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Marco Wanda über Austro-Rock, Rausch und Liebe

Kultur
16.08.2025 06:00

Wenn Musiker Bücher veröffentlichen, haben sie zumeist den Zenit ihres Erfolgs schon hinter sich. Bei Wanda ist dies anders. Nach einem kometenhaften Aufstieg, einer schmerzhaften Unterbrechung durch den Tod von Bandmitglied Christian Hummer und einem fulminanten Comeback füllen die Wiener Musiker wieder ganze Hallen. Auf krone.at lesen Sie einen Auszug von „Dass es uns überhaupt gegeben hat“. 

Als sich der Austro-Pop in den 1970ern etablierte, bot er mit seinen teils rebellischen Akteuren und verschiedensten Stilrichtungen vielen eine Identifikationsfläche. Bis in die 1990er hielt der Hype an, danach wurde es stiller in Österreichs Musikszene. Im Wien der 2000er sucht ein junger Marco Wanda, damals noch Michael Marco Fitzthum. Was genau, weiß er eigentlich auch nicht – und doch ist die kreative Energie da, wenn auch in einem fast dauerhaften Rauschzustand. 

Die Band, die den Austro-Pop aufwecken sollte
Gemeinsam mit Manuel Poppe beginnt er ein Bandprojekt, das der im Dämmerschlaf befindlichen, heimischen Musikszene einen urknallartigen Weckruf verpassen sollte: Wanda. Der Aufstieg von den kleinen Clubs in die großen Hallen folgte erst Jahre später – dass man dazwischen oft genug davor stand, zu scheitern, schildert Leadsänger Marco mit bestechender Ehrlichkeit. 

Marco Wanda schildert schonungslos offen Licht- und Schattenseiten des Erfolgs.
Marco Wanda schildert schonungslos offen Licht- und Schattenseiten des Erfolgs.(Bild: Ingo Pertramer)

Neben Marcos eigener Geschichte, geprägt durch Stadtleben, Reisen und natürlich Musik, findet aber auch der wohl schmerzlichste Einschnitt der Bandgeschichte Platz im Werk des studierten Sprachwissenschaftlers: der Tod von Bandmitglied Christian Hummer im Jahr 2022. 

Exklusive Leseprobe
Ausschnitt von „Dass es uns überhaupt gegeben hat“

Blicke ich zurück, sehe ich diese fünf jungen Menschen auf ihrem Kurs ins Unausweichliche. Ich fühle die Scham und Schuld eines Menschen, der nicht krank geworden ist, wie es nur Menschen kennen, die lange Zeit damit leben, wie der Tod nach einem ihrer Liebsten greift. Was mich an Lösungen fasziniert und sie mir manchmal unheimlich erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass mehrere Dinge ineinandergreifen müssen, um sich zu einer Lösung zu formieren. Es muss nacheinander klick machen und dann das große Aha. Für uns gab es keine Lösung, es hatte nicht ein einziges Mal klick gemacht. Ich sehe auch heute rückblickend keine Möglichkeit, ich wüsste nicht, wo ich irgendetwas hätte herumschieben können, sodass es sich mit einem Klick in etwas anderes hätte einfügen können. 

Es ist gefährlich, mit oder in der Nähe des Unausweichlichen zu leben. Also schlägt man die Zelte in der Mitte der Wüste der Unwissenheit auf und hofft, hofft und hofft ununterbrochen auf ein Ende. Man kann jahrelang in diesem Zustand leben, oder auch ein ganzes Leben. Jede Erinnerung, die kein sinnliches Gefühl heraufbeschwört, ist falsch. Die einzig wahre Erinnerung ist die Liebe. Man kann sie an jedem Punkt aus dem Strom der Zeit schöpfen und trinken. Alles andere ist verklärt und umerzählt, bis es uns gefällig und gefügig ist. Da wir keine Macht über die Zeit haben, bemächtigen wir uns unserer Erinnerungen und meinen, die Zeit dadurch zu erobern. Wir schütten einen Berg aus gefälligen Erinnerungen in der Mitte unserer Unwissenheit auf und blicken über das weite leere Land unserer Unwissenheit. Alles zerfällt, außer unserer Liebe, die jeder Witterung standhält. Wir fünf haben uns aneinander abgerieben, aber wir haben uns zu jeder Zeit aufrichtig geliebt.

„Dass es uns überhaupt gegeben hat“

  • Marco Wandas Buch über erscheint am 19. August, Zsolnay Verlag, 288 S.
  • Die erste Buchpräsentation findet am 20. August im Theater am Park in Wien statt. Tickets sind noch verfügbar!

Marco Wanda erzählt mit tiefschwarzem Wiener Schmäh von Licht- und Schattenseiten des Erfolgs, aber auch Liebe – zu Menschen, der Musik und zu einer Stadt. Insofern verwundert es dann auch nicht, dass es keine Band gibt, die mehr „Wien“ in sich vereint. Eine Leseempfehlung für alle, nicht nur für Wanda-Fans!

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