Jahrzehntelang hat Freddy Quinn (93) in seinen Liedern und Filmen seinen Fans Geschichten erzählt: vom einsamen Seemann, der über die Weltmeere fährt auf der Suche nach Erfüllung. Dass es sich dabei um ein Image der Plattenindustrie handelte und der Österreicher nie zur See gefahren ist, hatte Quinn schon vor längerer Zeit zugegeben. In seiner neuen Autobiografie „Wie es wirklich war“ räumt der Schlagersänger mit weiteren Mythen auf, die sich um sein Leben ranken.
Schon mit seinem Geburtsort fängt es an. Gleich drei Orte werden dazu bei Wikipedia genannt: Wien, Niederfladnitz oder Pula in Kroatien. „All diese widersprüchlichen Angaben stammen teils von mir, teils haben sich Journalisten auch etwas zusammengereimt, teils haben sich falsche Behauptungen verselbstständigt“, schreibt der jahrzehntelange Wahl-Hamburger Quinn, der seine am Donnerstag (22. Mai) erscheinende Autobiografie zusammen mit „Bild“-Redakteur Daniel Böcking verfasst hat.
Das sagt die Geburtsurkunde
Er selbst habe sich in Interviews irgendwann auf Wien als Geburtsort festgelegt. Seine Großmutter hatte ein Ferienhäuschen in Niederfladnitz, sein Stiefvater, Rudolf Anatol von Petz, stammte aus Pula. In seiner Geburtsurkunde steht Wien als Geburtsort, fest steht: Seine Mutter ist die österreichische Journalistin Edith Nidl (1910-1978).
Über seinen Vater kursieren dagegen die unterschiedlichsten Gerüchte, unter anderem sollte Quinn der nicht eheliche Sohn des irischen Kaufmanns Johann Quinn sein. Später sollte er zu seinem Vater in die USA gezogen sein und in Morgantown (West-Virginia) eine Volksschule besucht haben. Mit einem Kamerateam des ZDF reiste Quinn sogar dorthin, um die Schule zu besichtigen. Doch all diese Geschichten waren frei erfunden, um ein Image zu kreieren, gesteht Quinn gleich im Vorwort: „Der Einzelgänger sollte ich sein, der von der Unruhe getrieben war, seinen Vater zu finden, der in den USA lebte.“
In Wahrheit kannte Freddy Quinn seinen Vater nicht. In seiner Kindheit habe er über seinen Vater nur gewusst, „dass er eine Affäre mit meiner Mutter hatte und abgehauen ist, als sie schwanger war.“ Sein wahrer Vater sei wahrscheinlich 1965 von dessen Sohn – Quinns Halbbruder – umgebracht worden, vermutet Quinn. Er kenne jedoch keine Beweise, sondern nur Indizien.
So habe der Schriftsteller Manfred Chobot bereits 2011 geschrieben, dass der Mann, der von seinem Sohn umgebracht wurde, Quinns Vater sei. Außerdem habe seine Mutter den Namen dieses Mannes während des Krieges als Pseudonym verwendet. „Dass das alles Zufall sein soll, fällt mir schwer zu glauben“, schreibt Quinn.
Auf St. Pauli entdeckt
Wahr ist, dass Quinn in der „Washington Bar“ auf St. Pauli entdeckt wurde – der Startpunkt seiner außergewöhnlichen Karriere. In den 1950er- und 1960er-Jahren verbuchte der Sänger mit der tiefen Baritonstimme zahlreiche Nummer-Eins-Hits: „Heimweh“, „Die Gitarre und das Meer“ oder „Junge, komm bald wieder“ wurden zu Klassikern, es folgten zahlreiche Musikfilme, in denen er ein ähnliches Image verkörperte.
Als Einzelkämpfer und Frauenschwarm brach Quinn die Rekorde seiner Zeit: Mehr als 60 Millionen Platten hat er bis zur Jahrtausendwende verkauft. Sein Name fiel im selben Atemzug wie die der großen Show-Legenden von Peter Alexander bis Udo Jürgens.
Doch der Erfolg hatte auch seinen Preis: Um das Image des einsamen Seemannes zu erfüllen, das man ihm übergestülpt hatte, musste Freddy Quinn klare Regeln befolgen – eine davon lautete: keine Frauen an seiner Seite. So trat seine langjährige Lebensgefährtin Lilli Blessmann (1918-2008), die er bereits als junger Mann in der „Washington Bar“ kennengelernt hatte, in der Öffentlichkeit stets nur als seine Managerin auf. Heute lebt Freddy Quinn mit der 17 Jahre jüngeren Rosi zusammen, die er im Mai 2023 heiratete und mit der er seit einem Jahr auf dem Land bei Hamburg wohnt. Über sie sagt der 93-Jährige: „Sie ist das größte Glück, das mir passieren konnte.“
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