Es lief nach Drehbuch

Trafik-Überfälle entpuppen sich als Laientheater

Kärnten
19.09.2025 06:00

Paukenschlag im Krimi um zwei Trafik-Coups in Klagenfurt: Die vermeintlichen Räuber und die Angestellte steckten wohl unter einer Decke. Die Überfälle seien nach ihrem „Drehbuch“ abgelaufen.

Filmreifer Kriminalfall! Binnen zehn Wochen wurde ein und dieselbe Trafik in der Rosentaler Straße in Klagenfurt gleich zweimal, jeweils montags, überfallen. Einen Tag vor Weihnachten durch einen Pistolen-, Anfang März durch einen Messer-Täter. In beiden Fällen musste sich dieselbe Angestellte bedrohen lassen – und das vermeintliche Horrorszenario durchleben.

„Trotz intensiver Ermittlungen und der Veröffentlichung von Fahndungsfotos steckten wir nach dem ersten Raub in einer Sackgasse. Es konnten auch keine Spuren des Täters sichergestellt werden“, erklärt Hannes Lassnig, Chef der LKA-Raubermittler, im Gespräch mit der „Krone“. Im Zuge des zweiten Coups wendete sich das Ermittlungsblatt.

Chefermittler Hannes Lassnig (er möchte unerkannt bleiben) im Gespräch mit der „Krone“
Chefermittler Hannes Lassnig (er möchte unerkannt bleiben) im Gespräch mit der „Krone“(Bild: Klaus Loibnegger)

„Wir haben die Videos der Überwachungskameras stundenlang, jede einzelne Bildsequenz, ganz genau studiert. Und da wussten wir: Irgendetwas ist da faul. Der Ablauf des Überfalls hat für eine Insidertat gesprochen“, so der erfahrene Kriminalist. Was sich in der Folge unter Mithilfe von Kommissar DNA bestätigen sollte.

Binnen zehn Wochen wurde die Trafik in der Rosentaler Straße in Klagenfurt gleich zweimal ...
Binnen zehn Wochen wurde die Trafik in der Rosentaler Straße in Klagenfurt gleich zweimal überfallen – bzw. zur Bühne eines inszenierten Schauspiels.(Bild: Tragner Christian)

DNA-Spur führt Ermittler in Wiener Gefängniszelle
Denn beim zweiten Raub hat der Täter das angebliche Opfer an der Jacke gepackt – und es konnten genetische Spuren sichergestellt werden. Der erste Durchbruch: Denn es gab einen Treffer in der DNA-Datenbank. Und dieser führte in eine Gefängniszelle in Wien. Zu einem Tunesier (41), der gerade in der Bundeshauptstadt wegen eines anderen Delikts „einsaß“.

Und den das vermeintliche Opfer auch persönlich kannte: „Als Kunden, aber auch privat – wie sie zugab“, berichtet Hannes Lassnig. Der Verdächtige sei im Zuge seiner Arbeit oft auf Montage in Klagenfurt gewesen. „Anfangs hat er alles abgestritten. Auch die Trafikangestellte hat ihn in Schutz genommen.“ Ihr zufolge hätten seine Spuren auch bei persönlichen Treffen auf ihre Jacke kommen können.

Der erste inszenierte Raub im Dezember 2024. Bei der Waffe soll es sich um eine Spielzeugpistole ...
Der erste inszenierte Raub im Dezember 2024. Bei der Waffe soll es sich um eine Spielzeugpistole gehandelt haben.(Bild: LPD Kärnten)

Verdächtige knickten bei den Verhören ein
Blöd nur: Die akribischen LKA-Spurensicherer konnten einen zweiten genetischen Abdruck des Tunesiers sicherstellen – auf der Rückseite der Kasse. Der 41-Jährige wurde daraufhin im Juli in die Justizanstalt Klagenfurt überstellt – wo er dann auspackte. Demzufolge sei alles die Idee der Frau gewesen, die in Finanznöten steckte.

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Sie verfügt unbestritten über schauspielerische Fähigkeiten. Für die Überwachungskameras hat sie eine theatralische Show samt Tränen abgeliefert!

Chefermittler zur „Krone“

Für den ersten Raub habe er einen algerischen, ebenfalls in Wien wohnhaften Freund (37) angeheuert, den zweiten Coup verübte er selbst. Die „Drehbücher“ habe die Kärntnerin geschrieben. „Sie verfügt unbestritten über schauspielerische Fähigkeiten. Für die Überwachungskameras hat sie eine theatralische Show samt Tränen abgeliefert“, berichtet der Chefermittler. Doch nach zwei Stunden intensivem Verhör fiel ihr „Lügenvorhang“ – und die Verdächtige gestand.

Aus Raubüberfällen wurden Diebstähle
Und so wurden (aus juristischer Sicht) nun aus schweren Raubüberfällen zwei schwere Diebstähle – im Falle der Trafikangestellten kommen noch die Anzeigenpunkte „Falschaussage vor Kriminalbeamten“ und „Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung“ hinzu.

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