine Regierungssprecherin noch am Freitag betont und auf laufende Gespräche mit Apple verwiesen. Nun erklärten der Kanzleramtschef und der Gesundheitsminister, der Kompromiss bestehe darin, dass die Bürger im neuen Ansatz „freiwillig in pseudonymisierter Form Daten zur epidemiologischen Forschung und Qualitätssicherung an das Robert-Koch-Institut übermitteln können“. Dies sei wichtig für die Eindämmung der Pandemie, betonten Braun und Spahn.

Braun hatte bereits am Samstagabend dem ARD-Hauptstadtstudio den Kurswechsel bestätigt. Man werde „eine dezentrale Architektur vorantreiben, die die Kontakte nur auf den Geräten speichert und damit Vertrauen schafft“, hatte er gesagt. Linus Neumann vom Chaos Computer Club begrüßte den Richtungswechsel. „Ich halte das für eine sehr gute Entscheidung“, sagte er der ARD. Auch die DP3T-Initiative begrüßte die Entscheidung der Regierung, weil damit mehr Datensicherheit gewährleistet sei.

Der CCC hatte aus Datenschutzgründen zu den Hauptkritikern eines zentralen Ansatz gehört. Die deutsche Bundesregierung hatte dagegen noch am Freitag argumentiert, dass man bei einem App-System sicher einer staatlichen Stelle vertrauen müsse. „Bei einem dezentralen System müssen Sie (aber) Apple und Google vertrauen“, sagte eine Regierungssprecherin.

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