Der Grazer Autor Andreas Unterweger ist kein lautstark ausufernder Erzähler, sondern ein stiller Wortschmied voller Fabulierlust. Mit seinem fünften Buch „Grungy Nuts“ legt er nun einen Erzählband über die Jugendzeit vor. Im Interview erzählt er von seinen literarischen Anfängen und wie er zum Mitherausgeber der „manuskripte“ wurde.
Wie sind Sie eigentlich zum Schreiben gekommen?
Ich habe als Kind schon viel gereimt und alle haben gesagt: Der wird Dichter. In der Jugend habe ich Gedichte geschrieben, um Eindruck zu machen - vor allem bei den Mitschülerinnen. Aber beim Studieren ist mir das Schreiben abhanden gekommen, weil ich von Größen wie Jandl, Rimbaud oder Artmann, die ich gelesen habe, eingeschüchtert war. Langsam habe ich mich über Songtexte und Übersetzungen wieder an die Literatur herangehantelt.
Wenn man Ihre Bücher aufschlägt, erkennt man rein optisch schon eine klare Form. Brauchen Sie dieses Gerüst?
Ja, dieses Korsett hilft mir beim Schreiben, weil es mich dazu zwingt, alles kurz und knackig zu halten. Ich bin mir selbst gegenüber sehr kritisch, wäge jedes Wort sehr genau ab. Ich kann mich nicht einfach hinsetzen und losschreiben. Außerdem verstehe ich mich eigentlich als Lyriker, auch wenn ich meist Prosa schreibe. Und ein formales Korsett schenkt einem auch eine gewisse Freiheit. Wenn ich mir diesen Zwang nicht auferlege, dann ufert mir alles aus und wird beliebig.
Alle Ihre Bücher sind verankert in Ihrer eigenen Biografie. In „Grungy Nuts“ nun beschreiben Sie eine Jugend in den 1990ern. Wie viel davon ist autobiografisch?
Ich kann nichts schreiben, was nicht Wurzeln in meinem Leben hat. Im neuen Buch wollte ich vor allem in das Lebensgefühl eintauchen, wie es sich anfühlt, 17 Jahre alt zu sein. Die schöne Kindheit, die ich in „Das gelbe Buch“ beschrieben habe, ist zerbrochen und die Erkenntnis, dass das Leben schön ist, muss sich langsam neu entwickeln - zumindest bei mir war das damals so. Den Zorn, den Kampf gegen zu enge Grenzen, die Ausflüchte in die Musik und die oft peinliche erste Liebe - all das habe ich natürlich auch erlebt. Letztlich ist im neuen Buch aber alles erfunden.
Wie sind Sie bei den „manuskripten“ gelandet?
Ich war am Akademischen Gymnasium, wo Alfred Kolleritsch damals noch Lehrer war - seine Abschiedsfeier habe ich versäumt, weil ich rauchen war (lacht). Ich habe die „manuskripte“ immer bewundert, aber mich lange Zeit nicht getraut, Texte zu schicken. Erst eine Freundin hat mich dann zu Fredi mitgenommen. Wir haben uns sofort gut verstanden und er hat 2006 erste Texte von mir veröffentlicht - ich hatte das Gefühl, ich bin am Ziel.
Sie sind nun auch Mitherausgeber. Wie kam es dazu?
Als Fredi 2008 schwer krank und lange Zeit nicht im Büro war, fragte mich Rainer Götz, ob ich nicht ein wenig mitarbeiten möchte. Das blieb dann auch nach Fredis Rückkehr so, bis er mich 2016 gefragt hat, die Zeitschrift gemeinsam mit ihm zu machen und weiterzuführen, wenn er nicht mehr ist. Eine Ehre, aber darüber will ich jetzt noch gar nicht nachdenken und genieße die Zusammenarbeit.
Der Erzählband „Grungy Nuts“ (160 S., 19 €) ist im Grazer Droschl Verlag erschienen.
Das Buch wird am 25. September um 19 Uhr im Grazer Literaturhaus präsentiert.
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