Am 10. Oktober

Vor 100 Jahren wurde erstes Heimatmuseum eröffnet

Kärnten
08.10.2025 12:01

Im Volksabstimmungsjahr 1920 entstand der Wunsch nach einem Heimatmuseum, das am 10. Oktober 1925 in Klagenfurt die Pforten öffnete.

„Die Fülle der alten und wertvollen Dinge“ sollte nicht verloren gehen, das „wertvolle Heimatgut“ sollte in einer ständigen Ausstellung präsentiert werden – das wurde nach dem Trachtenfest der Kärntner Landsmannschaft im Jahr 1920 festgehalten.

Diese Landsmannschaft war bereits 1910 gegründet worden, um im Vielvölkerstaat der Monarchie die eigene kulturelle Identität zu pflegen – und sie verfolgt dieses Ziel bis heute; außer in den Jahren ab 1939, denn in der NS-Zeit war die Landsmannschaft verboten.

Pfarrer, Lehrer und Gendarm halfen beim Sammeln
In einem Schreiben ersuchte die Landsmannschaft 1920 um die Mithilfe von Vertrauensmännern: „Pfarrer, Lehrer und Gendarmen, die in der Bevölkerung großes Ansehen genossen, sollten beim Sammeln der Ausstellungsobjekte helfen – und zwar vertraulich, um nicht Händler auf diese historischen Gegenstände aufmerksam zu machen“, weiß Heimo Schinnerl, der heutige Landesobmann der Kärntner Landsmannschaft.

Zitat Icon

Man wollte die schönen und interessanten Kulturgüter sichern, bevor sie verloren gehen konnten.

Heimo Schinnerl, Landesobmann der Kärntner Landsmannschaft und Ethnologe

Was gesammelt werden sollte, verriet ein Verzeichnis: Objekte der religiösen Volkskunde wie Votivgaben, Bilder, Amulette oder Noten von Kirchenliedern, Dinge von Volksbräuchen wie Brautgürtel, Brautkronen, Masken, Trachten, Wäsche, Handschriften, Gedichte, Werkzeuge...

Heimatmuseum brauchte mehrere Anläufe
Großes Interesse an all den Objekten hatte Ferdinand Raunegger, der Gründungsmitglied der Kärntner Landsmannschaft war und als Finanzjurist auf seinen Dienstfahrten durch Kärnten immer wieder auf interessante Dinge aus dem bäuerlichen und handwerklichen Leben stieß. Raunegger beantragte 1921 die Gründung des angedachten Heimatmuseums und führte dabei auch die „günstige seelische Einstellung der Bevölkerung“ nach der Volksabstimmung sowie „einen gewissen Geldüberfluss“ an. An der Sitzung konnte er aber wegen einer Grippe nicht teilnehmen, sein Antrag wurde abgelehnt. Erst im zweiten Anlauf konnte er eine knappe Mehrheit für die Gründung eines Heimatmuseums erreichen. 1922 wurde ein Arbeitsausschuss gebildet, dem Historiker, Volkskundler, Architekten, Bauleute und „Finanzmenschen“ angehörten; darunter Fürstbischof Adam Hefter und Alexander Spitzmüller, der Gouverneur der Österreichisch-Ungarischen Bank. Die offizielle Gründungsversammlung fand am 10. Oktober 1922 statt. Bis 1925 wurde intensiv weitergesammelt und über Museumslotterien, Theaterabende, Heimatfeste und Werbeschriften für Stifter und Förderer wurde das nötige Geld lukriert.

Erste Räume fürs erste Heimatmuseum im Rudolfinum
In einem Übereinkommen mit der Landsmannschaft überließ der Geschichtsverein dem Heimatmuseum Räume im Rudolfinum in Klagenfurt. In Keller- und Parterreräumen des heutigen Landesmuseums wurde also das Heimatmuseum eingerichtet, das am 10. Oktober 1925 eröffnet wurde; sogar Bundespräsident Michael A. Heinisch reiste an.

„Etwa 8000 Objekte wurden damals für dieses Heimatmuseum gesammelt. Bei den Nummern 1 bis 8000 in der alten Kartei im Landesmuseum steht noch Kärntner Heimatmuseum dabei“, so Schinnerl. Denn aus dem ersten Heimatmuseum ging im Landesmuseum die Abteilung Volkskunde hervor, deren Leiter Schinnerl jahrelang war.

Zeichen eines friedlichen Zusammenlebens: Jakob Lutschounig und Anton Wieser tranken am 24. 10. ...
Zeichen eines friedlichen Zusammenlebens: Jakob Lutschounig und Anton Wieser tranken am 24. 10. 1920 in Klagenfurt aus dem Doppelbecher Wein, teilten Brot, gaben einander den Bruderkuss.(Bild: Kärntner Landesarchiv)
10. Oktober
Abwehrkampf, Abstimmung und Bruderkuss in Kärnten

Kriege und bewaffnete Auseinandersetzungen sorgen derzeit auf beinahe allen Kontinenten für Leid. Große Not herrschte auch in Österreich im Ersten Weltkrieg. 1918 gab es oft nicht einmal Notbrot, das mit Sägespänen, Kleie, Eicheln versetzt war.

Durch das Auseinanderfallen der Monarchie mussten eigene Staaten gegründet werden: Am 12. November 1918 wurde in Wien die Republik ausgerufen. Da gab es in Kärnten, in Tirol, in der Steiermark, in Niederösterreich und im Burgenland bereits Grenzfragen.

Die Serben, Kroaten und Slowenen gründeten ein Königreich; dieser SHS-Staat stellte Gebietsansprüche in Kärnten – daher kam es ab November 1918 zu Kämpfen, zum Kärntner Abwehrkampf. Gebiete wurden besetzt; dort übernahmen also die Besatzer die Verwaltung, Leute mussten wegziehen, ihre Arbeit und ihre Wohnung aufgeben. Jugoslawische Behörden internierten zahlreiche deutschsprachige Kärntner in Laibach und Marburg, Kärntner Behörden inhaftierten mehr als 300 Kärntner Slowenen in Lagern in Oberkärnten.

„Die Verluste an Menschenleben waren für beide Seiten beträchtlich: Österreich hatte rund 270, Jugoslawien über 150 Opfer der Kampfhandlungen zu beklagen, dazu kamen zahlreiche Verwundete“, heißt es im Buch „Der 10. Oktober 1920 – Kärntens Tag der Selbstbestimmung“, herausgegeben vom Kärntner Landesarchiv.

Dann kam es zur für damals unüblichen Idee, die Menschen sollen selbst über die Grenzziehung entscheiden: Am 10. Oktober 1920 öffneten 97 Wahllokale. Teils singend schritten viele zur Urne. Interalliierte Beobachter staunten über die hohe Wahlbeteiligung von 95,8 Prozent.

59 Prozent stimmten für den Verbleib bei Österreich, was beim Kärntner Heimatfest Ende Oktober 1920 mit Symbolen wie Doppelbecher und Bruderkuss gefeiert wurde.

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