Opfer wollen warnen

Abzocke mit Ramsch-Uhren: „Keine zehn Euro wert“

Wien
13.12.2025 12:25

Charmant, gut gekleidet, überzeugend – und am Ende bleibt nur teures Klumpert. In Wien berichten mehrere Betroffene von einer dreisten Masche mit angeblichen Designeruhren. Der Schaden: oft mehrere Hundert Euro.

Es beginnt harmlos. Ein Auto hält, das Fenster geht runter. Ein Mann, geschniegelt, im Anzug, bittet um Hilfe. Er sei aus der Schweiz, erzählt er, habe bei einer Konferenz gearbeitet, müsse dringend heim – und könne die Uhren nicht mitnehmen. „Sonst kostet mich das Zoll“, sagt er. Was folgt, ist immer ähnlich. Und endet für viele bitter.

„Billiges Klumpert“
Eine Krone-Leserin schildert, wie ihr Mann im Gewerbepark im 22. Bezirk angesprochen wurde. „Er hat gesagt, er braucht nur ein bisschen Geld für die Heimfahrt. Dafür gibt er uns zwei Uhren.“ 45 Euro wechselten den Besitzer. „Billiges Klumpert“, sagt sie heute. Andere traf es härter. „Ein älterer Pensionist hat 580 Euro gezahlt.“

An mehreren Orten aufgetaucht
Die Masche zieht sich quer durch Wien: Donaustadt, Laa, Ottakring. Immer wieder derselbe Ablauf. Die Verkäufer sitzen im Auto, oft ein Mietwagen mit italienischem Kennzeichen. Sie wirken seriös, sprechen ruhig, sind nicht aufdringlich. Genau das macht sie so glaubwürdig.

„Hochprofessionell“
Niko D. (25) aus Wien ist einer der Geschädigten. Er erzählt: „Er hat mir erklärt, die Uhr kostet auf der Webseite rund 600 Euro. Für 100 Euro gibt er mir drei Stück.“ Die Seite existierte, samt Instagram-Auftritt, Verpackung, Garantiekarte und QR-Code. Alles wirkte echt. „Hochprofessionell“, sagt Nico. „Wie wenn du eine echte Luxusmarke kaufst.“

Manche haben gleich mehrmals zugeschlagen – in der Hoffnung auf den Deal ihres Lebens.
Manche haben gleich mehrmals zugeschlagen – in der Hoffnung auf den Deal ihres Lebens.(Bild: privat)

„Alle drei Uhren für zehn Euro“
Erst später kam der Zweifel. Ein befreundeter Uhrensammler klärte ihn auf. Die Marke existiert zwar online – aber nur dort. „Eine chinesische Billiguhr mit schöner Verpackung“, so der Wiener. Ein Juwelier bot ihm nicht einmal zehn Euro für alle drei Stück.

Opfer treffen sich auf Verkaufsplattform
Auf Verkaufsplattformen tauchen die gleichen Modelle immer wieder auf. Niko D. schrieb andere Anbieter an. Gleich mehrere meldeten sich – mit der gleichen Geschichte. Aus dem Auto angesprochen, unter Druck gesetzt, hereingelegt. Besonders tragisch sind die Fälle älterer Menschen. Einer habe, so Nico, „fast eine halbe Mindestpension“ für drei Uhren ausgegeben. Der Glaube an das Schnäppchen, an den schnellen Gewinn, war größer als die Skepsis.

Die Uhren haben bewusst die Optik von begehrten Modellen hochpreisiger Luxusmarken.
Die Uhren haben bewusst die Optik von begehrten Modellen hochpreisiger Luxusmarken.(Bild: privat)

Wollen nun selbst Geld machen
Viele Geschädigte bieten ihre Ware nun online zum Verkauf an und hoffen den Schaden etwas minimieren zu können. Das Problem: Bietet man hier bewusst Ware mit falschen Versprechungen an, können die Opfer schnell zu Tätern werden. Die Geschädigten wollen nun andere vor dieser Masche warnen.

Polizei ist Vorgehen bekannt
Der Polizei sind derartige Ereignisse nicht unbekannt. Verkäufe von echten Goldringen, die sich im Endeffekt als Messingimitate herausstellen, ge- oder verfälschte Münzen, Markenkleidungsstücke, scheinbare Markenuhren – die Liste ist lang. Die Gegenstände werden versucht unter Vortäuschung einer Notlage oder Gebrauch einer anderen Täuschung im wahrsten Sinne des Wortes zu verscherbeln/verkaufen.

Notruf wählen
Eine Sprecherin: „Eine Anzeige aufgrund des Verdachts des Betrugs oder Verdacht des Sachwuchers ist unter Umständen denkbar und im jeweiligen Einzelfall zu prüfen. Sollten Personen den Verdacht haben, Opfer einer Straftat geworden zu sein, bitten wir diese entweder den Notruf 133 zu wählen oder eine Polizeiinspektion aufzusuchen.“

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