„Roma“, „Green Book“

Das sind die Abräumer der 91. Oscar-Verleihung

Adabei
25.02.2019 06:10

In Hollywood wurden in der Nacht auf Montag zum 91. Mal die Oscars vergeben. Der große Abräumer des Abends ist der mexikanische Film „Roma“. Regisseur Alfonso Cuaron wurde als bester Regisseur ausgezeichnet und holte auch die Preise für die beste Kamera und den besten fremdsprachigen Film. Verwehrt blieb ihm der Preis für den besten Film aus den Händen von Julia Roberts. Dieser wurde an „Green Book“ vergeben. Die Auszeichnung als bester Schauspieler des Jahres ging an Rami Malek für seine Darstellung von Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“. Als beste Hauptdarstellerin nahm Olivia Colman für „The Favourite“ den Goldbuben entgegen. Lady Gaga holte den erwarteten Oscar für den besten Filmsong „Shallow“. Emotional ging es bei der Verleihung des besten Dokumentarkurzfilms zu, als ein weibliches Team den Oscar für einen Film über die Menstruation entgegennahm. 

Das Rassismus-Roadmovie „Green Book“ ist bei der 91. Oscarverleihung in Hollywood letztlich überraschend zum besten Film gekürt worden. Zuvor hatte „Green Book“ bereits in den Sparten Drehbuch und Nebendarsteller in Person von Mahershala Ali triumphiert. Überreicht wurde die Trophäe von Julia Roberts.

„Diese Geschichte handelt von Liebe, trotz unserer Unterschiede“, strich Regisseur Farrelly die gesellschaftspolitische Dimension seines Films heraus. Darin begeben sich ein italienischstämmiger Türsteher (Viggo Mortensen) und ein afroamerikanischer Jazzpianist (Ali) auf eine gemeinsame Tournee durch die Südstaaten der 1960er-Jahre.

Video: Der Trailer zu „Green Book“ (Bester Film)

Cuaron holt drei Oscars
Der mexikanische Regisseur Alfonso Cuaron, dessen Schwarz-Weiß-Drama mit zehn Nominierungen als Favorit in die Oscar-Gala gegangen war, wurde mit den Preisen für die beste Regie, die beste Kamera sowie den besten fremsprachigen Film ausgezeichnet. „Was für eine Ehre“, freute sich Cuaron über den Goldbuben und dankte in den drei knappen Reden immer wieder seinem ganzen Team. „Gracias an alle meine Mitarbeiter“, sagte er. Seine Hauptdarstellerinnen würdigte er besonders. 

„Sie sind wahrhaftig der Film“, unterstrich Cuaron ihre Leistung. Er setzte sich damit unter anderem gegen Yorgos Lanthimos („The Favourite“) und Spike Lee („BlacKkKlansman“) durch.

Colman beste Hauptdarstellerin
„Das ist unglaublich. Ich habe einen Oscar“, staunte die britische Schauspielerin Olivia Colman über ihren Preis. Die 45-Jährige wurde für ihre Rolle der desolaten Queen Anne in Yorgos Lanthimos‘ „The Favourite“ ausgezeichnet.

„Das ist wirklich im wahrsten Sinne eine stressige Situation“, so Colman auf der Bühne. Damit setzte sich die Britin, die bereits den Golden Globe als beste Schauspielerin in der Kategorie „Beste Komödie oder Musical“ für sich reklamieren konnte, unter anderem auch gegen Routinier Glenn Close durch, die nun bereits bei ihrer siebenten Nominierung leer ausging. Der Spruch „Oh, so Close!“ gilt also weiterhin. „Ich wollte nicht, dass wir uns so kennenlernen“, entschuldigte sich die Preisträgerin bei ihrer unterlegenen Kollegin.

Malek gewinnt Hauptdarsteller-Kategorie
„Oh, mein Gott.“ Rami Malek setzte sich überraschend als bester Hauptdarsteller bei den 91. Oscars durch und war selbst überwältigt. „Ich war vielleicht nicht die naheliegendste Wahl, aber es hat offenbar funktioniert“, meinte der 37-Jährige, der als Freddie Mercury im Queen-Biopic „Bohemian Rhapsody“ reüssierte, in Richtung der Produzenten.

Der Star, der vor dem Kinoerfolg mit diesem Film vor allem als Seriendarsteller in „Mr. Robot“ einen Eindruck hinterlassen hatte, setzte sich letztlich gegen Konkurrenten wie Christian Bale („Vice“) und Bradley Cooper („A Star is Born“) durch. Malek bedankte sich auch bei Queen und erinnerte an Mercury als „schwulen Mann und Immigranten, der sein Leben kompromisslos gelebt hat. Dass wir ihn hiermit feiern, zeigt, wie sehr wir uns nach solchen Geschichten sehnen.“

Video: Der Trailer zu „Bohemian Rhapsody“

„Hoch die Menstruationstassen!“
Der Netflix-Dokumentarfilm „Peroid. End of Sentence“ über die Menstruation wurde mit dem Oscar für den besten Dokumentarkurzfilm ausgezeichnet. Die Regisseurin Rayka Zehtabchi ließ alle aufhorchen, als sie mit Tränen in den Augen sagte, sie weine nicht, weil sie die Regel habe, sondern weil ein Film über die Monatsblutung gewonnen hat.

„Ich kann nicht glauben, ein Film über die Menstruation hat gerade den Oscar gewonnen.“ In dem Film erzählen Frauen in Indien von Stigmatisierung, Scham und mangelndem Zugang zu Intimhygiene, dem sie sich jeden Monat stellen müssen. Der Film wurde in Zusammenarbeit mit einer ehemaligen Highschoolschülerin und ihrem Lehrer produziert. 

Auf Twitter wurde die Auszeichnung zumindest von Frauen begeistert aufgenommen: „Hoch die Menstruationstassen!“

„Shallow“ gewinnt
Als bester Animationsfilm ausgezeichnet wurde „Spider-Man: Into the Spider-Verse“. „Green Book“ bekam die Trophäe für das beste Originaldrehbuch. Das beste adaptierte Drehbuch hatte nach Meinung der Academy Spike Lees Politsatire „BlacKkKlansman“. 

„Black Panther“ bekam den Preis für den besten Soundtrack. „A Star is Born“ von Bradley Cooper erhielt beim besten Song für die von Lady Gaga gemeinsam mit Cooper auch live performte Nummer „Shallow“ die Auszeichnung. Die Sängerin bedankte sich mit den Worten: „Es geht nicht ums Gewinnen, worum es geht, ist, nicht aufzugeben. Wenn du einen Traum hast, kämpfe für ihn.“

Österreicherin lieferte Krone und Umhang
Die Salzburger Designerin Julia Körner darf sich freuen. Sie zählt zu einer der meist geschätzten 3D-Druck-Spezialisten in ihrer Branche und wurde von Kostümdesignerin Ruth Carter engagiert, um die Krone und den Umhang von Hauptdarstellerin Angela Bassett in „Black Panther“ zu realisieren.

Carter wurde nun für die gesamten Kostüme im Film „Black Panther“ mit einem Oscar belohnt. „Wow, ich habe ihn“, sagte Carter mit dem Oscar in Händen. „Das hat lange gedauert“, verwies sie auf ihre bisherigen Nominierungen und dankte neben ihrem Filmteam auch Regisseur Spike Lee, mit dem sie für „Malcom X“ zusammengearbeitet hatte. Sie betonte auch, wie wichtig es ist, Frauen auf der Leinwand zu zeigen - „und zwar, wie sie aussehen und wie sie führen können“. Die Laudatio für Carter hielten Melissa McCarthy und Brian Tyree Henry in schrillen Kostümen.

Das Superheldenfilm „Black Panther“, der von den Anwesenden im Dolby Theatre ausgiebig gefeiert wurde, war auch beim Szenenbild erfolgreich. In der Kategorie für Make-up/Frisuren konnte die Politsatire „Vice“ reüssieren, in der der britische Schauspieler Christian Bale zum ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney wurde.

Bester Nebendarsteller
Für seine Rolle in dem Rassismusdrama „Green Book - Eine besondere Freundschaft“ wurde US-Schauspieler Mahershala Ali mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Der 44-Jährige hat bereits einen Oscar in dieser Kategorie für den Film „Moonlight“ zu Hause. „Ich möchte das meiner Großmutter widmen“, die ihm beigebracht habe, positiv zu denken, und ihm den Glauben vermittelt habe, alles erreichen zu können, wenn er hart daran arbeite.

Beste Nebendarstellerin
Regina King wurde in der Sparte der besten Nebendarstellerinnen für ihre Rolle als engagierte Mutter in der Literaturverfilmung „If Beale Street Could Talk“ ausgezeichnet. Unter Tränen dankte sie ihrer anwesenden Mutter - und Autor James Baldwin, dessen Werk die Vorlage für den Film von Barry Jenkins liefert. Er sei „einer der größten Künstler aller Zeiten“.

Besten Dokumentarfilm gekürt
Der Kletterfilm „Free Solo“ ist zum besten Dokumentarfilm gekürt worden. Das Werk der Filmemacher Elizabeth Chai Vasarhelyi, Jimmy Chin, Evan Hayes und Shannon Dill über den Freeclimber Alex Honnold, der den El Capitan besteigen will, erhielt die zweite Trophäe des Abends. Übergeben wurde diese von Helen Mirren und Jason Momoa.

Queen und Adam Lambert zum Auftakt
Begonnen hatte die Oscar-Preisverleihung in Ermangelung eines Hosts, nachdem der vorgesehene Komiker Kevin Hart sich wegen homophober Scherze zurückgezogen hatte, mit einem Auftritt der Rocklegenden Queen mit Sänger Adam Lambert. Mit „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ wurde den Stars im Saal eingeheizt, die die Band ausgiebig feierten. 

Ungewöhnliche Roben am roten Teppich
Am roten Teppich waren in diesem Jahr einige ungewöhnliche Roben zu bewundern. Glenn Close schleppte sich in einer knapp 20 Kilogramm schweren Goldrobe ins Dolby Theater. Kollegin Rachel Weisz kam dagegen im vermutlich ungleich leichteren, roten Latex. Für Verwirrung sorgte Emilia Clarke.

Denn ohne ihre blonde „Game of Thrones“-Perücke löste die britische Schönheit mit ihren echten, ziemlich kurzen braunen Haaren bei Zuschauern und selbst Fotografen Rätselraten aus. „Wer ist das?“ Dann ging ein Licht auf. Natürlich wollte jeder von ihr wissen, was sie zum Ende der Erfolgsserie verraten kann. Emilia rutschte „Schockierend“ heraus und versuchte dann, schnell die Kurve zu kriegen: „Schockierend, wie gut es werden wird.“ Denn auch die Mutter der Drachen ist vertraglich verpflichtet, kein Sterbenswörtchen zu verraten.

Meistbeneideter Mann des Abends
Lady Gaga schrieb schon vor dem Beginn der Gala Hollywoodgeschichte. Die Diva ist die erste Person, die jemals im selben Jahr in den Kategorien „Beste(r) Hauptdarsteller/in“ und „Bester Original Song“ nominiert wurde. Wer war der Mann an ihrer Seite - nachdem sie sich grade von ihrem Verlobten Christian Carino getrennt hatte? Kein neue Liebe - oder gar Bradley Cooper (er kam mit Lebensgefährtin Irina Shayk), mit dem sie die Nacht zuvor im Beisein von Leonardo DiCaprio und Mick Jagger groß gefeiert hatte.

Ihr Manager Bobby Campbell war kurzfristig als ihr Date eingesprungen und wurde so zu einem der meistbeneideten Männer des Abends.

Close in Super-Robe
Glenn Close schwebte in Oscar-Gold durch die Menge und trug schwer daran. Die Super-Robe, die Designer Wes Gordon ihr buchstäblich auf den Leib geschneidert hatte, war mit vier Millionen (!) Perlen besetzt und wog fast 20 Kilo.

McCarthy witzelt über „Razzie“
Melissa McCarthy witzelte auf dem roten Teppich, dass sie gar nicht nervös sei, weil sie ja bereits einen noch wichtigeren Gewinn in der Tasche hat. Worauf die Ulknudel anspielte: Sie wurde vor den Oscars mit dem Anti-Oscar „Razzie“ - die „Auszeichnung“ für die schlechteste Leitung einer Schauspielerin, die von der Golden Raspberry Award Foundation vergeben wird - ausgezeichnet, für ihre Rolle im Puppenfilm „The Happytime Murders“.

„Grün“ auf dem roten Teppich
Laura Harrier („BlacKkKlansman“) und Danielle Macdonald („Bird Box“) erschienen mit ökofreundlichen Roben zum zehnjährigen Jubiläum der „Red Carpet Green Dress“-Initiative. Diese hatten sich von den Designers Louis Vuitton und Christian Siriano Kleider aus nachhaltigen, recycelten Materialien schneidern lassen.

„Aquaman“ huldigte Lagerfeld
Dass nicht nur die Damen farbenfroh in die Gala gehen, stellte indes „Aquaman“ Jason Momoa im rosafarbenen Samtanzug unter Beweis. Eine farbliche Entgleisung? Nein, erklärte Ehefrau Lisa Bonet. „Das ist eine Huldigung an Karl Lagerfeld.“ Der verstorbene Modezar hatte persönlich das Outfit für Momoa entworfen. 

Überblick über die Nominierungen und Gewinner in den wichtigsten Kategorien

Bester Film
„A Star is Born“
 „BlacKkKlansman“
 „Black Panther“
 „Bohemian Rhapsody“
 „Green Book“
 „Roma“
 „The Favourite“
 „Vice“

Beste Regie
Alfonso Cuaron - „Roma“
 Yorgos Lanthimos - „The Favourite“
 Spike Lee - „BlacKkKlansman“
 Adam McKay - „Vice“
 Pawel Pawlikowski - „Cold War“

Beste Hauptdarstellerin
 Glenn Close - „The Wife“
 Olivia Colman - „The Favourite“
 Lady Gaga - „A Star is Born“
 Melissa McCarthy - „Can You Ever Forgive Me?“
 Yalitza Aparicio - „Roma“

Bester Hauptdarsteller
Christian Bale - „Vice“
 Bradley Cooper - „A Star is Born“
 Willem Dafoe - „At Eternity‘s Gate“
 Rami Malek - „Bohemian Rhapsody“
 Viggo Mortensen - „Green Book“

Beste Nebendarstellerin
Amy Adams - „Vice“
 Marina De Tavira - „Roma“
 Regina King - „If Beale Street Could Talk“
 Emma Stone - „The Favourite“
 Rachel Weisz - „The Favourite“

Bester Nebendarsteller
Mahershala Ali - „Green Book“
 Adam Driver - „BlacKkKlansman“
 Sam Elliott - „A Star is Born“
 Richard E. Grant - „Can You Ever Forgive Me?“
 Sam Rockwell - „Vice“

Bester fremdsprachiger Film
 Deutschland - „Werk ohne Autor“
 Japan - „Shoplifters“
 Libanon - „Capernaum“
 Mexiko - „Roma“
 Polen - „Cold War“

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