81 Prozent der Österreicher wollen noch festere Schrauben beim Waffenbesitz. „Krone“-Umfrage als Auftrag für heimische Politik, Experte warnt vor pauschalem Misstrauen gegen Jäger und Co.
Die Debatte zum heimischen Waffengesetz ist hitzig, die Botschaft der Bevölkerung aber eindeutig: Eine große Mehrheit will, dass die Rechtslage verschärft wird. 81 Prozent der Befragten sprechen sich in einer brandaktuellen „Krone“-Umfrage für strengere Gesetze aus, 92 Prozent befürworten mehrstufige psychologische Tests vor dem Erwerb einer Schusswaffe, und 76 Prozent meinen sogar, dass auch aktuelle Waffenbesitzer der Klassen B (Pistolen und Revolver) sowie C (Langwaffen und Schrotflinten) nachträglich strengere Tests absolvieren müssen (siehe Grafik).
Kein Schutz vor Amokläufen und Co.
Trotz dieser überwältigenden Zustimmung bleibt jedoch ein Restzweifel: Lediglich 13 Prozent glauben, dass die geplanten Maßnahmen künftige Amokläufe wirklich verhindern können, 58 Prozent erwarten zumindest teilweise Wirkung, und rund ein Viertel ist überzeugt, dass es keinerlei Einfluss haben wird.
Auffällig ist auch die parteipolitische Spaltung. Während Anhänger von SPÖ, Grünen und Neos nahezu geschlossen hinter den Verschärfungen stehen, äußern FPÖ-Wähler deutlich mehr Skepsis. So sind unter ihnen nur 61 Prozent für strengere Gesetze, während es bei den Grünen und SPÖ über 90 Prozent sind. Altersunterschiede zeigen sich ebenfalls: Jüngere Befragte – bis 30 Jahre – unterstützen viele Maßnahmen etwas weniger stark als ältere Gruppen.
Die Umfrage zeigt jedenfalls eindeutig: Österreich will mehr Sicherheit, klare Regeln und weniger Schlupflöcher. Die Zustimmung zu den geplanten Maßnahmen ist massiv und zieht sich quer durch Geschlecht, Alter und Bundesländer. Doch die Zahlen machen auch deutlich, dass eine nicht unbedeutende Minderheit — besonders unter Waffenbesitzern — die Verschärfungen vehement ablehnt oder sich gar durch sie vom Gesetzgeber gegängelt fühlt.
Zwischen Sicherheitsbedürfnis und Misstrauen
Genau hier liegt die Herausforderung für die Politik: Einerseits ist der gesellschaftliche Druck nach dem Grazer Amoklauf enorm, die Bevölkerung verlangt seither entschlossenes Handeln. Andererseits dürfen rechtstreue Besitzer — Jäger, Sportschützen, Sammler — nicht pauschal unter Generalverdacht gestellt werden. Christoph Haselmayer vom Institut für Demoskopie und Datenanalyse betont, dass sich diese Gruppe als verantwortungsbewusste Bürger sieht, die bereits jetzt strenge Auflagen erfüllen muss.
Die Politik ist gut beraten, die Lage so zu gestalten, dass Sicherheit gestärkt wird, ohne Waffenbesitzern pauschal zu misstrauen.
Christoph Haselmayer, IFDD
Bild: Jöchl Martin
Das neue Waffengesetz ist damit nicht nur ein Sicherheitsprojekt, sondern auch ein Balanceakt. Ob es gelingt, mehr Sicherheit zu schaffen, ohne rechtstreue Bürger zu verlieren, ist unklar. Eines ist jedoch sicher: In der öffentlichen Meinung ist die Schraube längst angezogen — fester, als es viele erwartet hätten.
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