Monatelang wanderte Elch „Emil“ quer durch Österreich und wurde zum Publikumsliebling. Nun ist der ungewöhnliche Sommergast im Böhmerwald zwischen Bayern und Tschechien unterwegs – und bald wird sein GPS-Sender verstummen. Während Emil gesundheitlich fit ist, zeigen neue Daten: Der Trubel um seine Reise war für das Wildtier alles andere als entspannt.
Seit Montag vergangener Woche streift „Emil“ durch den Grenzraum zwischen Bayern und Tschechien, wie die oberösterreichische Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) am Mittwoch mitteilte. Der Elch erkundet dort weitgehend ungestört seinen natürlichen Lebensraum und hat bereits einen kurzen Abstecher ins bayerische Bischofsreut unternommen.
Im tschechischen Nationalpark Šumava lebt eine Population von rund 20 Elchen – dort soll Emil wieder zu seinem normalen Lebensrhythmus und zu Artgenossen finden.
Noch liefert „Emils“ GPS-Tracker Positionsdaten, die inzwischen auch an einen Vertreter des Bayerischen Waldes weitergegeben werden. Doch die Batterie des Senders wird bald leer sein. Damit endet die öffentliche Verfolgung seiner außergewöhnlichen Reise.
Trip war für Tier sehr belastend
Ein veterinärmedizinischer Gesundheitscheck während der Narkose am 22. September ergab, dass der Sommertrip für den Elch sehr belastend war. Die Blutuntersuchung zeigte erhöhte Cortison-Werte und eine niedrige Zahl weißer Blutkörperchen – ein klarer Hinweis auf chronischen Stress. Tierärzte führten die Werte auf die zahlreichen Begegnungen mit Menschen zurück: „Emil“ hatte während seiner Wanderung tagsüber kaum Rückzugsmöglichkeiten.
Betäubungsschuss beendete Odyssee
Um ihn zu stabilisieren, wurde „Emil“ vorsorglich mit Sauerstoff, Infusionen sowie Vitaminen und Mineralstoffen versorgt. Grundsätzlich sei er jedoch altersentsprechend gesund und fit, betonten die Fachleute. Die Episode habe aber deutlich gezeigt, wie wichtig es sei, Wildtieren mit Abstand zu begegnen: „Jedes Wildtier hat das Recht, anonym und auf sich gestellt zu sein“, erklärten die beratenden Tierärztinnen und -ärzte.
„Emil“ wurde Mitte August erstmals in Österreich gesichtet. Vermutlich stammt er aus Polen und gelangte über Tschechien ins Land. Mehr als einen Monat lang zog er durch Nieder- und Oberösterreich, bevor er am Autobahnkreuz bei Stattledt beinahe die Westautobahn betreten hätte. Ein Betäubungsschuss beendete seine gefährliche Odyssee, und Emil wurde anschließend im Dreiländereck Österreich-Tschechien-Deutschland im Böhmerwald freigelassen.
Emil endlich wieder ganz „anonym“
„Emil darf nun wieder ganz Wildtier sein – in der freien Natur, ganz ohne Straßen, Lärm und Stress. Das tut ihm gut, wie wir sehen“, sagte Langer-Weninger. Bald wird der Elch allerdings offline sein – und seinen Weg im Verborgenen fortsetzen.
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