„Das ist grotesk“

20 Grad in Kitzbühel: Skisaison startet trotzdem!

Österreich
11.10.2018 07:38

Beim Betrachten des Wetterberichts und aktueller Bilder ist es kaum zu glauben, dass dieses Wochenende bereits die Skisaison auch in Gebieten starten soll, die sich nicht in der Nähe eines Gletschers befinden. Doch für die wichtige Einnahmequelle Wintertourismus werden weder Kosten noch Mühen gescheut. Über diesen Umstand kann der Tiroler Grünen-Politiker Michael Mingler nur den Kopf schütteln. Mit einem Posting auf Twitter zur Situation in Kitzbühel („Anfang Oktober, 20 Grad. In Kitzbühel wird der Schnee auf der Piste verteilt.“) hat er nun eine Diskussion über den großen ökologischen Fußabdruck, den Österreich dadurch hinterlässt, losgetreten.

„Der Wintertourismus in Tirol wird zunehmend grotesk“, kommentiert Mingler auf Twitter. Viele seiner Follower pflichten ihm bei. „Mit ein Grund, warum mir die Lust am Skifahren vergeht. Es wird pervers“, meint eine Userin. Ein anderer Diskussionsteilnehmer bringt ebenfalls seinen Ärger zum Ausdruck: „Ja und wegen der Trottelei und der paar Deppen, die da kommen, kostet alles ganzjährig mehr. KANN sich ja net rentieren. Aufs Schifahren pfeif ich schon seit 15 Jahren.“

Nach dem Rekordsommer mit wochenlangen Hitzewellen und enormer Dürre erlebt Österreich derzeit einen goldenen Herbst. Ein aktueller Blick auf das Wetter in Kitzbühel zeigt: Am Donnerstag werden im Tal bis zu 22 Grad Celsius erwartet, auf 2000 Metern Seehöhe noch immer elf Grad. Von Niederschlägen in Form von Schnee gibt es weit und breit keine Spur.

Klassischen Wintertourismus wird es in 20 Jahren nicht mehr geben
Schneemangel als Folge des Klimawandels wird aus Sicht zahlreicher Forscher in 15 bis 20 Jahren dazu führen, dass es den klassischen Wintertourismus in den Alpen nicht mehr geben wird. „Teils wird heute schon mit großem Aufwand künstlich beschneit. Etwa 15 Jahre lang mag das mit immer höheren Kosten noch gehen, aber in 20 Jahren nicht mehr“, sagt etwa der deutsche Alpenforscher Werner Bätzing.

Der Schweizer Klimatologe Christoph Marty hat in einer Studie aufgezeigt, dass der Schnee in den Alpen bis Ende des Jahrhunderts um ganze 70 Prozent zurückgehen dürfte. „Je tiefer die Lage, desto deutlicher der Trend“, lautet sein Befund. Auf 300 bis 800 Metern habe es seit Anfang der 1990er-Jahre nur drei Jahre mit mehr Schnee als im langfristigen Mittel gegeben, alle anderen hätten weniger gehabt. „Vor 15 Jahren waren die Skigebiete noch stark von natürlichem Schnee abhängig, heute wären viele ohne künstlichen Schnee schon nicht mehr schneesicher.“

Forscher einig: Es muss ein anderes Tourismusbild im Winter her
Den Skitourismus künstlich durch Schneekanonen aufrechtzuerhalten, belaste das Klima durch klimaschädlichen CO2-Ausstoß zusätzlich. Die künstliche Beschneiung komme aber eher nicht aus erneuerbaren Ressourcen. Die Foscher sind sich daher einig: In den Köpfen müsse ein anderes Winterbild geschaffen werden. So ist die Rede von sanftem Wintertourismus mit Wandern, selbst Radfahren. „Dafür braucht man keine technische Infrastruktur und kein großes Kapital“, so Marty.

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