Vor einigen Wochen haben Sie manche Spieler wegen ihres mangelnden Trainings-Einsatzes kritisiert. Hat diese Kritik etwas bewirkt?
Pacult: "Nach ein, zwei Tagen hat alles gleich wieder ein anderes Gesicht gehabt. Ich habe Verständnis dafür, wenn ein Spieler nicht zufrieden oder vielleicht beleidigt ist, weil er nicht spielt. Aber das darf ich nicht beim Training sehen."
Der Rapid-Kader ist relativ groß, da wird es immer wieder Unzufriedene geben. Wie geht man mit ihnen um?
Pacult: "Genau beobachten. Aber ich gehe nicht zu einem Spieler hin und erkläre ihm, wieso er nicht dabei ist. Darüber viele Gespräche zu führen, halte ich für sinnlos. Der Spieler ist sowieso heiß, ich kann ihn ja nicht nächste Woche wieder trösten. Es gibt eben Härtefälle. Doch ich schaue schon, dass nichts einreißt, das wissen auch die Spieler. Einen faulen Apfel hat man schnell, aber der darf mir nicht meinen Obstkorb zusammenhauen, da fliegt lieber der faule Apfel. Da ist auch die Mannschaft gefordert, wenn sie bemerkt, es ist einer dabei, der miese Stimmung reinbringen will. Wenn einer Unruhe reinbringen will, ist er weg."
Sie führen die Jungen langsam an die erste Mannschaft heran, im Nationalteam wurden die Youngsters zuletzt schneller Stammspieler. Wie bewerten Sie diese Philosophie von Teamchef Dietmar Constantini?
Pacult: "Es ist ein Unterschied, ob bei uns Heikkinen neben Pehlivan spielt oder bei Sturm Muratovic neben Jantscher. Man muss aufpassen, wenn man immer sagt, die Jungen sind gut. Von wem sollen sie lernen? Als ich ins Nationalteam gekommen bin, waren da ein Prohaska, Baumeister, Koncilia oder Obermaier. Außerdem sehe ich eine gewisse Gefahr, wenn einer beim Verein nicht Stammspieler ist. Da gibt es schon eine Diskrepanz, denn das Nationalteam ist ja das Höchste, das man als Fußballer erreichen kann. Vorher muss man beim Verein seine Leistungen bringen."
Bei Rapid kommen die Jungen in eine Mannschaft, die von Hofmann, Heikkinen, Payer oder Soma geführt wird, im Nationalteam sollen sie meistens selbst Leistungsträger sein oder haben nur wenige Routiniers wie Paul Scharner neben sich. Was halten Sie davon?
Pacult: "Ich glaube nicht, dass Scharner von den Jungen ernst genommen wird, dass er ein Führungsspieler ist. Wenn ich jede Woche mit einer neuen Gockel-Frisur daherkomme und mit neuen Aussagen, aber selber am Platz nichts bewegen kann, bin ich unglaubwürdig. Wir haben früher zu einem Prohaska oder Krankl aufgeschaut, doch von Scharner kann man nichts lernen. Selbstbewusstsein vielleicht, aber fußballerisch nichts. Darüber macht sich Constantini sicher Gedanken. Scharner spielt undiszipliniert. Auch wenn man das positiv auslegen kann, weil er alles machen will, aber das geht einfach nicht. Mir wäre lieber, er spielt seine Stärken aus, nur wüsste ich nicht welche. Es ist gut, wenn einer in der Premier League spielt, aber er bringt uns fußballerisch sicher keinen Schritt weiter."
Könnten Andreas Ivanschitz oder Martin Stranzl helfen?
Pacult: "Ivanschitz ist auch kein Führungsspieler. Er ist kein Spielmacher. Er ist auf dieser Position gut, wo er bei Rapid groß geworden ist, links oder halblinks. Er ist für mich kein Spieler fürs Zentrum, weil er dort eine zu hohe Fehlerquote hat. Außerdem ist er keiner, der die Mannschaft aufwecken kann oder als Persönlichkeit stark macht. Im Moment sehe ich diesen Spieler nicht. Um Stranzl tut es mir leid, weil er ein ehrlicher Mensch ist. Er hat nie den Führungsanspruch gestellt wie Pogatetz gleich nach seiner Rückkehr, aber Pogatetz ist für mich sowieso in der Scharner-Kategorie. Es wäre schade, wenn man einen Spieler wie Stranzl nicht dabei hat. Vielleicht ist da noch nicht alles zu. Aber wäre ich der Teamchef, hätte ich für dieses eine Spiel gegen Spanien auch nicht alles infrage gestellt, was ich vorher gemacht habe."
Wie bewerten Sie die Ankündigung Constantinis, künftig mit vier Innenverteidigern spielen zu lassen?
Pacult: "Es wäre unfair, als Trainerkollege darüber zu urteilen. Das ist eine Trainer-Entscheidung. Er macht sich Gedanken, wie er die Mannschaft verbessern kann. Zu welchen Mitteln er greift, liegt bei ihm."
Zuletzt gab es Unstimmigkeiten wegen der Vorbereitungszeit auf das Spanien-Spiel, wobei vom ÖFB darauf hingewiesen wurde, dass Sie bei der maßgeblichen Trainersitzung anwesend waren. Haben Sie sich gegen die sieben Tage Vorbereitung ausgesprochen?
Pacult: "Ich habe schon gefragt, warum wir sieben Tage Vorbereitung brauchen, aber von den anderen hat man nichts gehört. Außerdem hätte ich ja auch stur sein können. Wenn ich gewusst hätte, dass ich wegen meiner Aussage zwei Tage der Buhmann der Nation bin, dann hätte ich meine Spieler erst am Sonntag hingeschickt und der ÖFB hätte sich nicht wehren können. Denn die Bestimmungen sagen, dass bei einem Freundschaftsspiel die Spieler 48 Stunden vorher abgestellt werden müssen."
Wie sehr haben Sie die Diskussionen nach Ihrer "Gurkenländerspiel"-Aussage gestört?
Pacult: "Mir geben viele recht, die auch indirekt betroffen waren wie z.B. Sturm-Präsident Rinner, aber nur lese ich das nirgends. Ich habe wegen der vielen englischen Wochen nur um mehr Verständnis ersucht. Die letzten drei Monate waren für die Spieler von Salzburg, Austria, Sturm und uns extrem. Die können schon kein Hotel mehr sehen. Um nichts anderes ist es gegangen, und dafür habe ich Prügel bekommen, was ich nicht einsehe."
Welches Gesicht wird Rapid in der nächsten Saison haben, immerhin laufen acht Verträge aus?
Pacult: "Es laufen viele Verträge aus, das stimmt - u.a. auch meiner und der von Christian Canestrini."
Aber können Sie angesichts der jüngsten Erfolge nicht davon ausgehen, dass Ihr Vertrag verlängert wird?
Pacult: "Es gab noch keine Gespräche. Wie das gehandhabt wird, ist Angelegenheit des Vereins."
Würden Sie sich diesmal einen längerfristigen Vertrag wünschen?
Pacult: "Der Verein wird sich seine Gedanken machen. Ich habe auch meine Vorstellungen von der Zukunft, aber die wird als erster der Verein erfahren."
Welcher der acht auslaufenden Spieler-Verträge soll Ihrer Meinung nach schnellstmöglich verlängert werden?
Pacult: "Dazu kann ich keine Aussage machen, weil ich ja selbst noch keinen neuen Vertrag für die nächste Saison habe, aber rein theoretisch kann der Verein von sich aus Spielerverträge verlängern. Wichtig ist, dass dadurch bei den Spielern keine Unruhe aufkommt, sie ihre Leistungen weiter bringen und nicht zu viel über
Vertragssituationen nachdenken müssen."
Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Alfred Hörtnagl beschreiben?
Pacult: "Sehr gut. Wir tauschen uns regelmäßig, fast täglich aus. Am Anfang war es für beide nicht einfach. Sportlich waren wir nicht anwesend und er musste sich ja auch noch um andere Aufgaben kümmern. Und dass man bei gewissen Sachen nicht immer einer Meinung ist, ist klar."
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