Die #brennpunkt-Diskussion zum Rauchverbot brachte am Mittwochabend vor allem eines: die Forderung nach Ausnahmeregelungen. Speziell die Nachtgastronomie und die Shisha-Bars fürchten um ihren Umsatz. Bei Gerhard Koller im „Krone“-Studio sprachen die Gastronomen Stefan Ratzenberger, Niki Neunteufel, Wolfgang Falk und Jakob Baran über Umsatzrückgänge, neue Chancen, das Konsumverhalten von Rauchern und Nichtrauchern und über ihre Vorschläge, eine Lösung für alle zu finden. Den ganzen Talk sehen Sie wie immer im Video oben.
Befürworter des neuen Verbots zeigen sich erfreut, gab es in Wien - Österreichs Gastronomie-Hotspot - in den ersten Tagen doch nur elf Anzeigen gegen Nichteinhaltung des Gesetzes, und das bei 1425 Kontrollen. „Wir hätten nicht gedacht, dass es so gut funktioniert“, zeigt sich ein Sprecher des Wiener Marktamts zufrieden.
„Betrachte jede Veränderung als neue Chance“
„Ich betrachte jede Veränderung als neue Chance“, sagt Szene-Wirt Niki Neunteufel. In seinen 30 Jahren als Gastronom hat er viel erlebt. Er betreibt das Szene-Lokal „Nikodemus“ in Purkersdorf, wo unter anderem die Austropop-Legenden Austria 3 zueinandergefunden haben und auch Falco ein und aus ging. Durch den Kult-Status des „Nikodemus“ und sein breites Angebot an Musik und Kultur kann er mit dem Verbot gut leben und ist sogar erleichtert: „Wir konnten einerseits die Raucher halten, haben das Lokal aber auch für Familien mit Kindern interessanter gemacht.“
„Raucher konsumieren mehr“
Trotzdem zeigt er sich solidarisch gegenüber seinen Kollegen, die ein anderes Konzept in ihren Gaststätten verfolgen: „Ich will die Augen vor den Problemen unserer Branche nicht verschließen, die Regelung der Shisha-Bars gehört auf jeden Fall weg.“ Was Neunteufel auch zugibt, ist, dass 80 Prozent der gut konsumierenden Gäste Raucher sind, wo ihm Wolfgang Falk zustimmt: „Die jungen, unkomplizierteren Raucher, die wünscht man sich als Gastronom.“
Falk hat durch das Rauchverbot ein wichtiges Standbein seines Lokals verloren: „Wir hatten bis zuletzt eine Welle von Leuten, die ab Mitternacht zu uns gekommen sind, weil wir zum Beispiel bis in die Nacht hinein frisch gekocht haben. Die sind in den letzten zwei Wochen weggefallen, jetzt leert sich das Lokal gegen 22 Uhr.“
„Zu Zeiten von Helmut Zilk hätte es das nicht gegeben“
„Bei uns in Kagran ist es so, dass ab 2 Uhr in der Früh kein Auto mehr vorbeifährt. Die Gegend ist tot, aber früher war hier ein Leben“ - diese Tatsache führt Falk auf die Zigaretten zurück: „Früher haben die Leute um Mitternacht bei uns im Nichtraucherbereich gewartet, bis sie im Raucherbereich einen Platz bekommen haben.“ Strenge und umgehende Kontrollen, wie es in der Halloween-Nacht gegeben hat, hätte es „zu Zeiten von Bürgermeister Zilk“ nicht gegeben: „Der hätte gesagt: ‚Dieses Wochenende feiert ihr noch, und ab Montag kontrollieren wir dann.‘“
„Gäste verlassen das Lokal nun früher“
„Für uns alle ist das eine Katastrophe“, sagt Nachtgastronomen-Sprecher Stefan Ratzenberger. Vor allem jetzt in der kalten Jahreszeit würden die Nachtlokalbetreiber die Umsatzrückgänge spüren: „Die Leute stehen draußen, zünden sich eine Zigarette an und denken sich: ‚Puh, mir ist kalt, gehen wir gleich nach Hause.‘“ Die Gäste seien zwar nach wie vor vorhanden, würden aber allgemein früher das Lokal verlassen. „Wir haben einen Umsatzrückgang von 20 bis 30 Prozent pro Nacht.“
Auch der durch Raucher vor dem Lokal verursachte Lärm sei für die Betreiber eine Nervenprobe: „Wir haben im Bermudadreieck (einem Nachtlokal-Viertel in der Wiener Innenstadt) nun das Dreifache an Securitys, weil man nun drinnen wegen dem Rauchen und draußen wegen dem Lärm aufpassen muss.“ Auch der durch Zigarettenstummel entstehende Müll auf der Straße sei nicht bedacht worden. Von der dafür zuständigen Stadträtin Ulli Sima habe man laut Ratzenberger diesbezüglich keine Antwort bekommen.
„95 Prozent Umsatzrückgänge“ für Shisha-Bars
Noch schlimmer hat es die Shisha-Bars rund um ihren Vertreter Jakob Baran getroffen: „Es gibt teilweise Umsatzeinbußen von 95 Prozent, das ist unglaublich.“ Für die Betreiber und Angestellten sei das unvorstellbar: „Wir appellieren an die Politik, hier etwas zu verändern“, meint Baran, der in seinem eigenen Lokal bereits acht Mitarbeiter entlassen musste. Er geht davon aus, dass bis zum Ende des Jahres 50 Prozent aller Shisha-Bars in Konkurs schlittern werden, sollte keine Ausnahmeregelung beschlossen werden. „In anderen europäischen Ländern gibt es Lösungen dafür und es wird differenziert, warum nicht bei uns?“
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