2025 war für OÖ, wirtschaftlich betrachtet, ein schwieriges Jahr: Eine Millionenpleite jagte die nächste. Die Arbeitslosigkeit ist zwar im Bundesvergleich niedrig, stieg im Verhältnis aber stärker an als anderswo. Während es Kritik an der Standortpolitik hagelt, ist für den zuständigen Landesrat alles paletti.
Das Schlimmste kam zum Schluss: Am 5. Dezember meldete die Stiglechner Tankstellen GmbH mit Sitz in Linz Insolvenz an. Gemessen am Schuldenstand (166 Millionen Euro Passiva) ist das die größte Firmenpleite des Jahres in Oberösterreich. Mehr als 500 Dienstnehmer sind betroffen. Die Pleite steht symbolisch für ein Horrorjahr: Laut KSV1870 meldeten heuer 849 heimische Unternehmen Insolvenz an – ein Plus von 20,8 Prozent gegenüber 2024.
Auch andere Leitbetriebe kündigten Einschnitte an: In der Lenzing AG wackeln 600 Jobs, bei Engel 50, bei Hammerer Aluminium Industries (HAI) weitere 20, nachdem 2024 bereits Hunderte Jobs konzernweit gestrichen wurden.
Hinter den Zahlen stehen Familien, Regionen und Zulieferketten. Wer jetzt weiter die Augen zumacht und erzählt, es sei alles in Ordnung, verschärft den Schaden.
Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne)
Das sind nicht die einzigen Kennzahlen, die belegen, dass der Standort zuletzt ins Wanken geraten ist. Laut Statistik Austria ist das reale Bruttoregionalprodukt in Oberösterreich 2024 um 2,7 Prozent gesunken, die Wertschöpfung in der Herstellung von Waren um zehn Prozent.
Kritik an der Energiepolitik von SPÖ und den Grünen
Ist der ehemals so stolze Wirtschaftsstandort Oberösterreich also zum Mittelmaß „abgesandelt“, wie es 2013 der damalige Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl für ganz Österreich konstatierte?
„Ja“, sagen die Kritiker des zuständigen Landesrats Markus Achleitner (ÖVP). „Oberösterreich ist ein Industrieland. Aber wer Industrie im Land halten will, muss auch die Grundlagen liefern: leistbare Energie, verlässliche Rahmenbedingungen und eine Raumordnung, die Wertschöpfung schafft, statt Wälder zu roden“, sagt Umweltlandesrat Stefan Kaineder. Er wirft Achleitner vor, die Windkraft zu blockieren. Dabei wäre diese aus Sicht des Grünen-Chefs ein Mittel gegen die höheren Stromnetzentgelte, die ab 2026 laut E-Control für Haushalte in Oberösterreich um 2,5 Prozent ansteigen (bundesweit: +1,3%).
Auch Landesrat Martin Winkler (SPÖ) ortet „Versäumnisse in der Energiepolitik“. In seinem „Winkler-Plan“ zeige er auf, „wie wir mit erneuerbarer Energie unser Land reich machen“ könnten.
Die oö. Unternehmen haben sich in einem schwierigen internationalen Umfeld behauptet. Jeder zweite Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt vom Export ab.
Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP)
„Verlässlicher Standort“
Achleitner lässt die Kritik nicht gelten. Oberösterreich habe sich „in herausfordernden Zeiten als verlässlicher Standort erwiesen“. Den vielen Insolvenzen stünden alleine heuer im ersten Halbjahr 3727 Firmen-Neugründungen gegenüber. Die Arbeitslosigkeit sei im November mit 5,1 Prozent bundesweit die niedrigste gewesen. Der ÖVP-Politiker verweist zudem darauf, dass Oberösterreich trotz konjunkturbedingten Rückgangs mit Exporten in Höhe von 48,2 Milliarden Euro das Exportland Nr. 1 bleibt.
Und der Ausblick? „Für die Ankurbelung der Konjunktur sind im Landeshaushalt 2026 Investitionen in Höhe von fast 800 Millionen Euro vorgesehen“, hofft Achleitner auf einen Konjunktur-Turbo.
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