Premiere „TVMordia“

Stirb schön und leise im Kosmos Theater

Kultur
26.05.2025 16:22

A schene Leich‘: Tote Frauen werden im Film anders dargestellt als Männer. Die Schauspielerin Anna Rot erzählt im Interview, warum das so ist. Für das Kosmos Theater hat sie ihre filmischen Tode in „TVMordia. Stirb schön und leise“ aufgearbeitet. Premiere ist am 27. Mai.

Ihre erste Leiche hat sie mit elf gespielt. Seither ist Anna Rot bereits neunmal den filmischen Tod gestorben. Was der Schauspielerin dabei aufgefallen ist: Die weibliche Leiche muss vor allem schön sein. Die Szenen ähneln einander dabei auffällig, erzählt Anna Rot im Interview: „Der weibliche Körper wird auch tot noch zelebriert. Ein nacktes Bein, das Gesicht zur Seite gedreht, unversehrt, das Haar fließt weich über den blutigen Boden.“ Das Problem dabei: „Diese ,schönen Leichen‘ verharmlosen die Gewalt an Frauen, das ist erschütternd, wenn man an die konstant hohen Zahl an Femiziden denkt.“

Für das Kosmos Theater hat Anna Rot sich mit ihrem geschönten filmischen Sterben auseinandergesetzt, hat Interviews mit Kolleginnen geführt und einen Theaterabend gebaut. Am 27. Mai hat „TVMordia. Stirb schön und leise“ Premiere.

Was Anna Rot bei dieser Produktion besonders interessiert hat, ist das Frauenbild, das diese Filmtode vermitteln: „Frauen werden sehr passiv dargestellt. Das ist ein uraltes Motiv der Kunstgeschichte – die liegende, vielleicht schlafende, vielleicht tote Frau, die in jedem Fall aber passiv einfach daliegt und zur Verfügung steht.“ Für die Schauspielerin Rot zeigt sich daran ein immer noch präsentes, ebenfalls passives Frauenbild.

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Männer sterben die heroischen Tode. Sie retten vielleicht noch wen im letzten Moment, sprechen noch epische letzte Worte. Frauen werden schön hin drapiert. Sie sind poetisch, aber stumm.

Anna Rot, Schauspielerin

Männer, so erzählt Rot aus ihrer Recherche, sterben ganz andere filmische Tode als Frauen: „Männer sterben die heroischen Tode. Und sie retten vielleicht noch wen im letzten Moment, bevor sie erschossen werden. Oder sie sitzen in einem Kampfjet und fliegen in den Tod und sprechen noch epische letzte Worte. Frauen werden eher schön hin drapiert und poetisch, aber stumm dargestellt.“ 

Überdies werden sie – im Film  – also über ihren Tod hinaus noch sexualisiert, beklagt die Schauspielerin: „Schöne weibliche Leichen verharmlosen nicht nur die tödliche Gewalt an ihnen, es macht sie auch im Tod noch zu Objekten. Außerdem werden Frauen auf diese Art und Weise aus den Erzählungen herausgeschrieben, haben keinen Handlungsspielraum. Der Tod widerfährt ihnen. Im Gegensatz zu Männern, die noch im Sterben handeln, sich wehren, jemanden retten oder mitreißen.“ 

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Schöne weibliche Leichen verharmlosen nicht nur die tödliche Gewalt an ihnen, es macht sie auch im Tod noch zu Objekten.

Anna Rot, Schauspielerin

Wie tote Frauen im Film dargestellt werden, ist für Anna Rot eines von vielen Indizien für ein nach wie vor sehr konservatives Frauenbild in unserer Gesellschaft. Was kann die Filmindustrie dazu beitragen, damit sich das ändert? Anna Rot wünscht sich, es würden auch andere Geschichten erzählt werden: „Wie eine Frau sich erfolgreich wehrt gegen Gewalt zum Beispiel. Das würde auch Mädchen und Frauen im realen Leben helfen. Dass sie sehen, Gewalt passiert uns nicht einfach, wir können uns erfolgreich wehren.“ Dazu bräuchte es auch andere Geschichten von Männlichkeit in Film und Fernsehen: „Von Männern, die mit Kränkung umgehen können, bei denen Eifersucht nicht gleich zu einem Mord führt.“

Dass die aus all diesen Gedanken entstandene Theaterproduktion ein allzu trister Abend werden könnte, glaubt Anna Rot nicht. Dazu steckt bei aller Ernsthaftigkeit des Themas zu viel Absurdität in den gespielten Todeserfahrungen. Wenn Anna Rot etwa von den Tücken erzählt, eine tote Meerjungfrau inklusive Fischschwanz am Ufer eines Sees zu spielen, ihre Kolleginnen von Strategien berichten, möglichst tot zu wirken oder von den Versuchen, mit Spaghetti das Spritzen von Hirnmasse zu simulieren.

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