6 Monate OP-Wartezeit

„Ich fühle mich wie ein Mensch zweiter Klasse“

Oberösterreich
28.05.2025 20:09

Der 73-jährige Steyrer Friedrich Landerl muss ein halbes Jahr auf seinen Operationstermin warten und bis dahin mit einer Art künstlichen Blase seinen Alltag meistern. Wegen des steigenden Patientenaufkommens und Personalmangels geht es nicht schneller.

Die Angelegenheit ist alles andere als angenehm, aber Friedrich Landerl aus Neuzeug bei Steyr (Oberösterreich) hat kein Problem damit, offen darüber zu sprechen. Seit vergangener Woche ist der Alltag des 73-Jährigen plötzlich stark eingeschränkt: Wegen eines urologischen Problems bekam der Pensionist einen Bauchdeckenschlauch, quasi eine Art künstliche Blase, die er nun mit sich herumtragen muss. „Ich bin damit von der Öffentlichkeit ausgeschlossen. Ich kann zum Beispiel nicht baden gehen, der Sommer ist für mich gelaufen“, sagt Landerl.

Was den 73-Jährigen so erzürnt: Das Problem kann mit einer Routine-OP behoben werden, doch das Krankenhaus Steyr hat erst im November einen Termin für den Eingriff frei. „Ich laufe jetzt ein halbes Jahr mit dem herum, und es interessiert keinen. Ich fühle mich wie ein Mensch zweiter Klasse“, sagt Landerl.

Zitat Icon

Ich laufe jetzt ein halbes Jahr mit dem herum, und es interessiert keinen. Ich fühle mich wie ein Mensch zweiter Klasse.

Friedrich Landerl (73) über die Wartezeit auf seinen OP-Termin

Steigender Bedarf und Personalmangel als Gründe
Die lange Wartezeit ist keine Ausnahme: Patienten am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum in Steyr warten im Schnitt sechs Monate auf eine urologische OP, heißt es auf Anfrage aus dem Spital. Das liege an zwei Faktoren: „Aufgrund einer immer älter werdenden Bevölkerung steigt die Nachfrage. Urologie ist der am schnellsten wachsende Fachbereich“, so das Klinikum. Und es mangle nach wie vor an Ärzten und Pflegekräften im OP- sowie im Anästhesiebereich.

Sechs Monate wartet man im Krankenhaus in Steyr im Schnitt auf eine urologische OP.
Sechs Monate wartet man im Krankenhaus in Steyr im Schnitt auf eine urologische OP.(Bild: Spitzbart Wolfgang)

Das Spital betont jedoch: Akute Fälle kommen „selbstverständlich“ früher dran. Landerl will sich nun jedenfalls um einen schnelleren Termin in einem anderen Spital bemühen. In letzter Zeit häufen sich die Beschwerden über lange Wartezeiten. 

Erst kürzlich berichtete die „Krone“ über einen Linzer (81), der mit einem Bandscheibenvorfall ein Jahr auf eine OP hätte warten müssen. Er zahlte 6000 Euro und kam in einem Privatkrankenhaus sofort unters Messer. „Jetzt bin ich Gott sei Dank schmerzfrei, habe aber kein Geld mehr in der Tasche“, fasst er der „Krone“ seine Krankengeschichte zusammen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt