Wiener Forscher klar:
Kein zweites Tschernobyl im Iran nach US-Angriff
Nach den US-geführten Angriffen auf iranische Atomanlagen gibt ein österreichischer Nuklearexperte weitgehend Entwarnung. Die Welt müsse keine radioaktive Katastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima befürchten, erklärt Prof. Georg Steinhauser von der Technischen Universität Wien.
„Selbst wenn die Zentrifugen mit Uran bestückt waren, wäre das eine sehr geringe Menge gewesen. Uran ist aufgrund seiner langen Halbwertszeit fast nicht radioaktiv“, sagt Steinhauser gegenüber der Deutschen Presseagentur. Es handle sich um eine mögliche lokale Schwermetallbelastung, nicht aber um eine globale Bedrohung: „Eine radioaktive Wolke wie in Tschernobyl oder Fukushima ist ausgeschlossen.“
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit Sitz in Wien bestätigte, dass außerhalb der betroffenen Anlagen keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden sei. Auch in den angegriffenen Einrichtungen, etwa in Isfahan, seien nur natürliches oder niedrig angereichertes Uran gelagert gewesen.
Da auch die Zentrifugenfabriken zerstört wurden, dürfte es Jahre oder Jahrzehnte dauern, das Programm wieder aufzubauen.

Prof. Georg Steinhauser von der Technischen Universität Wien
Bild: TU Wien
Irans Atomprogramm „in Trümmern“
Aus Sicht des österreichischen Experten ist der Schaden für das iranische Nuklearprogramm massiv: „Da auch die Zentrifugenfabriken zerstört wurden, dürfte es Jahre oder Jahrzehnte dauern, das Programm wieder aufzubauen.“ Der Iran verfüge zwar laut IAEA über rund 400 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran – theoretisch nutzbar für eine Waffe.
Doch Steinhauser beruhigt: Das sei eine „schlechte Qualität“ für den Bau einer Bombe – technisch sei das möglich, aber unwahrscheinlich. „Noch nie hat jemand mit 60-prozentigem Uran eine Atombombe gebaut.“
Ein weiteres Hindernis: Die iranischen Trägersysteme seien auf solch improvisierte Bomben nicht ausgelegt. „Das wäre zu groß, zu schwer – einfach zu klobig“, erklärt Steinhauser. Zudem seien viele der führenden iranischen Atomwissenschafter in den vergangenen Jahren bei gezielten Anschlägen ums Leben gekommen – unter anderem durch israelische Geheimdienste.
Internationale Sorge, aber keine akute Strahlengefahr
Der militärische Schlag der USA gegen Iran war Teil einer gemeinsamen Operation mit Israel. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Angriffe auf die Anlagen in Fordo, Natanz und Isfahan als „spektakulären Erfolg“. Gleichzeitig drohte er dem Iran mit noch härteren Angriffen, sollte es zu Vergeltungsschlägen kommen. UNO-Generalsekretär António Guterres warnte indes vor einer „katastrophalen Eskalation“ im Nahen Osten.
Aus Sicht des Wiener Experten ist zumindest eines klar: „Die Welt ist in Bezug auf Strahlung vorerst sicher. Das war kein zweites Fukushima.“
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