Nach Vorwürfen

Land distanziert sich von Ehrenzeichen für Gmeiner

Vorarlberg
16.12.2025 13:16

Das Land Vorarlberg hat dem Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner einst das Goldene Ehrenzeichen zuerkannt. Nun distanziert sich das Land von der Auszeichnung - als Folge von ans Licht gekommenen Missbrauchsvorwürfen gegen den Vorarlberger. 

Der Ehrenzeichenrat des Landes Vorarlberg hat sich von der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens an Hermann Gmeiner distanziert. Dies geschehe in einem ersten Schritt, vorbehaltlich der juristischen Aufarbeitung durch die Justiz, teilte die Landespressestelle in einer Aussendung mit. Auch von der Ehrung der nationalsozialistischen Schriftstellerin Natalie Beer distanzierte sich der Rat. Die Landesregierung schließe sich diesen Beschlüssen ausdrücklich an, hieß es.

Der Landesehrenzeichenrat verurteile jegliche Form von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und beschloss daher in seiner Sitzung vergangenen Dienstag unter dem Vorsitz von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) „in einem ersten Schritt“ die Distanzierung von der Ehrung Gmeiners mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes.

Dem 1919 in Alberschwende im Bregenzerwald geborenen späteren Gründer der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner, war das Goldene Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg 1974 verliehen worden. Er hatte 1966 in Dornbirn das erste Vorarlberger SOS-Kinderdorf eröffnet. In den vergangenen Monaten wurde publik, dass zwischen 2013 und 2023 in einem unabhängigen Opferschutzverfahren mehrere Missbrauchsvorwürfe gegen den 1986 verstorbenen Gmeiner eingereicht wurden. Die Vorwürfe werden derzeit von der Staatsanwaltschaft geprüft.

Aberkennung von Grünen und SPÖ gefordert
Der 1903 in Au im Bregenzerwald geborenen Schriftstellerin Natalie Beer wurde 1975 das Silberne Ehrenzeichen des Landes verliehen. Beer habe sich der Ehrung als nicht würdig erwiesen, auch von distanzierte sich der Landesehrenzeichenrat. Beer trat 1940 der NSDAP und der Reichsschrifttumskammer bei. Von 1942 bis Kriegsende war sie als Gau-Abteilungsleiterin „Presse-Propaganda der NS-Frauenschaft“ für Tirol-Vorarlberg tätig und galt damit als eine der ranghöchsten Nationalsozialistinnen in Vorarlberg. Nach dem Ende des Hitler-Regimes etablierte sich Beer als Schriftstellerin und Dichterin, distanzierte sich aber nicht vom nationalsozialistischen Gedankengut. Grüne und SPÖ forderten diesen Herbst mehrfach die Aberkennung ihrer Ehrung, was allerdings eine Gesetzesänderung erfordern würde.

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