Zündstoff fürs Klima
Waldbrände werden in Europa zur neuen Normalität
Extreme Waldbrände werden in Europa künftig häufiger auftreten. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht der EASAC, der Dachorganisation der europäischen Akademien der Wissenschaften, an dem auch österreichische Experten beteiligt waren. Die Autoren fordern ein Umdenken in der Waldbrandpolitik: Statt ausschließlich auf Brandbekämpfung zu setzen, müsse Europa künftig stärker auf Prävention und langfristige Planung setzen.
Laut dem Bericht werden in der Europäischen Union jährlich durchschnittlich 500.000 Hektar Wald durch Brände zerstört – fast doppelt so viel wie die Fläche Luxemburgs. Als Ursachen nennt die EASAC eine Kombination aus Klimawandel, zunehmender Landflucht, Änderungen in der Landnutzung sowie die Ausbreitung von Monokulturen.
In vielen Regionen Europas seien künftig häufigere und lang anhaltende Dürren zu erwarten, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit extremer Waldbrände bis zum Jahr 2100 verdoppeln könnte.
Feuer werden intensiver – auch in Zentraleuropa
Obwohl die Zahl der Brände insgesamt zurückgeht – auch durch verbesserte Löschstrategien – werden einzelne Feuer laut EASAC-Umweltdirektor Thomas Elmqvist intensiver und großflächiger. Besonders betroffen sei die Mittelmeerregion. Künftig könne es in Teilen Südeuropas alle zwei Jahre zu schweren Brandereignissen kommen. Doch auch andere Regionen wie Zentraleuropa müssten sich vorbereiten. Die Temperatur steige etwa in den Gebirgsregionen besonders schnell, was das Risiko erhöhe.
Zudem seien in Europa viele städtische Gebiete von Bränden potenziell betroffen – deutlich mehr als in Nordamerika oder Asien. Das bringe nicht nur erhebliche wirtschaftliche Risiken mit sich, sondern stelle auch die Versicherungswirtschaft vor neue Herausforderungen. Elmqvist verwies dabei auf die verheerenden Waldbrände bei Los Angeles im Jänner als Beispiel für mögliche Szenarien in Europa.
Umdenken in der Politik gefordert
Aktuell liegt der Fokus der EU-Waldbrandpolitik laut Bericht vor allem auf der akuten Bekämpfung und auf Notfallmaßnahmen. Die EASAC fordert hingegen, Prävention ins Zentrum zu rücken. Dazu gehöre eine konsequentere Klimapolitik, risikobasiertes Landmanagement und der Aufbau widerstandsfähiger Landschaften.
Konkret genannt werden Investitionen in die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern und die Renaturierung kohlenstoffreicher Ökosysteme wie Moore. Solche Maßnahmen könnten nicht nur das Brandrisiko verringern, sondern auch die Biodiversität fördern und zur Kohlenstoffspeicherung beitragen.
„Lernen, mit den Feuern zu leben“
Europa müsse laut Elmqvist „lernen, mit den Feuern zu leben“. Dazu brauche es mehr Bildungs- und Kommunikationsarbeit, um die sogenannte „Brandkompetenz“ in der Bevölkerung zu erhöhen und die Gesellschaft auf eine neue Realität vorzubereiten.
An dem Bericht wirkten insgesamt 23 Forschende aus ganz Europa mit. Aus Österreich war Mortimer Müller vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien beteiligt. Die Geschäftsstelle der EASAC ist in Wien angesiedelt.
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