Der folgenreichste Spionagefall in Österreichs Geschichte war der „Fall Redl“. Bis zu seiner Enttarnung im Jahr 1913 lieferte Nachrichtenoffizier Alfred Redl sämtliche militärische Geheimnisse der k. u. k. Armee an Russland. Man erpresste den Oberst mit Informationen über sein Privatleben.
Ein Spionagenetzwerk für Russland, seltsame Ermittlungspannen und verprellte Bündnispartner: Der „Fall Redl“ erschütterte am Vorabend des Ersten Weltkriegs die Habsburgermonarchie und bewegte die Zeitgenossen – gänzlich aufgeklärt wurde er aber nie.
Oberst Alfred Redl war bis 1913 Generalstabsoffizier und arbeitete im Geheimdienst Kaiser Franz Josephs I. Redl war in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg in verschiedenen Funktionen tätig, in denen er Zugang zu streng geheimen Informationen über das k. u. k. Militär hatte – unter anderem über dessen Ausrüstung, Aufmarschpläne und Truppenstärke.
Vertuschung war einfacher als Aufklärung
Diese Informationen verkaufte Redl an Russland, um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Zudem enttarnte er österreichische Spione in Russland und behinderte so die Aufklärungsarbeit des eigenen Geheimdienstes. Einmal flog Alfred Redl fast auf, aber die Ermittlungen wurden sabotiert und waren überdies nur halbherzig – war doch die Entlarvung von Spionen immer auch eine große Blamage für die eigene Arbeit. Es wurde lieber vertuscht als restlos aufgeklärt.
Redls Aufdeckung erfolgte auch nur durch die aktive Mitwirkung ausländischer Nachrichtendienste, vor allem des deutschen. Ein unzustellbarer Brief verriet Redl letztlich, seine Wohnung in Prag wurde durchsucht und kompromittierendes Material gefunden: Alfred Redl war homosexuell, Homosexualität wurde damals mit schwerem Kerker geahndet. Zu einem Prozess, der für alle Beteiligten peinlich geworden wäre, sollte es jedoch nie kommen: Redl erschoss sich zuvor. Ein Selbstmord war ihm nahegelegt worden.
Der Fall Redl erregte im Mai 1913 große mediale Aufmerksamkeit und das Verhältnis zum wichtigen deutschen Bündnispartner wurde auf eine schwere Probe gestellt. Im Jahr darauf begann der Erste Weltkrieg. Die Ergebnisse von Alfred Redls Spionagetätigkeit brachten Österreich in den ersten Monaten des Krieges im Osten hohe Verluste ein.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.