Dubourg im Interview

Greiner-Chefin über Kostendruck und Frauenquoten

Oberösterreich
01.06.2025 14:00

Sie ist die erste Frau an der Spitze der Greiner AG und damit seit mehr als einem Jahr Chefin von mehr als 10.000 Mitarbeitern: Saori Dubourg. Wie denkt sie über Frauenquoten? Wie gelingt es, trotz gestiegener Kosten am Standort Österreich wettbewerbsfähig zu bleiben? Das fragten wir die Vorstandsvorsitzende des Kunststoffverarbeiters und Schaumstoffherstellers aus Kremsmünster (OÖ).

Spezialist für Kunststoff und Schaumstoff, 107 Standorte in 31 Ländern, etwas mehr als 10.000 Mitarbeiter weltweit, die Zentrale in Kremsmünster in Oberösterreich – das alles steht auf der Visitenkarte der Greiner AG, die bei Verpackungen für Lebensmittel genauso gefragt ist wie im Bereich der Medizintechnik oder als Zulieferer der Auto- und Luftfahrtindustrie.

Seit März 2024 laufen die Fäden des Familienunternehmens bei Saori Dubourg zusammen. Die 53-jährige Deutsche, die lange Zeit beim Chemiekonzern BASF gearbeitet hat und dort auch Mitglied des Vorstands war, richtet Greiner ganz stark Richtung Zukunft aus. Man denkt dabei weit voraus. „Eine gute Strategie fragt nicht, was sich heute verändert, sondern sie fragt: Was bleibt in zehn, 20 Jahren von heute relevant?“, meint Dubourg.

Mit der „Krone“ sprach die Greiner-Chefin jetzt über...

  • Den Umgang mit den gestiegenen Kosten: 
    „Die Inflation wirkt sich auch auf die Personalkosten aus, das ist völlig klar. Es bedeutet, dass wir so viel an Produktivität gewinnen müssen, wie wir zusätzliche Mehrkosten haben. Das ist der Grund, warum wir auch letztes Jahr bereits intensiv an den verschiedenen Effizienzthemen gearbeitet haben. Das ist sicher eine kontinuierliche Aufgabe. Die Produktivität wird in einer Welt, die globalisiert ist, sehr entscheidend sein.“
Bei Greiner Packaging werden auch die Flaschen der Marke „air up“ zusammengebaut.
Bei Greiner Packaging werden auch die Flaschen der Marke „air up“ zusammengebaut.(Bild: Greiner AG)
  • Krisenresilienz und Greiners Trumpfasse:
    „In Zeiten, in denen es turbulent ist, ist es wichtig, einen klaren Wertekompass zu haben. Greiner steht für Verlässlichkeit, Offenheit, auch Weltoffenheit. Ich denke, eine große Herausforderung ist im Moment sicher die Frage: Wie stabil bleiben die Märkte? Sind sie weiter offen und zugänglich? Und wie gehen wir damit um? Da hilft es natürlich, dass wir zum einen lokale Produktionen haben – sei es in den USA oder in Asien – und, dass wir gleichzeitig aber auch ein starkes Bekenntnis zu Europa haben. Ich glaube, Europa hat jetzt die Chance, zu gestalten und muss es auch dringend. Wir würden gerne einen aktiven Beitrag dazu leisten.“
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Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir in Österreich in einer Demokratie leben. Wir brauchen jetzt mehr denn je eine positive Stimme der Wirtschaft, wie wir insgesamt die Transformation positiv mit Lösungen gestalten.

Saori Dubourg über das Committment von Greiner zum Standort Österreich und Europa

  • Die Bedenken, dass Nachhaltigkeit aufgrund des Kostendrucks an Bedeutung verlieren könnte:
    „Wir merken schon, dass sich die Inflation auf die Zahlungsbereitschaft der Endkonsumenten auswirkt. Und das merken wir dann auch bei unseren Kunden. Wobei es hier durchaus große regionale Unterschiede gibt. So sehen wir in mehreren Ländern, wie zum Beispiel in Skandinavien oder in der Schweiz, auch ein hohes Commitment zu nachhaltigen Verpackungen. Wichtig ist, in der Gegenwart die Zukunft vorzudenken: So sind 52 Prozent unserer Produkte bereits kreislauffähig konzipiert, sodass, wenn der Markt es benötigt, wir bereits dazu in der Lage sind. Es ist also wichtig, heute schon über das Morgen nachzudenken.“
  • Den Fokus auf neue Materialien: 
    „Wir haben gemeinsam mit Partnern heim-kompostierbare Kaffeekapseln entwickelt, die komplett aus biologisch abbaubaren Materialien zusammengestellt sind. Die Zukunft Europas aus meiner Sicht liegt in Materialien. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten. Ich glaube, dass wir dort als Europa eine enorme Chance haben, neue und zukünftige Märkte für nachhaltige Materialien, aber auch neuartige Materialfunktionen zu schaffen. Es geht nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch um Hochtechnologie.“
  • Die Notwendigkeit von Frauenquoten: 
    „Man muss Frauen und Männer gleichermaßen als Talentpool der Zukunft betrachten. Wir versuchen, aus jedem der Pools die Besten zu fördern, ganz unabhängig, ob es jetzt ein Mann oder eine Frau ist. Gleichzeitig haben wir uns bei Greiner Ziele gesetzt, dass wir bis 2030 einen Anteil von Frauen in Führungspositionen von 40 % erreichen wollen. Bei Budgets oder Ergebnissen setzt man sich auch Ziele. Warum da also nicht? Wir haben es erst geschafft, wenn wir nicht darüber reden müssen und wenn unsere Töchter und Söhne ganz selbstverständlich ihr volles Potenzial entfalten können. Das wäre mir ein Herzensanliegen.“
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