Auspacken, ADSL-Modem anstecken, Patchkabel ins MacBook Pro stecken, exakt viermal klicken, die richtigen Parameter und Zugänge für die Internetverbindung aus dem Aktenschrank heraussuchen, eintippen, Namen für das Netzwerk überlegen, eintippen, WPA-Passwort definieren, eintippen, Patchkabel wieder abziehen, Drahtlosverbindung aktivieren, WPA-Passwort eingeben und im Schlüsselbund speichern – fertig, surfen.
Es ist fast schon eine Frechheit, wie wenig Arbeit Apple dem Tester übrig lässt. Bis das Netzwerk steht, vergehen vorm Rechner gerade einmal fünf Minuten inklusive Geräteaufbau und Tauchgang unterm Schreibtisch. Am Windows-PC braucht man zwei, drei Minuten länger, da dort in der Regel die Airport-Software erst installiert werden muss. Sonst gibt es keine Unterschiede zwischen Mac und PC.
Bis hierhin gehen die Arbeitsschritte mittlerweile aber auch bei den Routern der Konkurrenz leicht von der Hand. Die Leichtigkeit des in Österreich für 179,- Euro erhältlichen Apple-WLANs besteht darin, dass die Airport Extreme Basisstation über ein schwer Interface verfügt, dessen Dialoge man schwer missverstehen kann. Während man bei anderen Produkten, vor allem den No-Name-Geräten aus Fernost, mühsam über eine oft miserabel ins Deutsche übersetzte Webmaske zum Router-Setup gelangt, wird hier alles über eine Applikation am Desktop erledigt, die selbst dem Laien keine Rätsel aufgibt.
Dazu gehören auch Maßnahmen zur Sicherung des Heim-WLANs, die viele Benutzer bei ihren Geräten oftmals nicht tätigen, da es einfach zu kompliziert aussieht und meistens auch ist. Kaum zu glauben, aber immerhin sind mehr als die Hälfte heimischer WLAN-Netzwerke ungeschützt. Die Airport Extreme Basisstation „zwingt“ den Benutzer bereits beim Einrichten des Netzwerks zur Sicherung per WPA-Verschlüsselung. Auch alle weiteren Maßnahmen, wie das Verstecken der Netzwerk-ID und die Zugriffsbeschränkung für einzelne Rechner per MAC-Adressenfilter können ohne besondere Vorkenntnisse durch verständlich konstruierte Assistenten getätigt werden. Die Rechner haben Namen, tauchen in der Software auf und können per Klick sofort auf die Liste der akzeptierten MAC-Adressen gesetzt werden, was auch das spätere Hinzufügen von Geräten schlicht watscheneinfach macht.
An der Rückseite verfügt die Airport Extreme Basisstation neben dem Anschluss für das ADSL- oder Kabel-Modem und drei Ethernet-Steckplätzen für Rechner ohne Drahtlosunterstützung auch über einen USB-Port. Hier können Drucker, externe Festplatte und anderes Speichergerät angeschlossen werden. Drucker erkennen Windows- und Mac-Rechner gleichermaßen durch die mitgelieferte Software Bonjour. War der Drucker bereits einmal am Rechner angeschlossen, das heißt sind Treiber und Software bereits installiert, stellt Bonjour nach einmaliger Auswahl automatisch eine Verbindung zum Drucker her, sobald man sich ins Netzwerk einklinkt.
Für den Benutzer ändert sich im Betriebssystem praktisch nichts, außer, dass er jetzt von mehreren Rechnern Druckaufträge schicken kann und sich durch Bonjour die Kohle für einen netzwerkfähigen Drucker gespart hat. Einziger Wermutstropfen: Scanner können mit der Airport Extreme Basisstation bzw. Bonjour nicht genützt werden, was vor allem Besitzern von Multifunktionsgeräten schmerzen wird. Bei unserem getesteten HP-Modell funktionierte nur die Druckfunktion, das Scan-Modul wurde nicht erkannt. In der Support-Sektion auf der Apple-Homepage können Herstellerinfos abgerufen werden, in denen Airport-kompatible Produkte gelistet werden.
Bei externen Festplatten funktioniert das Anschließen ebenfalls unkompliziert. Genau wie beim Drucker kann auch die Harddisk für alle Computer im Netzwerk freigegeben oder auch nur für die Nutzung auf dem eigenen Rechner beschränkt werden, falls man zwar den Komfort der drahtlosen Verbindung schätzt, aber keine Lust hat, seine Daten mit der restlichen Familie respektive neugierigen Mitbewohnern zu teilen. Allerdings sind die Schreib- und Lesegeschwindigkeiten bei Verbindungen nach dem Netzwerkstandard 802.11g (mehr Infos zur neuen, schnelleren Netzwerktechnologie 802.11n siehe weiter unten) recht lahm. Zum bloßen Sichern (also Kopieren und Ablegen) von Daten, abspielen von MP3s und Videoclips oder Betrachten von Fotos reicht es zwar allemal, wer eine große, auf der USB-Festplatte befindliche Datei (etwa ein Photoshop-Dokument) bearbeitet, stößt allerdings schnell an die Grenzen der Übertragungskapazität.
Wer die Festplatte mit Windows- und Mac-Rechnern gleichzeitig benutzen möchte, muss zudem die Formatierung beachten. Das von Apple benutzte Dateisystem HFS+ kann von Windows-Rechnern, die das Dateisystem NTFS benutzen, zwar gelesen aber nicht beschrieben werden. Umgekehrt ist es genauso. Die externe Festplatte muss vor der gemeinsamen Nutzung im Dateisystem FAT mit bestimmten Parametern formatiert werden, damit beide Rechner lesen und beschreiben können. Zudem darf das Laufwerk nur über eine Partition verfügen.
Mit einem zusätzlichen USB-Hub können auch mehrere Drucker bzw. Festplatten gleichzeitig an den Router angeschlossen werden. Bonjour bahnt sich die Pfade somit auch durch den Kabelsalat. Beim Anschließen von herkömmlichen USB-Sticks gibt es gespaltene Erfahrungen mit dem Airport-Router. In Mac-Foren sind etliche Berichte zu finden, wonach es bei einigen Usern funktioniert, einen für Mac formatierten USB-Speicherstick an den Hub zu stecken und ihn im Netzwerk freizugeben. Den im Test verwendeten No-Name-Stick wollte die Basisstation aber weder in HFS+ noch in FAT32 akzeptieren.
Die Reichweite der Basisstation beschreibt Apple auf seiner Webseite recht vage mit der „doppelten Reichweite“ bezogen auf den neuen Funkstandard 802.11n, der mit drei Antennen statt bisher zwei arbeitet. Für die nach dem „alten“ Standard surfenden Benutzer bedeutet dies nach wie vor unveränderte Parameter: Maximal 30 Meter Reichweite je nach Mauerwerk, Höhenlage und etwaigen Störfaktoren wie Stromleitungen oder Handymasten in der näheren Umgebung.
Zum größten Novum an der neuen Airport Extreme Basistation gehört wie schon oben angekündigt der Buchstabe n. Das etwa 17 mal 17 Zentimeter breite und knapp vier Zentimeter hohe Kästchen unterstützt nämlich den unter der Schirmherrschaft von Intel durch mehrere Hersteller entwickelten, baldigen Netzwerkstandard 802.11n, der im Vergleich zu den bisherigen Standards a,b und g wesentlich höhere Übertragungsraten ermöglichen wird bzw. ja schon ermöglicht. Im Fall der Airport Extreme Basisstation handelt es sich um einen Vorstoß von Seiten Apples, da die Einführung des Standards formal noch nicht verabschiedet wurde. Laut Apple ermöglicht die Basisstation bei 802.11n-Verbindungen Übertragungsraten von 160 Megabit pro Sekunde, was in etwa dem Zehn- bis Zwölffachen des veralteten USB-Standard 1.1 bzw. einer „Fast Ethernet“-Kabelverbindung entspricht und für Heim-WLAN-Netze eine Art Quantensprung bedeutet. Theoretisch hat man mit 802.11n die Möglichkeit, Übertragungsraten von bis zu 600 Megabit pro Sekunde hinzubekommen.
Einziger „Haken“ an der Sache: Derzeit kommen nur Besitzer von brandneuen Apple-Rechnern, die mit Intel Core 2 Duo-Prozessoren ausgestattet sind, in den Genuss der neuen Technologie. Ein MacBook Pro der ersten Generation wie auch die alten PowerPC-Rechner können Mangels eingebauter dritter Antenne nicht nachgerüstet werden. Allerdings wird es wohl bald entsprechende USB-Sticks bzw. Express34-Karten geben, die 802.11n unterstützen. PC-Besitzer können die schnellere Verbindung unter Umständen durch den Einsatz erster 802.11n-PCI-Karten nutzen – nach den derzeitigen Erfahrungsberichten zu urteilen, muss man dafür aber sehr bastelfreudig sein und die eine odere andere Wildwuchs-Software auf den Computer laden. In absehbarer Zeit werden für dieses „Problem“ aber Lösungen auftauchen, wie das bei Marktpionieren in der Regel der Fall ist.
Wir konnten die 802.11n-Verbindung in unserem Test mangels tauglicher Gerätschaft leider nicht unter die Lupe nehmen. Den Stimmen in US-amerikanische Mac-Foren zu urteilen, kommt der neue Soon-to-be-Standard aber durchweA versprochenen 5-Fachen (in Amerika dürfen zwei Funkfrequenzbänder genutzt werden, in Europa wirbt Apple mit 2,5-facher Geschwindigkeit, da momentan nur das 2,4 GHz-Frequenzband genutzt werden darf) entsprechen, beim Streaming von großen Videodateien – was in den Staaten durch die weite Verbreitung von legalen Filmdownloads und Online-Videotheken bereits Alltag ist – aber einen sichtbaren Vorteil bringt.
Es finden sich zudem auch kaum Beschwerden bei der Drahtlos-Nutzung von USB-Festplatten und Rechner-zu-Rechner-Verbindungen, die von der erhöhten Funkbandbreite wohl am meisten profitieren. Auch für die Benutzung von Apples Streaming-Box „AppleTV“ ist der 802.11n-Standard essentiell. Während man sich bei uns noch fragt, wozu das Ding eigentlich gut sein soll, erfreut sich AppleTV in den USA größerer Beliebtheit, da dort durch ein entsprechend vorhandenes Angebot an Online-Services und Video-On-Demand ein tatsächliches Bedürfnis nach dem Kästchen besteht, das Inhalte von PC im Arbeitszimmer per WLAN-Verbindung zum Fernsehgerät im Wohnzimmer liefert.
Fazit: Apples Airport Extreme Basisstation überzeugt in erster Linie in ihrer Paradedisziplin, dem Herstellen von Drahtlos-Netzwerken zum Zwecke des Internetsurfens, mit einem derzeit unübertroffen hohen Grad an Usability und tadelloser Funktionalität. Die Unkompliziertheit, mit der sich hier ein Heim-WLAN einrichten lässt, ist schlichtweg einmalig und von anderen – vor allem was das Einrichten scheinbar komplexer Sicherheitsmaßnahmen betrifft – unerreicht. Der USB-Anschluss erleichert zudem den Alltag und birgt durch die Integration von externen Festplatten großes Vernetzungs-Potenzial.
Zum absoluten WLAN-Wunderwuzzi wird das Teil wohl, wenn man 802.11n-Verbindungen nutzen kann. Wer in seinem Wohnzimmer voll und ganz auf Apfel eingestellt ist, sollte sich den Router zum jetzigen Zeitpunkt auf jeden Fall genauer ansehen. Ansonsten ist Airport Extreme als hochqualitativer WLAN-Router zu begreifen, bei dem von der Vearbeitung bis zum Interface wirklich alles stimmt.
Christoph Andert
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