Ein international gut vorbereiteter Schlag gegen ein mutmaßliches Menschenhändlernetzwerk in Kolumbien zieht Spuren nach Österreich. Dutzende Frauen seien als Sexarbeiterinnen ausgebeutet worden. Der Kopf der kriminellen Organisation soll ein Salzburger sein. Die „Krone“ kennt erste Details in der brisanten Rotlicht-Causa.
Anfang September veröffentlichte Europol eine Aussendung zu einem Schlag gegen Menschenhandel in Kolumbien, bei einer Großrazzia wurden in dem südamerikanischen Land fünf Verdächtige festgenommen. Der Fall führt nach Salzburg, Tirol und Vorarlberg, wo die Frauen zu Sexarbeit gezwungen worden sein sollen: Menschenhandel, Zuhälterei, schwere Nötigung lauten etwa die Vorwürfe.
Streng hierarchische Aufgabenverteilung
Kopf der kriminellen Organisation soll ein 39-jähriger Salzburger sein, der auf der Flucht ist. „Mein Mandant ist absolut unschuldig und die mediale Berichterstattung spiegelt nicht den aktuellen Verfahrensstand wider“, ist dessen Anwalt Philipp Wolm überzeugt.
Doch wie soll das internationale kriminelle Netzwerk agiert haben? Laut Ermittlungsstand der Staatsanwaltschaft Salzburg streng hierarchisch mit genauer Aufgabenteilung. Demnach soll Wolms Mandant die Organisation aufgebaut und die Regeln und Bedingungen für die Prostituierten vorgegeben haben. Sein interner Name: „El Chefe“.
Mein Mandant ist absolut unschuldig und die mediale Berichterstattung letzte Woche spiegelt nicht den aktuellen Verfahrensstand wider

Rechtsanwalt Philipp Wolm vertritt den Flüchtigen
Bild: www.kw-anwaelte.com
Mehrere Österreicher unter den Beschuldigten
Mittlerweile hierzulande in U-Haft sitzt die angebliche rechte Hand des Flüchtigen – die 31-Jährige soll Frauen in Kolumbien angeworben und nach Österreich gelockt haben. Im Visier unter anderem auch eine Oberösterreicherin, die Freiertermine und Sexpraktiken vereinbart und eine Vorarlbergerin mit einer Autovermietungsfirma, die Löhne eingesammelt haben soll. Insgesamt gibt es 23 Beschuldigte.
Die „Fahrer“, ebenfalls aus Kolumbien, hätten die Frauen aus ihren Unterkünften zu den Freierterminen gebracht und anschließend den Schandlohn von ihnen kassiert, um diesen an die nächste Ebene weiterzugeben. Dafür sollen Fahrer laut Akt für ihre Dienste 500 Euro im Monat plus fünf Euro pro Fahrt kassiert haben. Nach drei Monaten, wenn das Aufenthaltsrecht auslief, wurden Fahrer und Frauen „ausgetauscht“.
System aus Zwang und Gewalt
Ermittler sind sich sicher: Es war ein System der Gewalt, in dem Zwang, Ausbeutung, Bedrohungen und Einschüchterungen dominierten. So hätten die Frauen ihre Unterkunft nicht verlassen dürfen, die Mobiltelefone seien kontrolliert worden. Zudem mussten sie sich als „Touristinnen“ ausgeben.
Auch Falschaussagen seien den Sexarbeiterinnen unter Drohungen eingebläut worden. Für die Ermittler ist der brisante Fall alles andere als einfach zu lösen.
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