Auf eine Rapid-Legende folgt eine Sturm-Ikone. Ranko „Popo“ Popovic übernahm den Bundesliga-Zweiten SKN St. Pölten inmitten einer Hochphase und steht nun als Trainer vor der Herausforderung, das Erbe Dietmar Kühbauers zu verwalten. Die Ziele liegen für den 51-jährigen Weltenbummler auf der Hand: „Ich verstecke mich da nicht: So, wie es bisher gelaufen ist, müssen die Top Sechs das Ziel sein.“
Popovic will an die Erfolge unter Vorgänger Kühbauer anschließen. „Ich werde am Anfang nicht viel verändern. Die Mannschaft steht kompakt, ist sehr organisiert, ich möchte diese Stabilität beibehalten. Aber wir spielen nicht nur bis Weihnachten. Wir müssen und werden uns entwickeln“, sagte Popovic im APA-Gespräch. Was das Offensivspiel angehe, habe er ein paar Veränderungen im Kopf. Längeren Ballbesitzphasen könne er durchaus etwas abgewinnen. „Aber man muss immer auf die Balance achten. Es ist nicht so, dass das Offensivspiel nicht funktioniert hätte.“
Der gebürtige Serbe mit österreichischem Pass steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Rein an Ergebnissen gemessen, schöpft der kleine Club aus der niederösterreichischen Hauptstadt derzeit sein Potenzial voll aus. „Ich weiß, das Risiko ist hoch. Manche Trainer sagen, es ist angenehmer eine schlechte Mannschaft zu übernehmen, weil man Dinge schneller verbessern kann. Aber so bin ich nicht. Ich habe gerne schwere Aufgaben.“ Mit 21 Punkten aus zehn Spielen hat der SKN schon jetzt mehr Zähler als in der ganzen Vorsaison gesammelt. Der SKN-Erfolg war Kühbauers Sprungbrett zu Rapid.
Besondere Phase
Der Club befinde sich in einer besonderen Phase. „Die Mannschaft ist Zweiter und erfolgreich, sie hält scheinbar etwas bereits in den Händen.“ Die Spiele bis zum Ende des Grunddurchgangs seien nun ein Charaktertest für die Spieler. „Sie müssen lernen damit umzugehen, dass sie jetzt etwas zu verlieren haben. Wenn man nichts zu verlieren hat, kann man viel unbeschwerter aufspielen.“
Mit SKN-Verantwortlichen habe er, so Popovic, bereits vor der späteren Verpflichtung von Oliver Lederer im vergangenen Sommer Kontakt gehabt. „Es waren damals bereits gute Gespräche, ich hatte aber andere Pläne.“ Nach Rücksprache mit seinem früheren Kollegen und Ex-SKN-Manager Markus Schupp habe er nicht gezögert, nun zuzusagen. „Markus hat mir nur positive Sachen erzählt. Das hat die Entscheidung leichter gemacht.“
Popovic blickt auf eine erfahrungsreiche, internationale Karriere als Spieler und Trainer zurück. Zuletzt war er ein Jahr lang erfolgreich als Cheftrainer in Indien tätig, davor u.a. in Spanien bei Real Saragossa und in Japan. Einen Namen in Österreich machte er sich bereits in den 1990er-Jahren in über 100 Spielen als Verteidiger bei Sturm Graz. „Sturm ist meine Liebe auf den ersten Blick und wird es auf ewig bleiben“, sagte Popovic am Dienstag. Von 1997 bis 2001 war „Popo“ Teil der legendären Mannschaft von Sturms Jahrhunderttrainer Ivica Osim. „Ivica ist ein besonderer Mensch für mich, wir haben oft Kontakt. Er ist hauptschuldig daran, dass ich jetzt Trainer bin.“
Am Ende seiner Sturm-Zeit landete der Publikumsliebling am Abstellgleis. Unter den fünf zugelassenen Nicht-EU-Ausländern war für den Serben kein Platz mehr gewesen. Der folgende - später beigelegte - Zwist mit Club-Mäzen Hannes Kartnig hätte seine Vereinsliebe nie getrübt. „Sturm ist Liebe, Religion und Leidenschaft für mich. Ich kann auf Deutsch schwer ausdrücken, was dieser Verein für mich bedeutet“, sagte Popovic und verdeutlichte seine Verbundenheit mit einer Anekdote: „Ich habe danach ein gutes Angebot vom (Stadtrivalen, Anm.) GAK gehabt, aber das war unmöglich. Ich hätte mich schmutzig gefühlt, denn die Sturmfans haben mich lieb gehabt.“
Die Frage, ob er früher oder später wie Kühbauer (oben im Bild) möglichen Lockrufen seines Herzensvereins erliegen könnte, verbat sich Popovic - zumindest derzeit. „Wo immer ich bin, gebe ich mein Bestes. Ich bin jetzt mit hundertprozentigem Fokus Trainer von St. Pölten. Lassen wir das Leben Leben sein, schauen wir, was kommt. Ob ich einmal Sturm-Trainer werde, das liegt nicht an mir.“
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