63-Jähriger erzählt

Wie viel man als Pfandsammler in Linz „verdient“

Seit Anfang des Jahres bekommt man in Österreich für zurückgegebene Dosen und Flaschen 25 Cent Pfand. Für viele, die knapp bei Kasse sind, ist das Sammeln solcher Gebinde ein Zuverdienst. So auch für den Linzer Johannes Seidl (63). Er verrät im „Krone“-Gespräch, wie viel er damit „verdient“ und wie groß die Konkurrenz ist.

„Es ist auf jeden Fall ein Zuverdienst und wird langsam zur Einnahmequelle“, sagt Johannes Seidl aus Linz und meint damit das Sammeln von pfandpflichtigen Leergebinden (Plastikflaschen und Dosen). Die Pfandpflicht wurde mit 1. Jänner 2025 eingeführt. „Wenn ich in Linz unterwegs bin, dann schau’ ich, ob in den Pfandringen oder in Mistkübeln Flaschen oder Dosen drinnen sind.“

„Bis ganz nach unten grabe ich dafür aber nicht“, erzählt der 63-Jährige, der als Redakteur und Verkäufer bei der Straßenzeitung „Kupfermuckn“ in Linz arbeitet.“

„Es gibt echte Hotspots, wo sich die Suche lohnt“
In den letzten Wochen hätte sich der Anteil an Pfandgebinde merklich erhöht, vor allem seit April würde man an gut frequentierten Plätzen wie Donaulände, Promenade oder Hauptplatz viele Flaschen und Dosen finden. Das hängt wohl vor allem damit zusammen, dass seit April nur noch Verpackungen mit dem neuen Pfandsymbol befüllt werden dürfen. „Am meisten findet man an Orten, wo sich viele Leute im Freien aufhalten und es Sitzgelegenheiten gibt. Letztes Wochenende habe ich Leergut im Wert von über sieben Euro gesammelt, da sind aber auch Bierflaschen dabei“, erzählt Seidl.

Viele Landsleute verzichten anscheinend auf die 25 Cent Pfand. (Bild: Pressefoto Scharinger/Daniel Scharinger)
Viele Landsleute verzichten anscheinend auf die 25 Cent Pfand.

 Nicht immer löst er die Pfand-Gutschriften sofort ein bzw. geht darum einkaufen. „Ich habe schon ein ziemlich dickes Packerl Bons, die ich noch nicht eingelöst habe. Manchmal schenke ich auch welche weiter“, so der 63-Jährige. Experten gehen davon aus, dass zwischen Kauf und Rückgabe der Pfandgebinde vier bis acht Wochen vergehen.

Pfand in Österreich

Vor vier Monaten war der Startschuss für das Einwegpfand auf Getränke-Kunststoffflaschen und Metalldosen in Österreich gefallen. Bis Anfang April wurden rund 255 Millionen Pfandgebinde in Umlauf gebracht und 36 Millionen erfolgreich retourniert. In Oberösterreich waren es 5,4 Millionen Flaschen und Dosen. Seit April dürfen nur noch Getränkeverpackungen mit dem österreichischen Pfandsymbol befüllt werden.

„Leute machen das schon fast professionell“
Negative Erfahrungen hat er bisher keine gemacht, eher im Gegenteil. „Wenn die Leute sehen, dass ich in Mistkübel schaue, stecken sie mir ab und zu sogar Geld zu.“ Gibt es auch Konkurrenz unter den Pfandsammlern? „Ich sehe gelegentlich Leute, die das schon fast professionell machen. Es hat auf jeden Fall zugenommen“, sagt Seidl.

In Deutschland wurde die Pfandpflicht bereits 2003 eingeführt. Laut der deutschen Pfandstudie von 2024 bessern sich dort etwa 1,1 Millionen Personen ihren Lebensunterhalt damit auf, um 150.000 mehr als im Jahr zuvor.

„Krone“-Kommentar
Gutes tun ist ganz einfach

Nicht wenige rümpfen verächtlich ihre Nase, wenn sie „Müllstirler“ sehen, die in Mistkübeln nach ein paar verwertbaren Sachen suchen. Im besten Fall ist ihnen nicht klar, dass das meist nicht aus Jux und Tollerei passiert.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Mit der Einführung des Plastikflaschen- und Dosenpfands haben genau diese Menschen, die auf der Straße leben oder in argen finanziellen Problemen sind, eine Möglichkeit gefunden, ein paar Euro zu bekommen. Für die einen sind 25 Cent ein Klacks, für andere wiederum ist es vielleicht viel Geld.

Für die, die genug haben, wäre es ja eine einfache Form der Nächstenliebe, auf den Pfand zu verzichten und damit Gutes zu tun.

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