Er hat keine Scheu vor heiklen Themen: der designierte neue Erzbischof von Wien über Islam und Islamismus, das geplante Kopftuchverbot, homosexuelle Paare und den Zölibat.
Am Sonntag vor 30 Tagen hat Papst Leo XIV. Josef Grünwidl, zuletzt Apostolischer Administrator der Erzdiözese Wien, zum Erzbischof ernannt. Und damit seit Langem den ersten Erzbischof, der in seinem Herzen Seelsorger ist – und Reformer. Der designierte Erzbischof kann sich Frauen als Priester vorstellen und Priester, die verheiratet sind. „Der Zölibat sollte freiwillig sein, findet er. „Ich glaube, das ist auch längst in Rom angekommen“, sagt er.
Auch Frauen in katholischen Entscheidungsgremien hält er für wichtig und richtig und setzt das im Rahmen seiner Möglichkeiten auch um. Er werde, so Grünwidl, das auch in Rom vertreten.
„Es hilft uns nicht, dass der Islam ein Feindbild ist“
Angesprochen auf den Mitgliederschwund in der Katholischen Kirche (mehr als 4,5 Millionen Mitglieder) und den gleichzeitigen Zuwachs bei Muslimen (700.000 Mitglieder) findet er klare Worte: „Es hilft uns nicht weiter, dass der Islam als Ganzes ein Feindbild ist. Wir brauchen ein gutes Miteinander.“ Und weiter: „Wenn wir wollen, dass Österreich ein christliches Land bleibt, müssen wir etwas dazu beitragen. Ich kann nicht den Muslimen vorwerfen, dass sie ihren Glauben leben und dazu stehen.“
Das von der Bundesregierung geplante Kopftuchverbot sieht er wie sein Vorgänger Christoph Schönborn kritisch, den Islamismus mit großer Besorgnis. Es sei wichtig, zwischen Islam und dem politischen Islam zu unterscheiden. Und er könne nicht unterschreiben, „dass man sagt, die Muslime sind schuld, dass es Antisemitismus gibt.“
Vier Männer „heiraten“: Das findet er „grenzwertig“
Den Fall jener Berliner Pastorin, die vier heiratswilligen homosexuellen Männern den Segen gespendet hat, finde er „ehrlich gesagt grenzwertig“. Nicht aber die Segnung homosexueller Paare – auch er selbst hat als Priester einem solchen schon den Segen gespendet.
Kein Blatt nimmt sich der designierte Erzbischof auch in Sachen Armutsbekämpfung vor den Mund. „Ich glaube, dass es hier noch einmal ein genaueres Hinschauen braucht, auch von Seiten derer, die das Budget machen.“
Ob er mit seinen Ansichten auch Kardinal wird? Er hoffe nicht darauf, das liege ganz beim neuen Papst.
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