Das Bank Austria Kunstforum Wien schließt Ende August seine Pforten auf der Freyung. Die Albertina Modern übernimmt die monumentale Marina-Abramović-Ausstellung, die ab 2. Oktober angesetzt war. Direktorin Ingried Brugger sucht derzeit einen neuen Standort in Wien – und neue Sponsoren.
Ob es der Anfang des definitiven Endes oder der erste Schritt für einen Neubeginn ist, wird sich weisen. Fest steht jedenfalls: Den Standort auf der Freyung kann das Bank Austria Kunstforum Wien nicht halten, das Haus muss am 31. August besenrein übergeben werden. Die renommierte Institution wird trotz Protesten aus der Kunstszene letztlich eines der Opfer der Signa-Insolvenz, wie die „Krone“ exklusiv berichtete. Die ursprünglich ab 1. Oktober im Haus angesetzte Ausstellung zum Werk der Starperformerin Marina Abramović wird stattdessen in der Albertina Modern gezeigt.
Kollegiale Unterstützung
„Das Kunstforum schlägt ein neues Kapitel auf“, kommentiert Direktorin Ingried Brugger diesen Schritt optimistisch. Sie freue sich besonders, dass die Albertina „überaus kollegial“ eingesprungen sei als Ort für die von Kuratorin Bettina M. Busse bereits für Wien erarbeitete Abramović-Schau. Für diesen „Kunstevent“ sind nicht nur ein umfangreicher Werküberblick, sondern auch Reenactments der historischen Performances angekündigt.
Albertina-Chef Ralph Gleis hat dafür sein eigenes Programm für die Räumlichkeiten im Künstlerhaus am Karlsplatz geändert: Die ursprünglich geplante große Herbstausstellung „Kaws. Art an Comic“ konnte auf das kommende Jahr verschoben werden.
Brugger plant „hinreißenden“ Neustart
Auch wenn die Räumlichkeiten auf der Freyung, wo das Kunstforum seit seiner Eröffnung 1980 logiert, demnächst Geschichte sind, arbeitet Ingried Brugger weiter an einer Zukunft der Institution: „Das etablierte Haus ist unverzichtbar für die Wiener Ausstellungslandschaft. Wir arbeiten weiterhin an der Zukunft des Kunstforums Wien an einem neuen Standort und mit einem zukunftsweisenden Konzept.“ Derzeit gelte es, sowohl einen neuen Standort als auch eine nachhaltige Finanzierung zu sichern. Details dazu will Brugger im Herbst verlautbaren: „Wenn es gelingt, wird es hinreißend!“
Das Ende für das private Ausstellungshaus auf der Freyung hatte sich angekündigt: Im Dezember des Vorjahres hatte die Unicredit Bank Austria per Aussendung das baldige Aus verkündet. Als Begründung verwies man auf den Ausfall des Sponsorings durch die Signa, die bis zum Verkauf an den oberösterreichischen Industriellen Josef Rainer auch Eigentümerin der Immobilie war. Dies lasse den weiteren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu.
Die Gelder für Kunst wolle die Bank Austria nicht zurückfahren, nur eben neu verteilen, erklärte Wolfgang Schilk, Vorstand des Kunstforums und der UniCredit Bank Austria, nun bei einem Pressegespräch. Ein eigenes Ausstellungshaus wolle man jedenfalls nicht mehr betreiben.
Aufschrei der Kunstszene
Nach dem angekündigten Aus kam zu einem Aufschrei in der Kulturszene. Dutzende Künstler wie Erwin Wurm oder VALIE EXPORT protestierten unter anderen in einem Offenen Brief gegen eine mögliche Schließung. In Folge verständigte man sich darauf, dass dem Kunstforum eine Übergangsfrist gegeben wird, damit Direktorin Ingried Brugger mit Unterstützung des Beirats mittels neuer Partner und Sponsoren eine alternative Trägerstruktur suchen kann. Dieses Ansinnen scheint noch nicht gefruchtet zu haben.
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