Niedrigere Standards

Gegen China: EU plant „Billig-Volksauto“ für alle

Wirtschaft
01.10.2025 16:26

Europas führende Automobilbauer laufen Sturm gegen das für 2035 geplante Verbrenner-Aus. Billig-Konkurrenz aus China, drastische US-Zölle und schlechte Wirtschafts-Politik machen das faktische Verbot beinahe unmöglich. Die Antwort der EU-Kommission: Dann baut halt kleinere, günstige E-Autos. Krone+ hat jetzt erstmals die erstaunlichen Pläne – und warum das alles an den DDR-Trabi und unselige Planwirtschaft erinnert.

Und sie bewegt sich doch: Aber ist dieser brandneue und der „Krone“ vorliegende Kommissions-Gesetzesvorschlag die Rettung für den dahinschleichenden E-Auto-Absatz in Europa?

Unter dem Titel „Automotive Omnibus“ legt die Generaldirektion für Binnenmarkt und Industrie ein Papier vor, das Regierungen und Branchenvertretern am 2. Oktober vorgestellt wird und danach zwei Wochen lang beraten wird. Darin steht: „Die Wiederherstellung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie ist eines der grundlegenden Ziele der neuen Kommission. Ein einfacherer Regulierungsrahmen mit reduziertem Verwaltungsaufwand ist ein zentraler Bestandteil dieses Bestrebens.“

Die Pläne im Detail:

  • Rückkehr zu Euro 6
    Um den in der Krise steckenden Autobauern unter die Arme zu greifen, werden sogar Absenkungen technischer Standards in Erwägung gezogen. Unter anderem die Abschaffung der aufwändigen und kostspieligen Tieftemperaturtests für Pkw und Transporter im Rahmen der Euro-7-Emissionsverordnung. Dafür sollen die Abgasgrenzwerte der bisherigen Euro-6-Verordnung weitgehend beibehalten werden.
  • Wieder mehr Speed
    Weitere geplante Vereinfachungen umfassen die Aufhebung von Geschwindigkeitsbegrenzungen und Fahrtenschreiberpflichten für Elektrotransporter mit einem Gewicht zwischen 3,5 und 4,25 Tonnen sowie die Rückkehr zu breiteren Euro-6-Kategoriegenehmigungen anstelle der Einzeltypgenehmigungen für schwere Lkw unter Euro 7.
  • Eine neue Fahrzeugkategorie
    Erstaunlich auch: Die Pläne beinhalten zudem eine neue Fahrzeugkategorie bzw. Unterfahrzeugkategorie, um Ursula von der Leyens angekündigte Ambitionen umzusetzen: Es geht hier darum, Produktion und Absatz kleiner Elektroautos anzukurbeln. Einfacher, rentabler, kleiner und billiger sollen die E-Autos in Europa werden.

Analyse: Was die Pläne nun bedeuten
Noch einmal erstaunlich, wie entlarvend ist: Es steht kein Wort von Ursula von der Leyens versprochenen Technologieneutralität und der Prüfung des Verbrenner-Aus drinnen. Und das, obwohl das ihre eigene EVP und die deutsche CDU vehement fordern. Niemand aus konservativen Parteien ist mit dem E-Volksauto auch in den Wahlkampf gegangen. Ein Alleingang zur Ablenkung also?

Von der Leyen Alleingang hat nicht einmal Rückhalt in ihrer eigenen konservativen EVP.
Von der Leyen Alleingang hat nicht einmal Rückhalt in ihrer eigenen konservativen EVP.(Bild: AFP/SEBASTIEN BOZON)

Mit dem sehr kleinen „E-Volksauto“ wird ein Marktbereich gefördert, den die Kunden eigentlich gar nicht haben wollen. Das lässt sich an den Zulassungszahlen von SUVs deutlich ablesen. Anderenfalls wäre ja beispielsweise der VW Lupo Verkaufs- und Exportschlager. Es erinnert also ein bisschen an Planwirtschaft vergangener Tage. Der Automobilmarkt hat in Europa aber immer durch Wettbewerb und Innovation gut funktioniert.

Typgenehmigungen basieren außerdem in erster Linie auf Sicherheits- und Umweltstandards. Erleichtert die Kommission das für kleine E-Autos, dann senkt man in Wahrheit den Sicherheitsstandard. Es unterminiert nebenbei auch das Vertrauen in die Elektromobilität. Böse Zungen könnten also sagen: Statt E-Volksauto doch eher E-Trabi.

Der Fokus auf margenschwache Kleinwagen setzt Hersteller wie Daimler, BMW, Audi, Volkswagen & Co. unter Druck, da die Premium-Modelle erstens die Exportschlager sind und zweitens auch die Marge höher ist. Wie man an den Gewinneinbrüchen der letzten Zeit sieht, ist Gefahr im Verzug. 

Der BYD Seagull wäre ein starker Konkurrent für das E-Volksauto.
Der BYD Seagull wäre ein starker Konkurrent für das E-Volksauto.(Bild: Stephan Schätzl)

Noch mehr China-Abhängigkeit
Und zu guter Letzt: Die Abhängigkeit von China wird um keinen Millimeter reduziert: Die höheren Batteriekosten in Europa (139 Dollar/kWh gegen 94 Dollar/kWh in China) sind gerade bei Kleinstwagen essenziell. China wird das ausnutzen, indem es günstige Kleinwagen (zum Beispiel den BYD Seagull), billigere Batterien und die staatlichen Subventionen nutzt, um europäische Hersteller von ihrem Heimatmarkt zu verdrängen. Vereinfachte Regulierungen erleichtern dann nur noch zusätzlich den Markteintritt.

Roman Haider sitzt für die FPÖ im zuständigen EU-Ausschuss.
Roman Haider sitzt für die FPÖ im zuständigen EU-Ausschuss.(Bild: EU-Parlament)

Aufschrei von Freiheitlichen
Die Patrioten für Europa reagiert bereits, die EVP will den 2. Oktober noch abwarten: „Ursula von der Leyens Einheitsautoinitiative zwingt Europas Autofahrer in einen E-Trabant, schwächt unsere Industrie und öffnet China die Tore – ein planwirtschaftlicher Fehltritt, den niemand gewählt hat“, sagt der zuständige Abgeordnete Roman Haider zur „Krone“.

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