Zu einer dramatischen Verwechslung ist es in einer Kärntner Pflegeeinrichtung gekommen. Ein demenzkranker Bewohner erwischte in der Küche einen Kanister Spülmittel und trank – er starb qualvoll an den Verätzungen. Wie das Unglück geschehen konnte und was falsch gemacht wurde, wird nun vom Gericht untersucht.
„Ein auf Demenzerkrankungen spezialisiertes Heim mit einer sehr schönen Homepage, das sich als Oase präsentiert, hätte es einfach besser machen müssen“, kritisiert Staatsanwältin Barbara Baum. Und schildert eindringlich, wie es zu dem tragischen Fall kam: „Der Verstorbene litt an Alzheimer. Seine Erkrankung war geprägt von einem ausgeprägten Wandertrieb und einer Tag-Nacht-Umkehr. Am Unglückstag war er durstig, ging in eine offen stehende und zugängliche Küche, wo er im Spülenunterschrank einen Kanister fand. Er trank daraus.“
Wann genau, ist unklar – als er von einer Pflegekraft gefunden wurde, saß er auf einem Sessel, blutete bereits stark. „Er starb zwölf Tage später an den Verätzungen und einer Lungenentzündung. Vermutlich ein sehr qualvoller Tod.“
Wer hat nun was falsch gemacht? Für Anklägerin Baum steht die Betreibergesellschaft nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz in der Verantwortung: Die Küche hätte versperrt, der ätzende Industriereiniger gesichert sein müssen, sodass gefährdete Bewohner niemals in diese Situation kommen hätten können. „Zudem war zu wenig Personal im Dienst. Eine Pflegeassistentin war für 17 Bewohner zuständig.“
„Tragisch, aber nur Flüchtigkeitsfehler“
Dem widerspricht der Verteidiger des Verbandes, Alexander Klaus, vehement: „Es ist bedauerlicherweise zu dem Unglück gekommen, aber es ist ein Flüchtigkeitsfehler einer einzelnen Mitarbeiterin, die die Küchentür nicht abgesperrt hatte.“ Alle Auflagen und auch der Personalschlüssel würden in der Einrichtung nach dem Kärntner Heimgesetz sogar „übererfüllt“.
Ganz so sehen es Mitarbeiterinnen als Zeuginnen nicht. „Der Personalmangel in der Pflege ist immer Thema“, schildert eine Fachkraft Richterin Michaela Sanin. „Aber was die Küchentür betrifft, so wusste jeder, dass diese bei der Übergabe vom Tag- an den Nachtdienst abgesperrt werden muss.“
„Onkel war immer extrem durstig“
Trotzdem stand sie offen. Was einen demenzkranken alten Herren das Leben kostete, weil er etwas trinken wollte. Sein Neffe hatte sich um ihn gekümmert und berichtet, dass der Onkel extrem durstig gewesen sei und daher auch immer gefüllte Thermoskannen bei ihm gestanden seien. „Daran kann ich mich nicht erinnern“, meint dazu eine Pflegerin. Da noch weitere Zeugen befragt werden müssen, wurde vertagt.
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