"Voll übern Häfn"

Mazda MX-5: Driftet wie ein Wildpferd

Motor
30.06.2014 20:58
Der Mazda MX-5 ist ein richtig lieber, kleiner Roadster. Er ist zuverlässig, fährt sich gut, jeder mag ihn. Frauen oft wegen des schnuckeligen Äußeren, Männer gerne wegen seines knackigen Fahrwerks und des Heckantriebs. Und da sind wir auch schon beim Thema: Trifft der wohl beliebteste Roadster der Welt nur ins Herz oder drift(et) er auch in die sportlichen Emotionen?
(Bild: kmm)

Es steht ein Drifttraining an, genauer gesagt der im engen Kreis schon legendäre "Glu-Cup", bei dem es diesmal nicht wie sonst um einen Blumentopf, sondern um einen Strauß Lutscher und natürlich um die Ehre gehen soll. Drift-Profi Rupert Schachinger gibt den Direktor in der Manege des Wachaurings und leitet acht Teilnehmer zu ihrem Besten an.

Es fängt harmlos an, mit driftigem Slalom auf Rutschbelag, gewürzt mit der Schleuderplatte und Driften auf der rutschigen Kreisbahn. Das geht so gut im MX-5, dass ich erst nicht mal merke, dass ich das ESP nicht ganz abgeschaltet habe. Das teilaktivierte ESP lässt tatsächlich Drifts in der Kreisbahn zu, ohne einzugreifen – jedenfalls bis zu einem gewissen Winkel. Also, wichtig: Die ESP-Taste fünf Sekunden drücken, dann ist alles einsatzbereit.

Hat der wirklich "Gurkerl" gesagt?
Es soll dennoch nicht lange dauern, bis Ruppi sich hinsichtlich meiner Fahrerei und der Technik des MX-5 zu dem Ausspruch "Wir werden des Gurkerl schon zum Driften bringen!" hinreißen lässt. Und das hat einen Grund: Mein Spaßgerät ist ein serienmäßiger Mazda MX-5 1,8i, also mit der 126-PS-Maschine und ohne die fürs richtige Driften so wesentliche Differentialsperre. Die hatte nur die 160 PS starke 2-Liter-Ausführung, aber die ist in Österreich ausverkauft. Reicht fürs Rumrutschen im Schnee oder auf Rutschbelag, aber fürs richtige Driften auf nassem Asphalt (vom trockenen brauchen wir hier gar nicht reden) fordert es einem alles ab.

Wo die Kollegen mit BMW M3, M5 und Konsorten einfach Gas geben und das Heck nach Belieben tanzen lassen, ist das Bodenturnen durch die Kurven des Wachaurings für mich harte Arbeit, weil unten herum wenig Kraft da ist (167 Nm bei 4.500/min) und sich das Differential gegen den Drift wehrt. Wie gut, dass ich per Funk Unterstützung von Meister Schachinger bekomme. "Probier da, mit der Handbremse auszulösen", "Da warst ein bisserl zu schnell", "Bleib voll am Gaaaaaaaaas!" Kurz bevor ich die Hoffnung aufgebe (die stirbt ja bekanntlich zuletzt), platzt mir nicht der Kragen, sondern der Knopf geht auf und ich höre zum ersten (aber nicht zum letzten) Mal "Die Kurve war eine absolute Sensation!" aus dem Walkie-Talkie. Danke, Ruppi, das macht Mut!

Wie ein kleines Wildpferd
Und jetzt kann es richtig rund gehen. Zwar drehe ich mich immer wieder ein, weil der Radstand kurz, das Tempo mangels Leistung hoch, die Wankneigung relativ stark und meine Drifterfahrung noch enden wollend ist, aber ich fühle mich wie auf einem Wildpferd, das ich gerade einreite. Was gar nicht so weit hergeholt ist, da Mazda ja von "Jinba Ittai" (zu Deutsch "Ross und Reiter") spricht, wenn es um die Verbindung zwischen Fahrer, Auto und Straße spricht. Und diesem Wildpferd zwinge ich mehr und mehr meinen Willen auf, bis ich fast den ganzen Wachauring quer nehme, mit einem Mal Absetzen in der Mitte sogar die Westkurve, vor der mich der Ruppi vorher noch gewarnt hat.

Vor der Westkurve bremsen, sodass die Hinterachse leicht wird, vom dritten in den zweiten Gang, Kupplung gefühlvoll kommen lassen und voll aufs Gas, den Drift so lange wie möglich halten und erneut ansetzen, wenn er abreißt. Und so kreise ich mit Lastwechsel, Einkuppeln, hin und wieder Handbremse und immer viel Spaß um den bewässerten Wachauring. Kollege Philipp Stalzer, mit seinem M5 der wohl beste Drifter der Runde (abgesehen von den Profis im Feld) bringt's ganz gut auf den Punkt: "Das geht nur, wennst ihn voll über den Häfn fährst."

Am Ende ernte ich nicht nur Schweiß von meiner Stirn, sondern sogar die Trophäe – dabei mag ich gar keine Lutscher...

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(Bild: kmm)



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