In Brüssel wird wieder einmal über Wörter gestritten – diesmal geht’s aber wirklich um die Wurst. Die EU wird am Mittwoch darüber entscheiden, ob Bezeichnungen wie „Soja-Schnitzel“ oder „Veggie-Burger“ verboten werden. Für Kritiker wäre das ein Kniefall der Politik vor der Fleischindustrie.
Am Mittwoch wird auf EU-Ebene darüber abgestimmt, ob pflanzliche Produkte künftig nicht mehr „Schnitzel“, „Burger“ oder „Würstel“ heißen dürfen. Zu hoch sei die Verwechslungsgefahr, und die Bevölkerung muss davor bewahrt werden, irrtümlich etwas aus Pflanzenprotein in den Einkaufskorb zu legen. Die bisherigen Kennzeichnungen und der große grüne „Vegan“ Sticker auf der Verpackung haben offenbar nicht ausgereicht.
„Das ist kein Verbraucherschutz, sondern einzig ein Geschenk an die Fleischindustrie“, kritisiert Indra Kley-Schöneich von „Foodwatch“. Für sie sei der Verbotsplan ein „durchsichtiges Manöver, um die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen auszubremsen – auf Kosten von Konsumenten und Klimaschutz“.
Kennzeichnungspflicht wäre wichtiger
Auch die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ übt Kritik – und nimmt dabei auch Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) ins Visier, der sich in Brüssel persönlich für das Verbot starkmacht. Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck: „In Österreich fehlt nach wie vor eine verpflichtende Kennzeichnung der Haltungsform und Herkunft bei tierischen Produkten. Das scheint die ÖVP weniger zu stören als das Wort ‘Veggie-Burger‘“.
Sogar der Fleischhauer lächelt
Doch während in Brüssel gestritten wird, zeigt sich ein Branchenvertreter gelassen. Fritz Floimayr führt einen großen Fleischereibetrieb und vertreibt seine Produkte in ganz Österreich. Im Gespräch mit der „Krone“ belächelt er die hitzige Debatte: „Mir ist das völlig egal, wie vegane Produkte genannt werden, von mir aus kann das weiterhin Burger, Schnitzel oder Würstel heißen.“ Floimayr vermisst allerdings den Einfallsreichtum der pflanzlichen Konkurrenz: „Wenn ich sowas erfinde, würde ich mir einen neuen, einzigartigen Namen einfallen lassen“.
Am Ende geht es nicht darum, wie etwas heißt, sondern wohin wir uns bewegen. Bewusster Konsum, transparente und regionale Herkunft und echtes Tierwohl sind die Punkte, die zählen – nicht die Bezeichnung auf der Verpackung. Das ist der Fortschritt, den wir brauchen, und nicht ein Kleinkrieg über Namen.
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