Nachdem ein antisemitischer Kommentar eines ORF-Redakteurs an die Öffentlichkeit gelangt ist, herrscht Empörung. Generaldirektor Weißmann zeigt sich schockiert. Der ORF prüft nun dienstrechtliche Konsequenzen.
Die aktuelle Debatte rund um Israels Vorgehen im Gaza-Streifen lässt nicht nur auf der weltpolitischen Bühne die Wogen hochgehen. Auch online scheiden sich die Geister – inklusive mancher Grenzüberschreitungen. Eine solche dürfte sich nun ein Mitarbeiter des ORF geleistet haben.
„Wenn ich 2000 Jahre lang Opfer bin, dann sollte ich mir langsam überlegen, woran das wohl liegen mag“, schreibt der „Am Schauplatz“-Redakteur Robert Gordon in einem Kommentar auf Social Media. „Abgesehen davon, dass man sein aktuelles Handeln nicht mit 2000 Jahren Geschichte begründen kann. Und Jean Améry hat geschrieben, dass die Gründung einer Nation immer mit Verbrechen einhergeht. Man kann nicht andere bestehlen, vertreiben und umbringen und dabei unschuldig bleiben“, heißt es in dem Posting rund weiter. „Wer das nicht verstehe“, so der ORF-Redakteur, sei „einfach nur beschränkt“.
„Völlig inakzeptabel“
Das Posting von Gordon wurde mittlerweile gelöscht. Vom ORF-Generaldirektor Roland Weißmann heißt es: „Der ORF verurteilt den Inhalt des Postings als völlig inakzeptabel. Eine Überprüfung möglicher dienstrechtlicher Konsequenzen habe ich bereits eingeleitet.“ Weiter schreibt er, der antisemitische Kommentar sei gelöscht worden.
„Aussage legitimiert Antisemitismus“
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Salzburg, Steiermark und Kärnten, Elie Rosen, zeigte sich über das Posting des „Am Schauplatz“-Redakteurs empört. Dessen Aussage überschreite eine rote Linie: „Wer so spricht, betreibt klassische antisemitische Täter-Opfer-Umkehr: Er deutet die Verfolgung der Juden als eine Art selbstverschuldete Geschichte. Damit werden die Opfer verhöhnt und der Antisemitismus legitimiert“, meinte Rosen.
„Richtiges Vorgehen“
Auch der Präsident Israelitischen Religionsgesellschaft Österreichs (IRG), Oskar Deutsch, reagierte auf den Vorfall. Auf Social Media schrieb er, es handle sich um ein „richtiges Vorgehen“ von ORF-Generaldirektor Roland Weissmann, betonte jedoch auch: „Nur fürchte ich, dass dienstrechtliche Konsequenzen nicht ausreichen. Es gilt sicherzustellen, dass antisemitische Stereotype nicht toleriert und schon gar nicht legitimiert werden.“
Redakteur seit 30 Jahren bei „Am Schauplatz“
Robert Gordon, Verfasser des antisemitischen Postings, arbeitet bereits seit 1995 als Redakteur bei „Am Schauplatz“. Der gebürtige Mödlinger hat in seiner beruflichen Laufbahn einige Anerkennungen und Nominierungen erhalten, darunter etwa der Claus Gatterer-Preis für sozial engagierten Journalismus und der Leopold Unger-Preis 2016.
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