„Krone“ in Budapest

Iron Maiden: Die beste Heavy-Metal-Show der Welt

Musik
28.05.2025 09:00

Dienstagabend starteten Iron Maiden zum 50. Bandgeburtstag ihre fulminante „Run For Your Lives“-Tournee in einer ausverkauften Budapester Halle. Die „Krone“ war live dabei und sah die wohl eindrucksvollste Show, die die Londoner je auf die Bühne brachten – in vielfacher Hinsicht. Am 17. Juli spielen sie ein (fast ausverkauftes) „Krone“-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion.

(Bild: kmm)

Das sonnige Frühlingswetter konkurriert in Budapest mit den dunklen T-Shirts samt Monsteraufdruck, die in der ganzen Stadt zu sehen sind. Die britischen Heavy-Metal-Legenden Iron Maiden starten ihre „Run For Your Lives“-Welttournee pünktlich zum 50. Bandgeburtstag in der ungarischen Hauptstadt – und ziehen Fans aus aller Welt an wie das Licht die Motten. Abordnungen aus Brasilien, Chile, Kanada oder den USA treffen sich schon Tage zuvor und vernetzen sich zum gemeinsamen Eingrooven auf ein Ereignis der Sonderklasse. Mit dabei ist auch der Wiener Edelfan Robert Körner, der mit Freunden zwar erst am Showtag anreist, auf der gesamten Tour aber nicht weniger als neun Konzerte besuchen wird. Teils auch mit der Familie – der Maiden-Virus wurde längst an die nächste Generation weitergegeben. Für die Anwesenden ist es ein Familientreffen, auch so manch bekannte Musiker aus der Metal-Szene sind als stinknormale Fans anwesend, schließlich sind die Londoner rund um Bassist und Bandgründer Steve Harris die Ursuppe des gesamten Genres.

Ein Sack voll Überraschungen
Eine Ursuppe, die noch immer unheimliche Kräfte auf die Bühne bringt. Vor einer ersten Tourshow herrscht auch bei altgedienten Fans großes Knistern. Man wusste im Vorfeld, dass sich die Selist auf die frühen Alben zwischen 1980 und 1992 konzentrieren würde und das nach dem gesundheitlichen Aus von Drummer Nicko McBrain mit Simon Dawson (von Harris‘ Band British Lion) erstmals seit 1982 (!) eine andere Person am Schlagzeugschemel Platz nehmen wird. Was die Fans nicht wissen: Wie wird die Bühne aussehen? Welche Setlist hat man eingeprobt? Mit welchen Gimmicks wird man die rund 12.500 Anwesenden in der randvollen Papp László Arena überraschen? Eine Bitte lassen die britischen Urgesteine schon vor dem (von Halestorm eröffneten) Auftritt von den Leinwänden flimmern: Um die anwesenden Konzertbesucher möglichst nicht zu stören, sollte man auf das ständige Filmen und Fotografieren mit dem Handy verzichten. Hat es gut funktioniert? Naja. Hat sich das Gros der Fans auf Kurzvideos und schnelle Schnappschüsse beschränkt? Definitiv ja. Respekt ist hier keine Einbahnstraße.

Das „Ausverkauft“-Schild mussten die Veranstalter bei Iron Maiden in Budapest schon vor Wochen anbringen.
Das „Ausverkauft“-Schild mussten die Veranstalter bei Iron Maiden in Budapest schon vor Wochen anbringen.(Bild: Robert Fröwein)

Dass die Londoner es mit der Karriererückschau ernst meinen, zeigen sie von Beginn weg. Ein animiertes Video führt durch verschiedene urbane Anhaltspunkte und Schlüsselstellen, die für Iron Maidens einzigartige Karriere prägend waren. Dann erstrahlt das beliebte Bandmaskottchen, Monster Eddie, auf der überdimensionalen Leinwand und gibt den Startschuss für die erste von vielen Sensationen. Nach mehreren Intros starten die Briten mit dem flotten „Murders In The Rue Morgue“, einem zuletzt vor 20 Jahren live auf die Bühne gebrachten Song, druckvoll ins Set. Beeindruckend ist auf den ersten Blick alles. Drummer Dawson führt den Rhythmus zwischen massiven Bühnensockeln an, die allesamt mit eigenen Videowänden ausgestattet sind. Das hat zufolge, dass sich die treuesten Fans in den vorderen Stehplatzrängen fast in einer immersiven Show fühlen und die digitalen Grafiken und Videos eine Art Rundumerlebnis bieten.

Visuell beeindruckendes Erlebnis
Was schon nach wenigen Minuten klar wird: Iron Maiden sind definitiv im 21. Jahrhundert angekommen. Mögen die Musiker am 70er kratzen und das Rock’n’Roll-Business noch aus der guten alten Zeit kennen – Harris, Dickinson und Co. haben definitiv genug Einflüsterer, die das Heavy-Metal-Flaggschiff wirkungs- und druckvoll in die Gegenwart transferieren. Der Versuch mit den monströsen LED-Wänden und dem häufigen Einsatz von Künstlicher Intelligenz hätte leicht in die Hose gehen können, die Maiden’sche Umsetzung schrammt aber gekonnt an jeder möglichen Peinlichkeit vorbei und wirkt schlichtweg beeindruckend. Die Grafiken wechseln zu jeweiligen Songparts, ein KI-generierter Eddie scheint sich vom Bildschirm aus Bahn in den Saal zu brechen und – ein besonders gelungenes Highlight – ein 3D-animierter Bruce Dickinson wird während „Hallowed Be Thy Name“ auf der Leinwand von düsteren Mächten gejagt und in den Abgrund gestürzt, bevor der echte wie von Geisterhand wieder auf der Bühne auftaucht und singt.

Der Wiener Maiden-Fan Robert Körner durfte zum Tourauftakt in Budapest natürlich nicht fehlen – es ist sein erstes von neun Maiden-Konzerten in diesem Sommer.
Der Wiener Maiden-Fan Robert Körner durfte zum Tourauftakt in Budapest natürlich nicht fehlen – es ist sein erstes von neun Maiden-Konzerten in diesem Sommer.(Bild: Robert Körner)

Dickinson, der kurz vor seinem 67. Geburtstag steht, erweist sich auch im x-ten Jahr als Maiden-Frontmann als unermüdlicher Derwisch, der nicht nur eine beneidenswerte Kondition und Agilität an den Tag legt, sondern auch stimmlich voll brilliert. Hohe Töne, langgezogene Töne, exakter Gesang nach körperlicher Ertüchtigung – alles kein Problem. Während das Instrumentalquintett zwischen rhythmischen Stampfern, beeindruckenden Soli und spannenden Breaks während der Songs die Linie vorgibt, zerschneidet die Stimme des Frontmanns jede Nummer im positiven Sinne. Iron Maiden setzen bei ihrer Halbe-Jahrhundert-Werkschau auf zahlreiche Raritäten. Das legendäre „Killers“ wird gar erstmals seit 1999 zum Besten gegeben. Zu dieser Zeit waren viele anwesende Maiden-Fans noch nicht einmal geboren. Die Fokussierung auf die Klassikeralben führt dazu, dass die Jubelstürme keine Grenzen kennen.

Ein Mittelteil zum Niederknien
Bei „Phantom Of The Opera“ turnt der quirlige Sänger das erste Mal auf den vielen Podesten herum, „The Number Of The Beast“ wird von Feuersalven begleitet und beim progressiven „The Clairvoyant“ fordert man die Fans musikalisch erstmals heraus. Der absolute Höhepunkt des famosen Sets ist der Mittelteil, der mit drei unsterblichen Klassikern ausgestattet ist. Zuerst wartet „Powerslave“ mit virtuellen Fackeln, Sarkophagen und einem überdimensionalen Pyramiden-Eddie auf, beim wuchtigen „Rime Of The Ancient Mariner“ zeigt man mit einer sensationell aufgebauten Storyline, wozu die KI visuell mittlerweile fähig ist und das epische „Seventh Son Of The Seventh Son“, auch ein viel zu selten gespielter Fan-Favorit, entführt flächendeckend in eine Eislandschaft und zieht den Fans trotz der heißen Hallentemperaturen die Gänsehaut auf. Dickinson wirft sich in unterschiedliche Roben, bleibt hinter einem vergitterten Gehege („Hallowed Be Thy Name“), setzt sich die Fliegerkappe bei „Aces High“ auf oder buckelt sich mit Lampe durch eine Vollmondnacht („Fear Of The Dark“) – ohne Musical-Aspekt geht bei Maiden nichts.

Die KI spielt neben den musikalischen Haudegen alle Stückerl. Hier das beeindruckende Setting zum Song „Powerslave“.
Die KI spielt neben den musikalischen Haudegen alle Stückerl. Hier das beeindruckende Setting zum Song „Powerslave“.(Bild: Robert Fröwein)

Für große Interaktion ist bei diesem multimedialen Großereignis keine Zeit. Nur zweimal richtet Dickinson länger das Wort an sein Publikum. Er begrüßt und unterstützt den neuen Schlagzeuger, freut sich über den Tourauftakt und leidet mit den vielen Maiden-Fans, die im Zuge dieser fast ausverkauften Europa-Tour bei den Tickets durch die Finger geschaut haben. Nach mehr als zwei Stunden endet die beeindruckendste Maiden-Show der Musikhistorie mit dem flotten „Wasted Years“. Zurück bleiben staunende Gesichter und stattliche Männer, die ihre Freudentränen nicht zurückhalten können. Die Karriere-Retrospektive der Engländer verzichtet zwar völlig auf noch nie gespielte Songs und wirklich seltene Perlen aus den 80er-Jahren, aber als größte Metalband der Welt muss man schließlich das große Publikum bedienen. Die fulminante Show machte selbst den eingangs erwähnten Wiener Top-Fan Körner sprachlos. „Eine der besten Maiden-Shows meines Lebens. Ich kann es kaum erwarten, die weiteren zu sehen.“

Live im Wiener Happel-Stadion
Am 17. Juli kommen Iron Maiden dann endlich auch ins Wiener Ernst-Happel-Stadion, um die beste Show ihrer Historie auch vor österreichischem Publikum präsentieren zu können. Doch Achtung – unter www.oeticket.com gibt es nicht mehr viele Tickets. Wer Zeuge eines epochalen Live-Ereignisses sein möchte und noch keine Karte sein Eigen nennt, sollte lieber schnell zugreifen.

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