Motiv Geldprobleme

Cannabis für „krebskranke Mama“: Dealer ausgeraubt

Gericht
23.09.2025 06:00

Um an Drogen zu kommen, heckten drei Männer und eine Frau einen perfiden Tatplan aus. Die junge Wienerin agierte dabei als Lockvogel. Bei der Übergabe des Suchtgifts sprangen die Mitangeklagten aus dem Gebüsch – bewaffnet mit einer Schreckschusspistole und einem Schlagstock gingen die Täter ausgesprochen brutal vor.

Die vier Angeklagten geben zu, von Cannabis abhängig zu sein und vor dem Tattag Ende Mai täglich bis zu acht Gramm konsumiert zu haben. Als sich die Sucht mit ihren Einkommen nicht mehr finanzieren ließ, fassten die Wiener den Plan, einen Dealer auszurauben.

Ein gewaltsamer Raubüberfall
Die Zweitangeklagte heuerte über Snapchat einen Dealer an, dem sie das Märchen auftischte, dass ihre Mutter an Krebs erkrankt wäre und das Cannabis zur Schmerzlinderung bräuchte. Der Dealer traf sich mit ihr in einer Kleingartenanlage in Wien-Floridsdorf, wo die drei Mittäter in Büschen lauerten. Bei der Übergabe sprangen sie hervor, packten den Dealer, drückten ihm eine Schreckschusspistole an den Kopf, schlugen mit Fäusten und einem Schlagstock auf ihn ein.

Die junge Frau, die als Lockvogel agierte, schnappte das Päckchen mit den 20 Gramm Cannabis und lief davon. „Später konsumierten sie die Drogen zu viert, um die Tat zu feiern“, berichtet die Staatsanwältin. Ihr Opfer ließen sie in einer Dreckslache liegen.

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Sie hat sich fast drei Jahre in einer toxischen Beziehung mit dem Erstangeklagten befunden und war blind vor Liebe.

Rechtsanwältin Astrid Wagner

„Blind vor Liebe“
„Meine Mandantin stammt aus einer guten und anständigen Familie. Sie hat sich fast drei Jahre in einer toxischen Beziehung mit dem Erstangeklagten befunden und war blind vor Liebe“, leitet Anwältin Astrid Wagner ein, die den Lockvogel verteidigt. „Sie ist in Tränen ausgebrochen, als sie mir von der Tat erzählte. Sie findet die Tat abscheulich.“ Auch im Prozess weint die junge Frau durchgehend: „Wir hatten gemeinsam die Idee“, schluchzt sie, die als Einzige nicht in U-Haft saß. Ursache seien Drogensucht und Geldprobleme gewesen. „Das mit der krebskranken Mutter war eine dumme Lüge“, gibt sie zu. Von mitgebrachten Waffen will sie nichts gewusst haben.

Lockvogel wägt sich in Opferrolle
Im Verlauf des Prozesses stellen sich die drei Männer immer mehr gegen ihren Lockvogel: „Alle wussten, dass eine Waffe und der Schlagstock eingesetzt werden sollten“, sagt der Erstangeklagte. Ein Bild zeigt Wagners Mandantin, wie sie stolz mit einer Pistole posiert: „Ich fand das damals cool.“  Schluchzend erzählt die Frau von dem Trauma, das sie durch die Stürmung ihrer Wohnung durch Beamte nach der Tat erlitten habe.

„Aber Sie sind nicht das Opfer hier“, mahnt Frau Rat, die auch die aufgebrachten Angehörigen im Saal zurechtweisen muss. Stichhaltige Antworten auf ihre Fragen erhält die Richterin nicht: Wieso musste der Überfall so gewalttätig sein? Wieso hatten die Angeklagten Geldprobleme, wenn sie doch alle vier regelmäßige Einkommen hatten? Und warum die Lüge mit der erkrankten Mutter? Die jungen Angeklagten scheinen darauf selbst keine Antworten zu haben.

Teilbedingte Haftstrafen
Letztlich fassen alle vier teilbedingte Strafen aus, auch der Lockvogel. Die Frau wird zu 27 Monaten Haft, davon neun Monate unbedingt, verurteilt. 

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