Mit einem neuen Arbeitsprogramm will die Kurie angestellte Ärzte die Wiener Spitäler reformieren – sachlich, lösungsorientiert und mit einem neuen Ton. Statt Forderungen: Vorschläge. Statt Krawall: Kooperation.
Von einem „neuen Stil“ ist die Rede, von einem „gemeinsamen Weg“. Die Kurie der angestellten Ärzte in der Wiener Ärztekammer hat ihr Arbeitsprogramm vorgestellt – und damit einen ungewöhnlich konstruktiven Ansatz im sonst hitzigen Spitalsdebatten-Alltag geliefert. Der Titel: „Machen wir Wien wieder zum Zentrum internationaler Spitzenmedizin“. „Es geht nicht um Fantasiezahlen oder Wunschdenken, sondern um realistische, umsetzbare Vorschläge“, betont Kurienobmann Dr. Eduardo Maldonado-González, Intensivmediziner in der Klinik Donaustadt. Im Mittelpunkt stehen sechs Themen: mehr Personal, moderne Arbeitgeber, Generationen-Miteinander, bessere Ausbildung, Bürokratieabbau und Kooperation zwischen allen Spitalsträgern.
Mehr Ärzte, weniger Zwang
Der Vizepräsident erteilte politischen Ideen einer „Zwangsverpflichtung“ junger Mediziner jedoch eine klare Absage: „Alles, was Zwang ist, ist schlecht. Wenn die Arbeitsbedingungen stimmen, bleiben die Leute freiwillig.“ Statt Zwang wolle man Motivation schaffen – durch faire Gehälter, bessere Organisation und Anerkennung. Dr. Benjamin Glaser, Chirurg und Finanzreferent der Kurie, ergänzt: „Wir wollen nicht für uns fordern, sondern das System verbessern. Wir sehen uns als Partner, nicht als Blockierer.“
Digitalisierung statt Papierkurve
Die Psychiaterin Dr. Lisa Leutgeb schildert eindrücklich den Klinikalltag: „Ich arbeite im angeblich papierfreien Krankenhaus, aber wir schreiben noch immer auf Papierkurven.“ Viel Zeit gehe für doppelte Dokumentation verloren – Zeit, die den Patienten fehle. „Wir brauchen endlich eine gescheite Digitalisierung. Das wäre kein Luxus, sondern eine Entlastung.“
Erfahrung darf nicht verloren gehen
Ein weiteres Anliegen betrifft den drohenden Verlust an Expertise. Primar Dr. Dieter Kölle, Gynäkologe am Sanatorium Hera, sprach sich für freiwillige Weiterarbeit nach der Pension aus: „Wir wollen Kollegen, die wollen und können, weiter beschäftigen. So bleibt Wissen im System – und junge Ärzte können profitieren.“ Dafür brauche es einen Bürokratieabbau.
Klares Ziel, neuer Ton
Das Programm sei kein Forderungskatalog, sondern ein Werkzeugkasten: Vorschläge zur Ausbildung, zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zu effizienteren Abläufen. Viele Maßnahmen kosten wenig, betonen die Initiatoren – bringen aber viel. Glaser: „Wir haben erkannt, dass Konfrontation nichts bringt“, so Kölle. Und Glaser ergänzt: „Wir wollen über Verhandlungen etwas erreichen, nicht über Streiks.“ Damit erteilt man auch der kürzlich öffentlichkeitswirksamen Streikdrohung der Schwesterkurie eine deutliche Absage.
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