Kritik: Josefstadt

Das Warten auf diesen Godot lohnt sich

Bühne
16.12.2023 10:21

Fulminant: Claus Peymann inszeniert im Theater in der Josefstadt sein erstes Stück von Samuel Beckett

(Bild: kmm)

Das ist ja gerade das Atout des Epochemachers i. R. Peymann, derzeit Aktivsechsundachtziger in der Josefstadt: dass er sich von Texten nicht trennen kann. An Literatur zu stümpern, fällt ihm nicht ein, lieber bringt er Sätze zum Funkeln. So geriet auch Becketts Jahrhundertstück um eine halbe Stunde länger als vorgesehen. Na und? Selbst die paar länglichen Minuten haben mehr Substanz als das meiste der Konkurrenz.

An der Deutung des Werks sind Theologen, Philosophen, Politologen gescheitert. Dabei kennzeichnet es das Absurde Theater, dass es Fragen und Antworten in die Köpfe des Publikums verfrachtet. Hier setzt Peymann mit seiner fulminanten Arbeit ein: Die Vagabunden Wladimir und Estragon warten worauf? Auf alles, worauf wir warten. Der Ausbeuter Pozzo (Stefan Jürgens) und sein Sklave (Nico Dorigatti glückt eine im Elend wie im Aufstand verstörend virtuose Kunstfigur) spielen den beiden Vogelfreien die realen gesellschaftlichen Verhältnisse vor. Paul Lerchbaumers minimalistische, am Surrealisten Chirico orientierte Bühne ist der ideale Ort für die verzaubernde Clownerie, zu der sich Bernhard Schir und Marcus Bluhm aufschwingen. Stimmt: Clowns sind oft das letzte Mittel schwacher Regisseure. Aber hier stimmen sie als zeitlose Archetypen aus dem Betörungsfundus des Theaters.

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