Mit fatalen Folgen

Wenn überforderte Eltern auf Kinder einschlagen

Österreich
19.11.2025 10:00

Aktuelle Studie zeigt: klares Ja zu härteren Strafen für Missbrauchstäter. Dabei ist die Politik gefordert. Ohrfeigen und der „Klaps“ aufs Hinterteil stehen aber noch immer an Tagesordnung. Auch Vernachlässigung ist immer größeres Thema, wird aber noch nicht als eine Form der Gewalt wahrgenommen.

Knapp die Hälfte der über 64-Jährigen hat Gewalt am eigenen Leib noch erlebt, während zehn Prozent der 14- bis 29-Jährigen von körperlichen Attacken berichten. Dabei stehen leichte Ohrfeigen, ein „Klaps“ auf den Po oder heftiger Streit zwischen den Eltern zumindest manchmal auf der Tagesordnung. Dies ergab eine aktuelle Studie der Kinderschutzorganisation „die möwe“.

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Die individuellen und volkswirtschaftlichen Folgen von Gewalt sind enorm und dürfen nicht unterschätzt werden.

Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der möwe

Zwei Drittel der Befragten antworten, dass eine gewaltfreie Erziehung die optimale Erziehungsform sei. 14 Prozent sind allerdings der Meinung, man müsse hin und wieder zu drastischen Erziehungsmitteln greifen.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

„Ein wirklich enttäuschendes Ergebnis“, erklärt Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der möwe. „35 Jahre nach der Einführung eines Verbots von Gewalt in der Erziehung hätten wir gehofft, dass weniger Menschen Gewalt für notwendig halten. Hier gibt es noch viel zu tun! Es braucht mehr Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Kampagnen, die alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten erreichen. Dafür müsste dringend Geld frei gemacht werden“, so Wölfl weiter. 

Beratung in der Schwangerschaft
Eine Chance wären verpflichtende Beratungen zu psychosozialen Themen während der Schwangerschaft und in der ersten Zeit mit dem Kind.

Erstmals abgefragt wurde Vernachlässigung. Dazu zählen das Fehlen von regelmäßigen Mahlzeiten, häufiges Alleinlassen am späten Abend bei jüngeren Schülern und das Ruhigstellen mit Tablets und Handy. 

Unsicherheit bei Aufklärung
„Dieses Thema ist genauso wenig wie die problematische Nutzung von digitalen Medien in den Köpfen der Menschen angekommen“, meint Johanna Zimmerl, Bereichsleiterin der möwe Kinderschutzzentren. Große Zustimmung finden härtere Strafen bei Missbrauch. Während 88 Prozent das unerwünschte Versenden oder Veröffentlichen von Nacktfotos als sexuelle Gewalt einstufen, herrscht gleichzeitig Unsicherheit darüber, was altersgemäße Sexualaufklärung bedeutet. Hier bedarf es mehr Information.

Obwohl der Ruf nach härteren Strafen laut bleibt, unterstreichen Expertinnen: Prävention ist der wirksamste Kinderschutz. Kinder brauchen früh die Möglichkeit, Grenzen zu erkennen und zu setzen: Erwachsene müssen lernen, diese zu respektieren.

Zivilcourage ist gefragt
Besorgniserregend ist, dass viele Menschen trotz Gewaltverdachts nicht handeln. So hatten bereits 17 Prozent einen Verdacht. Aber 20 Prozent davon haben nichts unternommen. Die möwe betont daher die Bedeutung der Zivilcourage und die Möglichkeit, sich im Zweifel anonym beraten zu lassen.

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