Vorwurf Menschenhandel

Vor der Flucht war „El Chefe“ beim Polizeiverhör

Gericht
13.10.2025 17:32

Start am Montag für den Großprozess gegen mutmaßliche Menschenhändler im Salzburger Landesgericht: Drei Frauen und zwei Männer sitzen auf der Anklagebank. Doch der mutmaßliche Drahtzieher und Boss der Bande, genannt „El Chefe“, ist auf der Flucht. Dabei hatte man ihn Ende 2022 offenbar schon, erzählte ein Verteidiger.

Die „Krone“ berichtete mehrfach über den Fall von grenzüberschreitendem Prostitutions- und Menschenhandel. Der Vorwurf in Kürze: Eine Gruppe rund um den mutmaßlichen Boss, einen zeitweise in Salzburg lebenden Türken (34) mit dem Spitznamen „El Chefe“, soll zwischen 2021 und 2024 Frauen aus Kolumbien nach Österreich gelockt und hier unter Androhung von Gewalt zu Sexarbeit gezwungen und ausgebeutet haben.

Die Anklage listet 43 Opfer auf. Wie Ware seien die Kolumbianerinnen behandelt worden. Das verdiente Geld wurde ihnen oft zur Gänze abgenommen. Sie seien mit dem Tode bedroht und auch misshandelt worden.

Der gesuchte „El Chefe“ (kleines Bild) entkam bisher den international tätigen Ermittlern.
Der gesuchte „El Chefe“ (kleines Bild) entkam bisher den international tätigen Ermittlern.(Bild: Krone KREATIV/Europol zVg, Krone KREATIV)

Von den sieben Angeklagten erschienen aber nur fünf zum Prozessbeginn am Montag in Salzburg. Darunter: Zwei heimische Taxifahrer und drei Frauen, die eine führende Rolle gehabt haben sollen – eine Rumänin (31) und zwei Österreicherinnen (32, 39). Während die Erstangeklagte als Lebensgefährtin von „El Chefe“ die Beförderung der Frauen nach Österreich organisierte und Spanisch dolmetschte, vermittelte die Zweitangeklagte die Aufträge zur Prostitution. Und die dritte Frau half mit: durch Geldüberweisungen und Autovermietungen.

Ungewöhnlich für eine mutmaßliche kriminelle Vereinigung: Keiner der Angeklagten ist vorbestraft, allesamt unbescholten. Verteidiger Robert Morianz kritisierte „einseitige Ermittlungen“: Es würden die Falschen hier sitzen. Ein anderer Verteidiger sprach dabei von „Bauernopfern“. Morianz: „Die richtigen sind in Kolumbien und gehören hierher gebracht.“ Dabei sprach der Anwalt von einer „Lesbe aus Medellin“, die in dem südamerikanischen Land die Banden-Anführerin sei. Und: Der untergetauchte „El Chefe“ habe vielmehr das Europa-Geschäft geführt, so Morianz, und sei Ende 2022 hierzulande angehalten, einvernommen, jedoch wieder freigelassen worden.

Beschuldigte Frau: „Ich war verliebt und naiv“
Alle drei angeklagten Frauen zeigten sich teilweise geständig. Und alle drei hatten eine Art Liebesbeziehung zu „El Chefe“ – er soll sie um den Finger gewickelt haben. „Ich war verliebt, war dumm und naiv“, schilderte eine gebürtige Tirolerin. „Er ist ein Mensch, der Druck machen kann, ohne hier zu sein“, beschrieb sie ihn als „manipulativ“ und „narzisstisch“. Weitere 20 Verhandlungstage stehen an. 

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