Lässiger Burgenländer

G‘scheit g‘scheat! Musicalstar singt nun Dialekt

Burgenland
01.10.2025 11:00

Auf der Bühne trällert Musicaldarsteller Paul Csitkovics Hochdeutsch oder Englisch. Doch er kann auch anders! Am 9. Oktober gibt er im Rathaus Oberpullendorf mit seinem Künstlerkollektiv ein Konzert in breitem burgenländischen Dialekt. Sein Ziel: Sprachenvielfalt, Identität und Heimatgefühl stärken.

Im vergangenen Sommer brillierte Paul Csitkovics als Hauptdarsteller bei den Seefestspielen in Mörbisch. Im Erfolgsmusical „Saturday Night Fever“ schlüpfte der Oberpullendorfer in die Rolle des „Tony Manero“ und hinterließ beim Publikum mächtig Eindruck. Aber auch in Deutschland hat er sich bereits einen Namen gemacht – etwa als „Romeo“ im Musical „Romeo & Julia“, das im Theater des Westens in Berlin große Erfolge feierte.

Paul Csitkovics als „Tony Manero“ in „Saturday Night Fever“...
Paul Csitkovics als „Tony Manero“ in „Saturday Night Fever“...(Bild: Kurt Pinter)
... und als „Bernardo“ in „West Side Story“, ebenfalls bei den Seefestspielen in Mörbisch.
... und als „Bernardo“ in „West Side Story“, ebenfalls bei den Seefestspielen in Mörbisch.(Bild: zVg)

Nun startet der 30-Jährige mit seinem Lebensgefährten, dem norddeutschen Musicaldarsteller Fin Holzwart („Miss Saigon“) und seinen drei Volksopern-Kollegen Ilvy Schultschik, Marina Petkov und Ryta Tale, die ebenfalls Teil ihres Künstlerkollektivs „Butz & Reineke“ sind, ein echtes Herzensprojekt. „G‘scheit g‘scheat – g‘scheit g‘spüt“ heißt es und ist ein Dialekt-Konzert über fünf Menschen und die Frage: Wo bin ich daheim? Was bedeutet Heimat? Und: Was muss ich tun, um glücklich zu werden?

Persönlicher Hintergrund
So wie viele Menschen, die vom Land in die Stadt ziehen oder umgekehrt, spüren nämlich auch die fünf eine gewisse Zerrissenheit in sich. „Beide Leben und die aufgespaltenen Familien- und Freundeskreise unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Ein Umzug löst noch lange nicht alle Probleme“, sagen Csitkovics und Holzwirt in Anspielung auf die Akzeptanz individueller Lebenskonzepte. Um ein freies Leben führen zu können, müsse sich nämlich jeder die Frage stellen, ob er gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen will oder doch lieber seinem Herzen folgt.

Worum geht‘s?
Um möglichst viele Generationen anzusprechen, wird der vierstündige Konzertabend zu einer packenden emotionalen Reise. Im Fokus stehen Dorfkinder, die sich nach dem Stadtleben sehnen, und Stadtkinder, die ihr Glück auf dem Land suchen – wie etwa der junge Installateurgeselle „Peter“ (gespielt von Paul Csitkovics). Er liebt seinen Beruf und das Landleben in Oberpullendorf und ist unsterblich in seine Freundin „Anna“ (gespielt von Ilvy Schultschik) verliebt. Als diese ihm jedoch nach ihrer Matura eröffnet, dass sie für das Studium nach Wien ziehen und die Beziehung mit Peter beenden möchte, bricht für ihn die Welt zusammen. So steht er vor der Frage, ob er alleine zurückbleibt oder zusammen mit ihr in die verhasste Großstadt zieht.

Der Milliarden-Erbe „Sören“ wiederum (gespielt von Fin Holzwart) nimmt bereits vor seinem ersten Arbeitstag in der Investment-Firma seines Vaters Reißaus und geht auf Weltreise. Da er ohne Papis Geld nicht weit kommt, strandet er in Österreich, wo er auf die Südburgenländerin „Nanni“ (gespielt von Ryta Tale) trifft, die ein eigenes Nagel- und Lebensberatungsstudio betreibt und ein kunterbuntes Dating-Leben führt. Die Wienerin „Penka“ indes (gespielt von Marina Petkov) versucht den Vorstellungen ihrer bulgarischen Mutter gerecht zu werden und endlich einen Mann zu finden.

Hinten v.l.n.r.: Ilvy Schultschik (33) aus Katzelsdorf ist zurzeit auch in „West Side Story“ und ...
Hinten v.l.n.r.: Ilvy Schultschik (33) aus Katzelsdorf ist zurzeit auch in „West Side Story“ und „My Fair Lady“ zu sehen. Marina Petkov (33) aus Wien gab bereits Tinkerball in „Peter Pan“. Ryta Tale (32) aus dem Bezirk Oberwart stand schon in „Ein Käfig voller Narren“ auf der Bühne. Vorne: Fin Holwart spielt demnächst in „Ein deutsches Leben“ im Theater in der Josefstadt in Wien.(Bild: Butz & Reineke)

Sehnsucht nach der Heimat
„Wir fünf hatten in den vergangenen Jahren alle das Glück, als Bühnendarsteller sehr erfolgreich zu sein. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir wollen unsere Kreativität aber nicht nur in fremdgesteuerte Projekte investieren, sondern auch eigene auf die Beine stellen“, erklärt das Quintett. Die Idee, Mundart-Musik zu schreiben und sich mit Identität und Heimat auseinanderzusetzen, kam Csitkovics im Zuge seiner beruflichen Reisen. „Wenn man auch im Ausland erfolgreich ist und merkt, dass man schon seit Monaten nicht mehr das Wort ‘Erdäpfel‘ in den Mund genommen hat, will man wieder zurück ins Burgenland“, gesteht er und lacht.

Auch Musicaldarstellerin und Drag Queen Ryta Tale, bekannt aus dem Volksopernstück „Ein Käfig voller Narren“ und von ihren Darbietungen bei der „Vienna Pride“, kennt diese Sehnsucht. Sie stammt aus dem Bezirk Oberwart, wohnt aber schon seit zehn Jahren in Wien: „In meiner Anfangszeit in der großen Stadt habe ich mir meinen südburgenländischen Dialekt fast zur Gänze abtrainiert. In den letzten Jahren finde ich immer mehr zu meinen sprachlichen Wurzeln zurück und merke, wie toll Mundart ist!“

Csitkovics Lebensgefährte Fin Holzwart stammt aus Bad Oldesloe zwischen Hamburg und der Ostsee: ...
Csitkovics Lebensgefährte Fin Holzwart stammt aus Bad Oldesloe zwischen Hamburg und der Ostsee: „Ich lebte einige Jahre in Köln und Berlin, fühle mich aber erst hier in Österreich zum ersten Mal wirklich daheim.“(Bild: Marco Sommer)

Liebeserklärung an das Burgenland
Um die verschiedenen Dialekte und Ausdrucksweisen zu würdigen – immerhin sind sie kulturell bedeutend und können den Horizont erweitern –steht der Konzertabend ganz im Zeichen der Sprachenvielfalt. Dafür wurden 15 neue Lieder komponiert und getextet, die im burgenländischen Lokalkolorit, aber auch auf Ungarisch, Burgenland-Kroatisch, Bulgarisch und im norddeutschen Schnack gesungen werden. 

Einer der Songs, „Itsch, ič oder ics“, ist sogar eine Mischung aus Burgenländisch, Ungarisch und Kroatisch. Er handelt von der vielschichtigen Geschichte des Landes:  „In den Ohren Fremder klingen Nachnamen im Burgenland oft gleich. Dabei stammen sie aus ganz anderen Sprachen“, sagt Csitkovics.

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