Kärntens Seen sind nicht bloß Rückzugsort und Erholungsgebiet, sondern auch wichtiger Erfolgsfaktor für den Tourismus und Lebensgrundlage für viele. In ihnen spiegeln sich große Entwicklungen wie der Klimawandel wider. Mit dem Seenbericht verschafft sich das Land einen Überblick über den ökologischen Zustand der Gewässer.
Nicht nur für zigtausende Kärntner Schüler gibt es Anfang Juli Noten, auch die Kärntner Seen haben ein Zeugnis erhalten – mit durchaus strengen Regeln. „Für die Beurteilung wird immer die schlechteste Kategorie herangezogen“, erklärt Seenforscher Georg Santner. So setzte es für den Weißensee trotz drei „Sehr gut“ im 39. Kärntner Seenbericht nur ein enttäuschendes „Unbefriedigend“.
„Falsche Fische“ und ein erfolgreiches Moorprojekt
Denn gerade das Fischerparadies schneidet beim Zustand der „Fischfauna“ schlechter ab als alle anderen größeren Kärntner Seen. „Der Fischfang selbst ist Ursache des Problems. Im Weißensee schwimmen die falschen Fische“, so Santner. Die falschen Fische? „Hechte und Karpfen sind ursprünglich nicht heimisch, gehören eigentlich nicht in den Weißensee. Ihr Bestand muss reduziert werden.“ Was leider nicht ganz so einfach sei. „Wenn man mit Seeforellen nachbesetzt, werden die in geringer Zeit wieder aufgefressen“, erklärt Landesrätin Sara Schaar diese spezielle Zwickmühle.
Die anderen größeren Kärntner Seen werden entweder mit „Gut“ (Faaker See, Keutschacher See, Klopeiner See, Millstätter See) oder mit „Mäßig“ (Wörthersee, Pressegger See, Längsee) beurteilt. An der Kippe zwischen „Mäßig“ und „Unbefriedigend“ steht der Ossiacher See – wieder ist eine einzige Kategorie „schuld“.
Denn die Makrophyten, also Pflanzen wie Schilf oder Seerosen lassen zu wünschen übrig. Doch in den vergangenen Jahren hat sich der Zustand stark gebessert. „Hier zeigen die Flutung und die Renaturierung des Bleistätter Moors Wirkung“, betont Schaar und Santner ergänzt. „Diese messbare Verbesserung hat dazu geführt, dass der Zustand mittlerweile als mäßig bewertet wird.“ Bei der Anreicherung mit Nährstoffen schneidet der Ossiacher See gut ab – auch die anderen acht großen Seen.
Klima und Landwirtschaft setzen kleinen Seen zu
Nährstoffreichtum ist zwar im Erdreich wünschenswert, im Wasser weniger. Und besonders kleinere Seen leiden darunter. „Oft befinden sich in der Umgebung Landwirtschaften. Bei Starkregen werden dann die Nährstoffe in die Seen gespült“, so Schaar. Dort sorgt vor allem Phosphor für explodierendes Algenwachstum. „Das wird noch durch die höheren Temperaturen verstärkt. Oft gib es dann sauerstofffreie Tiefenzonen“, erklärt Santner. So hat der Klimawandel über extremes Wetter einen direkten Einfluss. „Insgesamt ist der Zustand unserer Seen aber gut. Trotzdem müssen wir auf sie acht geben“, mahnt Schaar.
Über das Programm „KLiFF“ werden Masterarbeiten und Dissertationen, die sich mit Kärntens Gewässern beschäftigen, mit bis zu 3000 Euro gefördert. Es gibt auch Kooperationen mit Universitäten wie der Uni Wien oder der Uni Graz.
Als die Vorschläge für Maßnahmen zur „Verbesserung des ökologischen Zustands“ des Wörthersees im Sommer 2024 publik wurden, gingen die Wogen hoch. Besonders im Tourismus störte man sich an angedachten Beschränkungen des Motorbootverkehrs oder von Veranstaltungen.
Im Seenbericht führte gerade die Beurteilung des Uferzustands und der Pflanzen zur Wertung „mäßig“, obwohl der Zustand des Sees sonst als „gut“ eingeschätzt wird.
In den Vorschlägen finden sich 25 konkrete Maßnahmen. Also einfach umsetzen und dann bessert sich der Zustand des Wörthersees schlagartig? „Seen sind leider ganz träge Ökosysteme“, stellt Kärntens oberster Seenforscher Georg Santner klar. „Selbst wenn wir heuer alle 25 vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen, würden wir erste Ergebnisse frühestens in sechs bis sieben Jahren sehen.“
Eine Maßnahme wurde schon erprobt: Mit Schilfschutzzäunen konnten erste Erfolge erzielt werden. Damit sich die Lage wirklich bessert, reichen einzelne Schritte aber nicht aus. „Wir sind zwar im Gespräch mit Wasserskischulen und Motorbootbesitzern, aber wir wollen nicht nur eine Gruppe herausnehmen“, betont Landesrätin Sara Schaar. „Was tatsächlich passiert, ist auch eine politische Entscheidung, die in der Koalition besprochen wird.“
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