



Edle Pferde, Kranzerln, mutige Burschen, fesche Dirndln und flotte Musik gehören zu den Pfingstbräuchen im Gail- und Gurktal.
Die Mädels bügeln schon die Trachten, die Burschen reiten, damit sich Reiter und Pferd zusammengewöhnen“, erzählt Armin Abuja, der Obmann der Burschenschaft Feistritz im Gailtal. Die Pferdezucht und das historische Reiterspiel des Kufenstechens haben im gesamten Tal eine lange Tradition.
Besonders berühmt ist der Brauch in Feistritz: Nach dem Kirchgang und der Stärkung bei der Sauren Suppe zu Hause bilden die Zuschauer am Dorfplatz eine Gasse, durch welche die Burschen auf ungesattelten Norikern galoppieren. „Die Gasse ist wichtig, denn so wissen die Pferde, wohin sie müssen, und der Reiter kann den Schlägel schon bereithalten. Da ist auch noch nie was passiert. Ein Pferd geht nicht einfach so auf Menschen los“, weiß Abuja. Die Burschen üben aber das Reiten zuvor, denn nicht jeder hat noch ein eigenes Pferd und mit den geliehenen Tieren sollte sich jeder vertraut machen. Nicht geheimnisvolle Symbole wie am Schlägel im Gailtalmuseum im Schloss Möderndorf, sondern die Anfangsbuchstabens des Namens und die Jahreszahl sind auf den Schlägeln zu finden. „So hab’ ich mit vom Schmied meinen Schlägel machen lassen. Ein Freund reitet mit dem Schlägel seines Großvaters. Reitet ein Cousin in Ober- und einer in Unterfeistritz, können sich die beiden einen Schlägel teilen“, erzählt Abuja, für den der Kirchtag schon vor Tagen mit dem Aufbau der ersten Theke angefangen hat.
Das Kufenstechen gilt seit 2018 als immaterielles Kulturerbe
Am Pfingstmontag heißt es aber wie im Lied der Gailtaler Kirchtagssänger: „I bin halt a Gailtaler Reiter, weit uma da schneidigste Bua. Heint hol i beim Stechn mir s‘Kranzle und morgen dås Dirndle dazua.“
Nacheinander galoppieren die Burschen auf ungesattelten Norikern auf die Kufe – eine Art Holzfass auf einem Pfahl – zu. Sie versuchen, die Kufe mit dem Schlägel zu zerstören.
„Dås Faßle håt Daubn und Raflan, dås Diandle an kreaschlatn Raß. Mein Gailtåler Jauchza, den hört man weit aufe zan obaren Las!“
Jener Bursche, bei dessen Schlag die Kufe endgültig zerfällt, erhält einen Blumenkranz, den er ebenfalls mit dem metallenen Schlägel aufstecken muss.
„Die Raflan vom Faßlan seind gsprungan, dås Diandle trågt gschamig den Krånz, und wånn i’n ban Stechn daglångat, dånn führ i’s åls erste zan Tånz!“
Jahreskirchtag feiert die Burschenschaft in Feistritz an der Gail am Pfingstmontag, 9. Juni: Ab 9.30 Uhr Gottesdienst in der Pfarrkirche. Ab 14 Uhr Kufenstechen in Oberfeistritz, ab 15 Uhr in Unterfeistritz.
Am Dienstag nach Pfingsten, 10. Juni, begehen die Altburschen ihren Jahreskirchtag: Heilige Messe um 10 Uhr, Kufenstechen in Unterfeistritz ab 18 Uhr.
Nach dem Kufenstechen beginnt der Lindentanz. „Das gehört zusammen; für mich sind Kufenstechen und Lindentanz gleich wichtig“, freut sich Abuja auf Pfingsten.
Im Laufschritt zur Jungfrau aus kühlem Stein
Ein anderer bekannter Reiterbrauch spielt sich zu Pfingsten im Gurktal ab: Nach dem Gottesdienst wird am 8. Juni um 12 Uhr die Marktfreyung in Weitensfeld aufgestellt; damit übernimmt Marktrichter Erich Foditsch das Zepter für diese drei Tage. Bürgermeister Franz Sabitzer hätte ohnehin keinen Kopf dafür, führt er doch die Reiter an, die am Sonntag in Altenmarkt und Weitensfeld Gstanzln singen.
Der Auftakt zum Kranzelreiten beginnt am Samstag, 7. Juni, um 17 Uhr in Weitensfeld mit Musik, Trachtenmodenschau, HArmonikawettbewerb und Verlosung eines Noriker-Stutjährlings durch den Pferdezuchtverein K11 Gurktal.
Am Pfingstsonntag, 8. Juni: 10 Uhr Gottesdienst, 12 Uhr Aufstellung der Marktfreyung, Ausritt der Kranzelreiter nach Altenmarkt und Gstanzlsingen am Dorfplatz, etwa ab 14.15 Uhr Empfang der Kranzelreiter am Ortseingang von Weitensfeld und Gstanzlsingen durch den Markt, Abendunterhaltung.
Pfingstmontag, 9. Juni: 8 Uhr: Weckruf Trachtenkapelle Zwenitz. 10 Uhr. Unterhaltung am Marktplatz mit der „Gurktal + Musi“ sowie der Landjugend Zweinitz. 14 Uhr: Kranzelreiten und Wettlauf um den Kuss der Jungfrau. Danach: Unterhaltung mit den Jungen fidelen Lavanttalern, Vergnügungspark auf der Pötscherwiese, Krämermarkt.
Am Montag laufen drei Burschen um den Kuss der steinernen Jungfrau, was auf die Pest im Jahr 1567 zurückgehen soll: Nur drei Bürgersöhne und die Jungfrau vom Thurnhof hat der schwarze Tod verschont. Um ihren Bräutigam zu finden, ließ sie die Burschen um die Wette laufen. Ihr Bräutigam sollte werden, wer den Wettlauf gewinnt und das Myrthenkranzerl bekommt.
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