Hunderttausende Keiler, Bachen und neugierige Frischlinge wühlen herum und suhlen sich. In Österreich erobern sie sogar schon die Almen. Auch Zecken lauern in Bodennähe – heuer wird wohl ein besonders starkes Jahr werden. Experten warnen: Die Klimaerwärmung begünstigt die Ausbreitung der Tiere.
Deutsche Medien berichten vom „Wildschwein-Alarm in Spanien“, die spanische Hauptstadt Madrid hat wegen der Wildschwein-Plage bereits den Ausnahmezustand ausgerufen. Die Kulturfolger sind auf der Iberischen Halbinsel derart auf dem Vormarsch, dass es alle drei Tage dazu kommt, dass ein Wildschwein von einem Auto erfasst wird.
Spanien und Italien in Alarmbereitschaft
Insgesamt soll die Population der Borstentiere dort auf zwei Millionen angestiegen sein. Rund 400.000 Tiere werden jährlich erlegt, in zehn Landkreisen rund um Madrid ist das Jagen mittlerweile das ganze Jahr über erlaubt. Auch Käfigfallen sollen helfen, die Tiere von den Menschen fernzuhalten. Begründet wird der Wildschwein-Vormarsch mit dem Phänomen „España vaciada“, da dieser dort vermehrt stattfindet, wo Menschen in Richtung Städte und Küste weggezogen sind.
Doch auch bei unseren südlichen Nachbarn in Italien wird die überbordende Population von mehr als 1,5 Millionen Wildschweinen immer mehr zum Problem. Vor allem, da die italienische Produktion und der Export des weltweit gefragten Parmaschinkens in Gefahr geraten kann. Wildschweine tragen nämlich noch mehr als Zuchtschweine zur Verbreitung von Krankheiten und Seuchen bei. Im Vorjahr kam es deswegen schon dazu, dass Kanada, China, Mexiko und Japan ein Einfuhrverbot für Parmaschinken erlassen hatten.
Auch wir bleiben von der „Plage“ nicht verschont
Doch wie ist die Lage in Österreich? Zur Verzweiflung der Bauern wühlen sich die Borstlinge immer weiter vor. Zählen lassen sich Keiler, Bachen und Frischlinge wegen ihrer nächtlichen Lebensweise schwer. Die Jagdstatistik für 2023/24 deutet aber auf einen Populationsanstieg hin. Demnach wurden 47.800 Tiere erlegt – um 9,1 Prozent mehr als im Jahr davor.
Sauen-Hotspot sind auch der Lungau und Flachgau in Salzburg. Dort graben sie – zum Leidwesen der Bauern – sogar Almen um. „Wegen der Klimaerwärmung wird Schwarzwild ein immer größeres Thema. Dadurch kann es sogar schon im Hochgebirge die kalten Winter überleben“, schildert Landesjägermeister Max Mayr-Melnhof. Um der Wildart besser auf die Schliche zu kommen, wurden Jungtiere in den Revieren im Salzburger Bezirk Tamsweg mit Sendern ausgestattet.
Wegen der Klimaerwärmung wird Schwarzwild ein immer größeres Thema. Dadurch kann es sogar schon im Hochgebirge die kalten Winter überleben.
Landesjägermeister Max Mayr-Melnhof
Der Mensch tut das Seine dazu, dass sich die Wildschweine sauwohl fühlen. Denn die riesigen Maisfelder im Osten der Alpenrepublik sowie der heimische Kompost sind für sie Delikatessenläden. Diese Nahrungsquelle entdecken die schlauen Tiere rasch, weiß der Tiroler Wildschein-Experte Martin Sturzeis.
Auch er sieht einen regelrechten Durchmarsch der Wildschweine – vom Nordkap bis nach Spanien. Allein auf der Iberischen Halbinsel dürfte es laut Schätzungen Millionen Tiere geben. „Sie sind aber schwer zu zählen“, erklärt Experte Sturzeis. Genaue Zahlen seien daher kaum zu ermitteln. Eine Überpopulation zeigt sich laut ihm besonders dort, wo die Krankheit Räude ausbricht.
Heuer starkes Zecken-Jahr
Bei einem Waldspaziergang ist es nicht nur möglich, auf eine Wildschwein-Rotte zu treffen. Heuer sind auch besonders viele kleine, gefährliche Blutsauger unterwegs. Einige Experten sprechen sogar von einem „Zecken-Jahr“. Und viele dieser kleinen Insekten, die als Milben klassifiziert werden, tragen Erreger in sich, die schwere Krankheiten wie Borreliose oder die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, kurz FSME, verursachen können.
Zecken lieben hohe Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Mittlerweile sind sie fast das ganze Jahr über aktiv. Die AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) berichtet, dass Zecken sogar schon auf 1500 Meter über dem Meeresspiegel gefunden worden sind. Also Vorsicht auch beim Wandern!
Überdies wurde nun die Hyalomma-Zecke zum ersten Mal in der Steiermark entdeckt. Wie die aus Asien stammende Zecke bis Mitteleuropa gelangen konnte, ist unklar.
Klar ist hingegen, dass die Zeckenart bei Menschen ein gefährliches Fieber auslösen kann. Einen Schutz vor Zecken-Bissen bieten lange Hosen. Und eine Faustregel besagt, sich nach einem Aufenthalt im Wald zeitnah abzuduschen und auch das Gewand zu durchsuchen. Zur Vorbeugung von FSME heißt es: Impfen!
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