„Nieder mit der FPÖ!“

Akademikerball: Tausende blockierten Wiens Straßen

Österreich
26.01.2018 22:32

Zum bereits zehnten Mal in Folge sind am Freitag Tausende Menschen auf Wiens Straßen gegangen, um gegen den alljährlichen von der FPÖ ausgerichteten Akademikerball zu demonstrieren. Trotz der durch die jüngsten Entwicklungen aufgeheizten Stimmung, verliefen die Proteste weitgehend friedlich. Die Polizei war mit 2800 Einsatzkräften auf den "Großkampf" vorbereitet, sie begleiteten zweitweise rund 8000 Demo-Teilnehmer. krone.at berichtete live von den Geschehnissen des Abends.

Die Causa Landbauer, der "Konzentrations"-Sager von Innenminister Herbert Kickl und nicht zuletzt Heinz-Christian Straches Teilnahme als offizielles Regierungsmitglied am umstrittenen Ball: Dies ist nur eine Auswahl der Gründe, warum Tausende ihren Unmut gegen den alljährlichen stattfindenden Akademikerball auch heuer kundtaten.

"Ein Skandal für diese Republik"
"Heuer wird dieser Ball von einer Regierungspartei organisiert. Von der FPÖ. Die letzte Woche hat gezeigt, wie wichtig dieser Protest heute ist. Weil wenn ein Landbauer sich rausschummeln kann, dass er von irgendwelchen Nazi-Liedern aus seiner Burschenschaft nichts gewusst hat, dann ist das ein Skandal für diese Republik", so eine Sprecherin bei der der Eröffnungsrede der Demonstrationen bei der Universität.

"Nieder, nieder, nieder mit der FPÖ"
Anschließend stimmte sie einen Sprechchor an: "Nieder, nieder, nieder mit der FPÖ", brüllten die Teilnehmer. Und: "Burschis? Raus! Basti? Raus! Bumsti? Raus!" Um kurz nach 18 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Karlsplatz in Bewegung. Zu diesem Zeitpunkt ging die Polizei von etwa 2000 Teilnehmern aus, Tendenz deutlich steigend. Mit dabei war jedenfalls auch die neue Bewegung der "Omas gegen Rechts".

Feuerwerk abgeschossen
Auf der Bellariastraße an der Ecke zum Ring ließen Demonstranten Raketen in den Himmel steigen - trotz des Pyrotechnikverbots. Der für Gewaltbereitschaft bekannte Schwarze Block marschierte zwar mit, wurde aber strengstens von der Polizei überwacht. Beim Girardipark fand gegen 19.30 Uhr die Schlusskundgebung statt. Laut Polizei nahmen an dieser bis zu 8000 Demonstranten teil. Der Veranstalter sprach sogar von 10.000 Teilnehmern. Anschließend setzte sich ein weiterer Protestzug Richtung Burgtheater in Bewegung. Nach einer Standkundgebung ging es dann zurück zum Girardipark. 

Anonymous provoziert auf Twitter
Aufreger am Rande der Demos: Im Vorfeld provozierte der Gruppierung Anonymous Austria, die sich derzeit auf Twitter in "Heimatschutzministerium" umbenannt hat, mit einem Tweet. Auf dem geposteten Bild sind Waffen auf einem Autositz zu sehen. Dabei steht der Text: "Bereit, wenn ihr es seid." Die Polizei leitete bereits eine Überprüfung ein. Später legte Anomynous nach und kündigte die Stürmung des Akademikerballs an. Hierbei dürfte es sich jedoch erneut vielmehr um eine Provkation als um eine ernstzunehmende Drohung gehandelt haben.

Mitternachtseinlage verlief ungestört
Ungestört verlief die Mitternachtseinlage: Die satirische "Burschenschaft Hysteria" hatte zwar im Internet eine Aktion angekündigt, Sicherheitskräfte verwiesen allerdings schon zuvor insgesamt elf Personen der Veranstaltung, womit der Veranstalter von seinem Hausrecht Gebrauch machte.

Entspannte Stimmung vor Hofburg
Auch vor der Hofburg war die Lage relativ entspannt: Gegen 19 Uhr traf Strache mit seiner Frau ein. Der Vizekanzler hatte - wohl auch in Reaktion auf die Causa Landbauer - am Freitagvormittag angekündigt, den diesjährigen Akademikerball zu einer "Bühne gegen Antisemitismus" machen zu wollen. Für Antisemiten gebe es weder in der FPÖ noch am Akademikerball einen Platz, erklärte Strache in einer Aussendung.

Gesichtet wurden am Ball unter anderem die Salzburger Landesparteichefin und FPÖ-Generalsekretärin Marlene Svazek sowie der geschäftsführende Obmann des FPÖ-Nationalratklubs, Johann Gudenus. Auch der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf und der frühere FP-Vizekanzler Herbert Haupt waren unter den Gästen. Zudem war Andreas Mölzer vor Ort.

Mauthausen-Schwur auf Burgtor projiziert
Nicht vorbei kamen die Gäste des Akademikerballs am Schwur des Konzentrationslagers Mauthausen. Dieser wurde nämlich auf das Burgtor vor der Hofburg projiziert: "In Gedanken an die Millionen Ermordeten geloben wir, dass wir diesen Weg nie verlassen werden."

"Wir werden diese Politik stoppen"
Die Offensive gegen Rechts zeigte sich bereits am Abend in einer Aussendung von der Beteiligung an der Demo begeistert. "In Österreich entsteht eine antifaschistische Bewegung gegen die schwarz-blaue Regierung und ihre rechtsextremen Freunde auf den Burschenschafter-Buden. Wir werden den in den letzten Jahren massiv erstarkten Rechtsextremismus aufhalten!", so Julia Hess von der Offensive gegen Rechts. Und weiter: "Wir werden diese Politik stoppen!"

Weiträumige Sperrzone
Heftige Auswirkungen hatten die Gegendemonstrationen - insgesamt waren drei Märsche sowie zwei Standkundgebungen angemeldet - auf Wiens Verkehrsteilnehmer: Ab 16 Uhr war die Innenstadt teils gesperrt, um 17 Uhr trat das weiträumige Platzverbot in Kraft. Die Exekutive empfahl daher, die Innenstadt großräumig zu umfahren. Diesen Rat dürfte sich die Mehrheit zu Herzen genommen haben, laut Polizei war das Verkehrsaufkommen gering.

Einschränkungen gab es auch bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Wegen diverser Platzverbote in der Innenstadt waren die Citybuslinien 1A, 2A und 3A ab 14 Uhr nicht mehr in Betrieb. Die Straßenbahnlinien in der Innenstadt wurden vorübergehend kurzgeführt bzw. umgeleitet. Die Wiener Linien rieten den Fahrgästen, großräumig auszuweichen bzw. die U-Bahnen zu benutzen.

Gegen 21.30 gingen die Demonstrationen schließlich ruhig zu Ende. Es habe lediglich "einzelne Identitätsfeststellungen", aber keine Zwischenfälle oder Festnahmen gegeben, sagte Polizeisprecherin Michaela Rossmann.

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