Oftmals ungewollt

Kinder sehen immer früher Pornos im Internet

Web
25.10.2017 14:17

Kinder und Jugendliche werden über das Internet immer früher mit sexuell expliziten Inhalten konfrontiert. Laut einer aktuellen Umfrage der deutschen Universitäten Münster und Hohenheim unter 14- bis 20-Jährigen sehen Jugendliche im Schnitt das erste Mal mit 14 Jahren "Hardcore-Pornografie". In rund der Hälfte der Fälle geschieht dies ungewollt oder zufällig.

Das von den Kindern und Jugendlichen berichtete durchschnittliche Alter, in dem sie erstmalig Kontakt mit sexuell expliziten Medieninhalten haben, liegt demnach bei 14,2 Jahren. Burschen sind mit durchschnittlich 14 Jahren deutlich jünger als Mädchen (14,8 Jahre). Die Studienergebnisse zeigen zudem, dass Erstkontakt offenbar immer früher im Leben der Jugendlichen stattfindet. Die 14- und 15-Jährigen, die bereits Kontakt mit harter Internet-Pornografie hatten, gaben an, beim Erstkontakt im Durchschnitt 12,7 Jahre alt gewesen zu sein.

Der Zugang erfolgte zu 70 Prozent über Laptop, Computer oder Smartphone. Andere Medien wie Fernsehen, Video oder Zeitschriften haben weitgehend ausgedient. Der erste Kontakt findet mehrheitlich zu Hause statt. In 40 Prozent der Fälle sind die Jugendlichen nicht allein, wenn sie das erste Mal pornografische Bilder oder Filme sehen, sondern sie tun dies mit Freunden. Im Alter zwischen 14 und 15 Jahren gilt dies sogar in 60 Prozent der Fälle.

Erstkontakt oftmals ungewollt
Bei der Hälfte aller Jugendlichen ist der Erstkontakt gewollt. Allerdings zeigen sich hier geschlechtsspezifische Unterschiede: "Von den Mädchen gaben beispielsweise knapp 60 Prozent an, dass der Kontakt zu pornografischen Inhalten ungewollt war, bei den Jungen waren es nur 37 Prozent", so Kommunikationswissenschaftler Jens Vogelgesang von den Uni Hohenheim. Zu ungewollten Kontakten zählten die Forscher beispielsweise das Gezeigtbekommen von Pornografie durch Dritte oder das zufällige Antreffen dieser Inhalte im Netz.

Pornografie weiterhin Tabuthema
Ebenfalls interessant: Laut Umfrage spricht mehr als die Hälfte der Jugendlichen nach dem ersten Porno-Schauen mit niemandem darüber, nur vier Prozent diskutieren den Vorfall mit Lehrern oder Eltern. Trotz der gestiegenen Offenheit in der Gesellschaft und vieler Aufklärungskampagnen gelte weiterhin: "Das Reden über die eigene Sexualität ist unter vielen Jugendlichen noch immer ein Tabuthema, mit dem sie entweder weitgehend allein gelassen werden oder das sie mit ihren Freunden erkunden."

"Weit verbreitete Form der Mediennutzung"
Die Ergebnisse legen dem Experten zufolge nahe, "dass das holzschnittartige Bild des einsamen männlichen Porno-Nutzers in Teilen falsch ist. Für einen nicht unerheblichen Teil der Jugendlichen ist der erste Kontakt mit Pornografie eng an den sozialen Kontext gebunden." Seinem Kollegen Thorsten Quandt von der Uni Münster nach verdeutlichten die Ergebnisse zudem, dass es sich beim Pornografiekonsum "nicht um ein randständiges Mediennutzungsphänomen handelt. Es ist vielmehr eine weit verbreitete Form der jugendlichen Mediennutzung."

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