„Zauberflöte“

Mozart als Comic durch die flotte Lotte gedreht

Kultur
15.09.2025 17:06

Die Volksoper Wien hat eine neue Inszenierung der „Zauberflöte“. Inszeniert hat den Mozart-Klassiker Direktorin Lotte de Beer selbst. Die verheddert sich selbst in der eigenen Gedankenwelt. Fazit nach einer Premiere mit vielen Fragenzeichen: Hier wird viel Zauber verflötet.

„Mama, ich habe die Geschichte nicht verstanden!“ – „Wir werden es nachlesen.“ Ein Dialog nach der Premiere. Vielsagend. Man fragt sich selbst: Wie war das noch mal? Warum sind Sarastro und die Königin der Nacht wieder einmal geschiedene Eheleute? Warum sitzt die Königin in der Badewanne? Und überhaupt: Wer ist jetzt wer? Und wo kommen die vielen Figuren her, die bei der Feuer- und Wasser-Probe vor einem Christbaum stehen? Wer gehört zu welchen Eltern?

Denn wenn Sarastro in einer Rückblende das Kleinkind Pamina, das plötzlich aus der Kulisse huscht, mit „In diesen heil’gen Hallen“ belehrt, schaut er aus, wie der Vater des Jungen, den Regisseurin Lotte de Beer „ihre“ „Zauberflöte“ malend erfinden lässt. Als Geschichte des Heranwachsens, als innere Flucht vor den sich zankenden Eltern. Vor allem Tamino ist dabei sein Alter Ego.

Kindliche und verwirrte Perspektive
Das ergibt wie jüngst in der Staatsoper eine kindliche, wenn auch ziemlich verwirrte Perspektive auf Mozarts und Schikaneders Meisterwerk. Dessen märchenhaftes Gepräge ist prädestiniert, die bildnerische Fantasie zu entflammen – und zu animieren. So wie das William Kentridge oder Barrie Kosky sehr raffiniert geschafft haben. De Beer versucht es mit ihrem Bühnenbildner Christof Hetzer (er ist nicht für die hässlichen Kostüme verantwortlich!). Es ist sehr herzig, was wie eine bunte Zeichentrick-Nummer vorüberwuselt. Allein, das Stück macht es nicht sinnfälliger. Denn de Beer verheddert sich wieder einmal bei versierter Personalführung in ihrer Gedankenwelt. Das schmälert die Wirkung erheblich.

Schmal fällt auch die musikalische Seite aus. Ausgenommen die prächtigen Drei Damen (Hedwig Ritter, Katia Ledoux, Jasmin White) und die putzige Papagena (Jaye Simmons). Papageno (Daniel Schmutzhard) ist auch sympathisch. Rebecca Nelsen schenkt Pamina ein paar glockenreine Höhen. Der Tamino (David Kerber) ist eine Fehlbesetzung. Die Königin der Nacht (Anna Simińska) beeindruckt zumindest mit ihren Rache-Blitzen, und der Sarastro von Stefan Cerny versucht sich seriös profund. Tobias Wögerer dirigiert aufgeräumt. Aber dafür wurde die Produktion von 2020 entsorgt?

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