Was in Braunau bisher offenbar am Unwillen der handelnden Politiker gescheitert ist, scheint in Gallneukirchen (OÖ) kein Problem zu sein. Nachdem im Stadtrat bereits einstimmig beschlossen wurde, die nach dem Hitler-Verehrer und Antisemiten Josef Reiter benannte Straße umzubenennen, soll dieses Vorhaben am 3. Juli im Gemeinderat endgültig fixiert werden.
Die Josef-Reiter-Straße in Gallneukirchen wird umbenannt, das soll am 3. Juli im Gemeinderat beschlossen werden. Der Name des fanatischen Nazis und Judenhassers soll in der Mühlviertler Stadt künftig keine Verkehrsfläche mehr zieren.
„Im Stadtrat hat es darüber keine Diskussionen gegeben, alle waren dafür. Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass im kommenden Gemeinderat jemand dagegen sein wird“, sagt Bürgermeister Sepp Wall-Strasser (SPÖ).
Auch die Bewohner der Josef-Reiter-Straße seien mit diesem Schritt einverstanden. „Wir haben ihnen alle wissenschaftlichen Unterlagen zur Person des Namenspatrons zur Verfügung gestellt – das hat sie überzeugt“, so Wall-Strasser.
Straße soll weiblich werden
Welchen Namen die Straße künftig tragen soll, ist noch unklar. „Wir haben in Gallneukirchen bereits 40 Männer als Namensgeber und nur zwei Frauen. Daher wäre ich schon stark dafür, dass eine Frau zum Zug kommt.“
Wall-Strasser wäre es auch recht, wenn es zur Person Josef Reiter einen ideologischen Kontrapunkt geben würde. Infrage kämen etwa die Gallneukirchener Diakonissin und Krankenschwester Irma Gindelhumer (1867 bis 1962), die drei beeinträchtigte Mädchen vor dem Abtransport in die Gaskammer nach Hartheim verstecken konnte. Alle drei überlebten.
Als Namensgeberin wäre für ihn aber auch Johanna Rittenschober (1921 bis 2022) denkbar, die unter anderem KZ-Häftlinge heimlich mit Essen versorgt hatte.
Braunau ist anders
Während es in Gallneukirchen einen breiten Konsens für die Umbenennung gibt, dürften in Braunau die Beharrungskräfte rund um Stadtchef Johannes Waidbacher (ÖVP), die für einen Weiterbestand der Josef-Reiter-Straße eintreten, die Oberhand behalten. Robert Eiter, Sprecher des oö. Netzwerks gegen Rechtsextremismus zeigt sich dennoch optimistisch.
„Was Gallneukirchen kann, kann Braunau auch. Die Verantwortlichen dort werden nicht wollen, dass nach der Umbenennung in Gallneukirchen ausgerechnet die Hitler-Geburtsstadt der letzte Ort ist, in dem der Hitler-Günstling Josef Reiter noch gewürdigt wird.“ Laut Eiter wäre das eine höchst fatale Optik. „Deshalb sollte der Braunauer Bürgermeister dem Beispiel seines Amtskollegen in Gallneukirchen folgen und reinen Tisch machen!“
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