Die Rezession zwingt viele Unternehmen zum Jobabbau, in den Gemeinden nimmt die Zahl der Angestellten hingegen seit Jahren zu. Um ein Fünftel mehr Menschen sind im Vergleich zu 2008 beschäftigt. Vor allem Wien stellt ein, was das Zeug hält. Für jeden Beamten, der seit 2008 ging, kamen zwei Vertragsbedienstete hinzu.
Die österreichischen Gemeinden sind in Finanznöten, jede zweite schreibt heuer ein Minus. Ein Mitgrund sind die Personalkosten, die in den vergangenen Jahren deutlich nach oben gingen. Seit 2008 haben sich die ausgezahlten Löhne auf 11 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Wären sie nur mit der Inflation gewachsen, würden sie nun bei rund 8,5 Milliarden Euro liegen.
20 Prozent mehr Bedienstete bei Gemeinden seit 2008
Das starke Plus nicht nur an den hohen Gehaltsabschlüssen, sondern auch an den zusätzlichen Mitarbeitern. „Die Gemeinden haben über die Jahre hinweg kräftig eingestellt. Seit 2008 sind fast 22.000 Vollzeitäquivalente hinzugekommen – ein Anstieg um fast ein Fünftel“, sagt Jan Kluge, Ökonom beim wirtschaftsliberalen Institut Agenda Austria.
Vor allem im Wiener Rathaus scheint die Arbeit kein Ende zu nehmen. Hier lösten die Vertragsbediensteten in den vergangenen Jahren nach und nach die Beamten ab, mit einem Haken: Für jeden Beamten weniger kamen zwei Vertragsbedienstete hinzu. So sank die Zahl der Beamten seit 2008 um über 10.000 Stellen auf gut 10.000, während die Vertragsbediensteten um knapp 20.000 Stellen auf rund 36.500 zunahm.
Mehr Kinder- und Altenbetreuung
Der Anstieg über Österreich hinweg hat teils nachvollziehbare Gründe, räumt Kluge ein. Dazu gehört zum Beispiel die flächendeckende Kinderbetreuung, die die Gemeinden. Auch der demografische Wandel trägt dazu bei. Immer mehr Ältere brauchen Betreuung. Die Aufgaben übernehmen zum Teil auch Bedienstete der Gemeinden. Doch auch abgesehen davon gibt es mehr Beamte in den Amtsstuben. „Der öffentliche Dienst erstickt teils selbst an der eigenen staatlichen Bürokratie“, sagt Kluge.
Die Wurzel des Problems liegt laut dem Ökonomen im föderalen System Österreichs. Einnahmen- und Ausgabenverantwortung liegen nicht in einer Hand. Auch das Kompetenzwirrwarr zwischen den verschiedenen Ebenen verschlingt viele Ressourcen und führt dazu, dass Arbeiten doppelt anfallen.
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